Am Flughafen Schwechat angekommen, wurde Anna Kiesenhofer bereits von den Medien erwartet. „Der Flug war ganz angenehm, so gut geflogen bin ich eigentlich noch nie – das erste Mal in meinem Leben in der Business-Class“, lachte Kiesenhofer.
Der Sieg bei den Olympischen Spielen sei eine „irrsinge Genugtuung" gewesen“, verriet sie ORF NÖ-Sportreporter Klaus Fischer nach ihrer Ankunft, denn in einem Sportlerleben erlebe man viel mehr Niederlagen als Erfolge. „Das macht es so besonders, wenn dann alles zusammenpasst“, so Kiesenhofer.
„Mir sind immer die Tränen gekommen“
Ihren Sieg am Sonntag hatte sie „gegen Zieleinfahrt“ realisiert, wie sie sagte. Aber: „Ehrlich gesagt hatte ich wenig Zeit für mich selbst danach und wenig Zeit, darüber nachzudenken, denn der große Teil der Arbeit ist ja davor geschehen. Das waren Monate und Jahre an Arbeit und nicht nur ein Rennen und das dauert seine Zeit, das zu realisieren“, so die gebürtige Weinviertlerin.
Auch ihre Goldfahrt konnte sie bisher noch nicht zur Gänze genießen. „Ich habe das Rennen noch nicht angeschaut, nur Ausschnitte bei Interviews“, berichtete sie. Ihr Gefühl dabei? „Krass. Mir sind immer die Tränen gekommen.“ Zumindest habe sie sich in den vergangenen Tagen an den Rummel um ihre Person „schon ein wenig gewöhnt“. Neben einer Handvoll Kamerateams spendeten bei ihrer Rückkehr auch einige Zaungäste Applaus. An die große Glocke hatte das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) die Rückkehr von Kiesenhofer nicht gehängt.
Blasmusik und Jubelstimmung in Niederkreuzstetten
Erste Gratulationen für die erste Radsport-Olympiasiegerin seit 1896 gab es nach ihrer Ankunft von der Familie. Dann ging es für Kiesenhofer weiter in ihren Heimatort Niederkreuzstetten (Bezirk Mistelbach), wo zahlreiche Fans auf ihre Ankunft warteten. Kurz vor Mitternacht kam sie an und staunte nicht schlecht, wie viele Menschen gekommen waren. „Ich bin sprachlos, wie viele Leute gekommen sind“, so Kiesenhofer. Das passende Präsent gab es von Landtagspräsident Karl Wilfing, der einen Goldsekt aus Poysdorf für die Gold-Anna überreichte.
Als Kiesenhofer dann mit dem Goldsekt in der Hand auch noch zum Rednerpult ging, gab es kein Halten mehr. Tosender langanhaltender Applaus für die Sportlerin, die dann sagte: „Es ist so viel passiert die letzten Tage, ich hatte kaum eine Minute für mich. Mit der Goldmedaille kann man nicht mal fünf Schritte machen, ohne dass man um ein Foto gebeten wird. Ich bin extrem glücklich und stolz, ich will mal zur Ruhe kommen und es so richtig genießen.“
„Freue mich darauf, mich wieder fit zu fühlen“
Ihr größter Wunsch für die nächsten Tage: „Ich freue mich darauf, auszuschlafen und mich wieder fit zu fühlen.“ In den kommenden Tagen soll in der Heimat nun einmal Entspannung am Programm ganz oben stehen. Auf das Rad zu steigen ist eingeplant. „Ich muss einmal schauen, ob ich gemütlich, ohne aufgehalten zu werden, fahren kann“, meinte die 30-Jährige. Ihre Arbeit an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne darf warten. Die Universität habe Verständnis dafür, dass sie nun einmal eine Pause einlegt, erklärte die Mathematikerin. Sie lebt seit rund drei Jahren in der Schweiz.