Leeres Schulklassenzimmer
APA/dpa/Sven Hoppe
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Bildung

Präsenzunterricht als „oberstes Ziel“

In Niederösterreich kommen von Lehrern, Schülern, Eltern und der Politik positive Reaktionen auf die angekündigten Maßnahmen für den Schulbeginn. Oberstes Ziel sei, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, wird von mehreren Seiten betont.

Eineinhalb Wochen vor Schulstart in Wien und Niederösterreich präsentierten ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Mittwoch Details zu den CoV-Maßnahmen im Schulbetrieb präsentiert. Die ursprünglich für zwei Wochen geplante „Sicherheitsphase“ zu Schulbeginn wird auf drei Wochen verlängert. In dieser müssen alle Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer außerhalb der Klasse einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Kinder und Jugendlichen testen dreimal pro Woche in der Schule – im Regelfall montags mit einem Antigen- und einem PCR-Test und donnerstags erneut mit einem Antigen-Test.

Nach diesen drei Wochen soll alles von der sogenannten risikoangepassten Inzidenzzahl abhängen. Dabei handelt es sich um die 7-Tage-Inzidenz, in die etwa auch Testzahlen und das Alter der Infizierten eingerechnet werden. Liegt die Zahl unter 100 sind die Tests freiwillig, liegt sie darüber müssen Ungeimpfte testen gehen. Ab einem Wert von 300 gilt wieder die Maskenpflicht. Diese Regeln gelten auch für Lehrkräfte. Laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein soll die Coronavirus-Kommission wöchentlich eine Risikoeinstufung – 1, 2 oder 3 – für den Bildungsbereich in jedem Bundesland vornehmen.

Bildungslandesrätin begrüßt Sicherheitsmaßnahmen

Rund 200.000 Schülerinnen und Schüler werden am 6. September in Niederösterreich in das neue Schuljahr starten. Laut Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) ist das Ziel, eine gute Balance zwischen den notwendigen Maßnahmen und einem möglichst normalen Schulalltag zu finden. Oberstes Ziel sei ein durchgehender Präsenzunterricht.

Auch nach der dreiwöchigen „Sicherheitsphase" soll es an Niederösterreichs Schulen umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen geben, kündigte die Landesrätin gemeinsam mit Bildungsdirektor Johann Heuras an. „Unter anderem soll es mit einem Abwasseranalysen-Frühwarnsystem für Schulen und Kindergärten möglich sein, Maßnahmen ausschließlich regional setzten zu können und damit großflächige Einschränkungen weitgehend zu vermeiden. Die drei Risikostufen werden eine gute Einschätzung für die Risikolage geben und ziehen klare Regeln in den Schulen nach sich“.

Lehrer begrüßen Tests, Schüler fordern psychologische Hilfe

Den Präsenzunterricht möglichst aufrechtzuerhalten, fordern auch Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter aus Niederösterreich, die die am Mittwoch präsentierten Pläne von Bildungsminister Faßmann und Gesundheitsminister Mückstein im Großen und Ganzen gut heißen. Die Lehrervertreter begrüßen die engmaschigen Tests. Dass in der ersten Phase zusätzlich auch mit den Schülern PCR-Tests durchgeführt werden müssen, sei zu schaffen, man werde zu Schulbeginn auch diese Maßnahme mittragen.

Die Eltern warnen vor zu viel Druck auf die Schülerinnen und Schüler. „Aus Elternsicht ist aber nach wie vor wichtig, dass die Wissensinhalte, die aufgrund von Distance Learning nicht so vermittelt werden konnten, nachgeholt werden und dass in die Benotung einfließt, dass die Schuljahre keine normalen Schuljahre waren“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Elternvereine, Stefan Szirucsek.

Die Schülervertreter fordern zudem, dass auch die psychische Belastung der vergangenen Monate aufgearbeitet wird. „Man hat in den letzten beiden Jahren gemerkt, dass die Coronamaßnahmen ein starker Einschnitt in das Sozialleben ist und für viele eine sehr große mentale Belastung waren“, sagte AHS-Landesschulsprecher Michael Stadlmann. „Es ist wichtig, dass man aus den vergangenen zwei Jahren gelernt hat und ein niederschwelliges Angebot an Schulpsychologie und Schulsozialarbeit anbietet.“

Kritik von NEOS

NEOS-Landessprecherin Indra Collini begrüßte in einer Aussendung am Mittwoch, dass es rechtzeitig vor Schulbeginn einen Plan für das kommende Schuljahr in Niederösterreich gebe. Sie kritisierte aber, dass hauptsächlich die Inzidenz als Richtwert für Maßnahmen herangezogen werde. „Die Inzidenz ist natürlich ein wesentlicher Wert, aber nicht der Weisheit letzte Schluss. Zumal absehbar ist, dass Turnen oder Singen in wenigen Wochen wieder nicht möglich sein werden. Abhilfe schaffen könnten die Antikörpertests", so Collini.

Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein riefen am Mittwoch einmal mehr alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren dazu auf, sich impfen zu lassen. Die Impfung sei die wichtigste Maßnahme, damit Klassen- oder Schulschließungen nicht mehr bzw. wenn, dann nur noch lokal und in Einzelfällen notwendig sind.