Kürbisernte beginnt
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Landwirtschaft

Ölkürbisse: Niederösterreich vor Steiermark

Steirisches Kernöl wird immer häufiger aus niederösterreichischen Kürbiskernen gepresst. Niederösterreichs Fläche von Kürbisfeldern ist mittlerweile sogar deutlich größer als jene in der Steiermark. Laut Experten ist das Weinviertel für den Bioanbau besonders geeignet.

Heimische Kürbiskerne sind ein gefragtes Produkt. Die großen Ölmühlen der Steiermark zahlen den Landwirten attraktive Preise. Das führte in Niederösterreich zu einer starken Vergrößerung an Anbauflächen. Binnen zwei Jahren hat sie sich beinahe verdoppelt – von 12.829 Hektar im Jahr 2019 auf 21.078 Hektar heuer. In der Steiermark, der jahrelangen Spitzenproduzentin im Kürbisanbau, sind es 13.275 Hektar. „Die Konsumenten verlangen immer öfter Qualitätsprodukte aus Österreich“, erklärt Anton Brandstetter von der Landwirtschaftskammer, „Importe aus osteuropäischen Ländern gehen zurück, die Nachfrage im Inland steigt.“

Besonders gefragt sei Bioqualität, die im Weinviertel etwas leichter angebaut werden könne, so der Experte gegenüber noe.ORF.at: „In dieser Region ist die Trockenheit ein Vorteil. Dadurch werden weniger Schädlingsbekämpfungsmittel benötigt. Die Kriterien für biologischen Anbau können leichter erfüllt werden.“ Bereits 40 Prozent der Ölkürbisproduktion sind Bioprodukte – wesentlich mehr als in anderen Bundesländern.

85 Prozent aller biologisch angebauten Kürbiskerne kämen deshalb aus Niederösterreich, ergänzt Brandstetter. Niederösterreichs Anbaufläche umfasst hier 8.949 Hektar, die Steiermark hat mit 235 Hektar nur knapp drei Prozent davon.

Sommer machte Frühjahr wett

Wettermäßig war das heurige Jahr für den Kürbisanbau nicht ideal. Die jungen Kürbispflanzen brauchen mildes Wetter, um wachsen zu können. Dafür war es im Frühjahr zu kühl. „Die Kürbisse sind schlecht aufgegangen, wir haben manche Flächen ein zweites, einige sogar ein drittes Mal anbauen müssen“, schildert Landwirt Gerhard Loicht aus Hollabrunn, „über den Sommer konnte aber einiges aufgeholt werden.“

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85 Prozent aller biologisch angebauten Kürbiskerne kommen mittlerweile aus Niederösterreich

Die Ölkürbisbauern hoffen in Niederösterreich auf eine durchschnittliche Ernte, auch wenn in einigen Orten die Kürbispflanzen komplett vom Hagel zerstört wurden. Im Idealfall können 600 bis 700 Kilo Kerne je Hektar geerntet werden. Die steirischen Ölmühlen zahlen etwa drei Euro pro Kilogramm. Dass steirische Produzenten Kerne aus Niederösterreich verwenden, ist erlaubt, denn die geschützte Bezeichnung „Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ umfasst auch die Anbaugebiete im Wein- und Waldviertel.

Geringe Ernte bei Speisekürbissen

Bei den Speisekürbissen dürfte es größere Ausfälle geben, glauben die Landwirte. Auch hier war es für den Anbau im Frühling zu kalt. Während der trockenen Wochen im Frühsommer seien die Kürbisse kaum gewachsen, aber dennoch gereift. „Der Regen, der dann im August gekommen ist, war zu spät für uns“, klagt Landwirt Franz Hascher aus St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln), „das feuchte Wetter war sogar schlecht, weil die Kürbisse bereits ausgereift waren und im Regen zu faulen beginnen. Dadurch wird die Haltbarkeit massiv verkürzt.“

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Trotz geringerer Erntemengen gab es für die Dekoration des Hofladens von Familie Hascher genügend Kürbisse

Von den zum Kochen besonders beliebten Hokkaidokürbissen, die etwas robuster sind, dürfte es dennoch genug geben. Große Ernteeinbrüche gibt es hingegen bei etlichen der fast 400 Spezialsorten, die auf dem Hof von Familie Hascher ebenfalls angebaut werden.

Für die Dekoration vor dem Hofladen gab es dennoch genügend Kürbisse. Eine meterhohe Kürbispyramide und aus Kürbissen geformte Figuren wie Krokodil, Kakteen und Schwammerln erwarten die Besucher. Eine Ausstellung zeigt Dutzende Kürbisraritäten aus aller Welt.