Die Stimmungslage in der Jägerschaft zeigte sich am Sonntag beim 75. Landesjägertag in der Burg Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) eindeutig. Agrar- und Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach von „vorübergehender Großzügigkeit“ in der Pandemie: „In der Coronazeit ist der Nutzungsanspruch an unsere Natur größer geworden. Bei der Rückkehr zur Normalität müssen wir jetzt schauen, dass wir dieser Entwicklung wieder etwas entgegenwirken.“
Das unterstrich auch Landesjägermeister Josef Pröll, der sich auf die Forderung von Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) bezog, die Forstwege für Mountainbiker zu öffnen, was dieser später relativiert hatte. Pröll erteilte einem solchen Ansinnen eine Absage: „Es kann nicht sein, dass – gesetzlich verordnet – die Öffnung des gesamten Eigentums angestrebt wird. Ich kenne und schätze Jochen Danninger schon lange, er hat das auch korrigiert oder jedenfalls erklärt, wie er es meint. Wenn wir darüber reden können, machen wir Verträge zwischen Eigentümern und Nutzungsberechtigten. Aber den Grundanspruch, das Eigentum zu entwerten, wird es mit dem Jagdverband Niederösterreich nicht geben.“
Pröll mit 96 Prozent als Landesjägermeister wiedergewählt
Dass Jäger in der Pandemie als „systemrelevant“ eingestuft worden sind, bewertet Pröll als „Meilenstein“. Der 52-jährige Ex-Vizekanzler, der seit 2012 Landesjägermeister ist, stellte sich zur Wiederwahl für weitere sechs Jahre. Er wurde ebenso mit 92 der 95 Delegiertenstimmen gewählt wie seine drei neuen Stellvertreter Gerald Friedl aus Diendorf am Kamp (Bezirk Krems), Franz Hochholzer aus Hausmening (Bezirk Amstetten) und Johannes Unterhalser aus Biedermannsdorf (Bezirk Mödling). Die bisherigen Stellvertreter Werner Spinka, Albin Haidl und Rupert Gruber hatten sich zurückgezogen.
In den neuen Vorstand und Ausschuss wurden zudem zahlreiche Frauen gewählt, sie sollen auch einem Trend Rechnung tragen. Denn von den 36.000 Jagdkartenbesitzerinnen und -besitzern in Niederösterreich – noch nie waren es so viele – sind mittlerweile zehn Prozent Frauen. Jährlich wird der Frauenanteil höher. Im vergangenen Jahr waren 22 Prozent derer, die erfolgreich die Jagdprüfung abgelegt hatten, Frauen.