Eine reife Melone ist bereit für die Ernte
ORF/Andreas Kotzmann
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Landwirtschaft

Wassermelonen „made in St. Pölten“

Wassermelonen erwarten wir wohl eher in Urlaubsdestinationen als am Acker in St. Pölten. Tatsächlich findet man sie seit ein paar Jahren aber auch in Niederösterreich. Generell gibt es einen Trend zum Anbau von Südfrüchten.

Auf einem Acker im Stadtteil Waitzendorf im Nordwesten von St. Pölten betreiben zwei junge Männer seit drei Jahren eine Alternative zum herkömmlichen Feldanbau. Der 22-jährige Florian Strasser und der 19-jährige Robert Bandion setzten 1.800 Pflanzen der Wasser- und Zuckermelone auf einer halben Hektar großen Anbaufläche. Strasser ist Nachwuchsbauer und betreibt den Melonenanbau auf dem Feld des Vaters. Den landwirtschaftlichen Betrieb übernahm er noch nicht, aber der Melonenanbau ist sein Projekt.

Sein Geschäftspartner im Anbau und Verkauf des Sommerobsts ist gleichzeitig sein Cousin. Er betreibt den Anbau als zweites Standbein und ist hauptberuflich im Maschinenbau tätig. Bandion war es auch, der die Idee zu dem Projekt während seiner Schulausbildung an der Landwirtschaftlichen Fachschule Pyhra (Bezirk St. Pölten) hatte: „Ich war bei einem Praktikumsbetrieb in Amstetten und dort haben sie einen Hektar Melonen angebaut. Ich habe danach meinen Cousin gefragt, ob wir das nicht auch probieren wollen, denn der hat eine Landwirtschaft Zuhause. Alleine hätte ich mir dieses Projekt nicht zugetraut. Aber mein Cousin war interessiert und gleich das erste Anbaujahr war für uns erfolgreich.“

Regionale Alternative zu Import-Obst

Von Anfang August bis Mitte September ist Erntezeit. Bis zu einer Woche nach der Ernte bleiben die Melonen frisch. Verkauft werden sie Ab-Hof als regionale Alternative zu Importen aus Spanien und anderen südlichen Ländern, aber auch auf Bauernmärkten in der Landeshauptstadt. Die Melonen wiegen ausgewachsen zwischen 2,2 und vier Kilo und kosten pro Stück um die 3,50 Euro – je nach Gewicht.

Zwei Bauern
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Der 22-jährige Florian Strasser und der 19-jährige Robert Bandion bieten regionale Melonen an

„Die Kunden sind zufrieden mit der Qualität unserer Melonen. Wir sind zwar etwas teurer als im Supermarkt – dafür aber regional“, so Bandion. In Österreich wurden vergangenes Jahr pro Kopf im Durchschnitt 4,4 Kilo Melonen konsumiert. Mehr als 80 Prozent der Melonen wurden 2019 aus Anbaugebieten in Spanien, Italien und Brasilien importiert.

Melonenanbau bedeutet intensive Handarbeit

Vom Ziehen der Melonenkeimlinge über das Setzen am Feld bis hin zur Ernte des reifen Obsts geschieht bei den zwei Jungbauern alles in Handarbeit. Bewusst gibt es hier keine Maschinen, denn das Projekt soll zur Zeit noch überschaubar bleiben. An einer Pflanze wachsen im Durchschnitt drei Melonen. Dafür helfen die Familienmitglieder der beiden Melonenbauern mit.

„Wir beziehen unser Saatgut von österreichischen Anbietern. Im April beginnen wir die Pflanzen vorzuziehen. Es dauert bis Mitte Mai, bis die Pflanzen groß genug zum Aussetzen sind. Sobald die Frostnächte vorbei sind, starten wir mit dem Setzen“, erklärt Bandion den Ablauf des Melonenanbaus.

Ganz ohne Hilfsmittel geht der Anbau in St. Pölten dann aber auch nicht. Auf den Feldern sind schwarze Folien, sogenannte Mulchfolien, gespannt, unter denen die Melonen besser reifen können. „Wichtig beim Anbau ist ein sonniger, trockener Standort. In Gebieten wie Spanien haben sie die Hitze – bei uns sorgt die Mulchfolie dafür. Unter dieser wird es warm, da bekommt man am Boden schon recht gute Temperaturen zusammen“, schildert der Jungbauer Florian Strasser.

Auf einem Feld werden Melonen angebaut
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Ein halber Hektar Feld wird von der Familie betreut. Die schwarze Folie sorgt für wärmere Temperaturen am Erdboden

Die zwei St. Pöltner Melonenbauern sind nicht die Einzigen, die auf dieses Obst setzen. Andreas Felber von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich bestätigt: „Grundsätzlich gibt es eine Tendenz zum Anbau von wärmeliebenden Früchten, wie Melonen. Sie brauchen eine sehr warme Witterung, in den letzten Jahren gab es häufiger Hitzeperioden, was das Wachstum fördert. Es gibt immer mehr Betriebe, die einen Anbau im kleinen Rahmen versuchen. Geschätzt sind es zur Zeit zehn bis 20 Hektar Anbaufläche bei Melonen.“

Süßkartoffel im Trend

Auch andere Exoten, wie Süßkartoffeln, werden in Niederösterreich vermehrt angebaut, wie Andreas Felber erklärt: „Hier ist auch die Nachfrage von Supermärkten groß. Die Süßkartoffel wurde früher vor allem aus wärmeren Regionen Nordamerikas und Ägyptens importiert. Inzwischen steigt die Nachfrage an heimischen Produkten, in Niederösterreich werden 30 bis 40 Hektar Süßkartoffeln angebaut.“

Da das Klima in Österreich immer wärmer wird, verwendet man beim Anbau von Obst und Gemüse öfter Pflanzen und Saatgut aus dem Süden. Felber erklärt das am Beispiel der Zwiebel: „Früher wurden hier bei uns Sorten aus dem nördlichen Europa zum Anbau verwendet, heute setzt man öfter auf Zwiebelsorten aus Südeuropa. Diese sind besser an unser heutiges Klima angepasst.“