Franz Gschiegl beim Vienna City Marathon auf der Laufstrecke
Franz Gschiegl
Franz Gschiegl
Sport

Ein Marathon-Held der ersten Stunde

Nach einem Jahr CoV-Pause wird am Sonntag wieder der Vienna City Marathon ausgetragen. Seit der Premiere im Jahr 1984 waren nur sieben Läufer jedes Jahr dabei. Einer von ihnen ist Franz Gschiegl aus Pfaffstätten (Bezirk Baden).

Insgesamt 1.519 Kilometer oder anders gesagt 119 Stunden war er schon unterwegs und damit so lange wie kein anderer Athlet beim Vienna City Marathon. Startnummern, Medaillen und zahlreiche alte Laufschuhe dokumentieren die bisherige Geschichte von Franz Gschiegl bei „seinem“ Marathon. Für den 66-jährigen ist der Lauf durch die Bundeshauptstadt ein wichtiger Teil seines Lebens.

„Es ist ein Theater der Emotionen. Diesen Slogan hat der Veranstalter aus meiner Sicht zu Recht gewählt. Ich habe in meinem Leben schon so viele Bewerbe absolviert, vom Dolomitenmann bis zu Ski-Marathons. Aber Wien ist einfach einmalig“, gerät Gschiegl ins Schwärmen, wenn man mit ihm über den Vienna City Marathon spricht.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Franz Gschiegl umringt von allen Medaillen und Startnummern
Klaus Fischer
Franz Gschiegl ist auf jede Startnummer und jede Medaille stolz
Franz Gschiegl mit einer Medaille um den Hals
Franz Gschiegl
Und auch nach 36 Jahren ist die Medaille nach dem Lauf noch etwas Besonderes
Die vielen Laufschuhe von Franz Gschiegl
Franz Gschiegl
In dieser Zeit hat Franz Gschiegl schon viele Laufschuhe durch Wien getragen
Franz Gschiegl wird von seiner Frau geküsst
Franz Gschiegl
Ein Kuss von seiner Frau kurz vor dem Ziel ist für ihn jedes Jahr die Extra-Motivation

Seine Wien-Bestzeit steht seit dem Jahr 1988 bei 2:50 Stunden. Diese Marke wird er am Sonntag nicht mehr erreichen, dafür steht anderes im Vordergrund. „Im Alter wird man natürlich langsamer. Heuer wäre ich froh, wenn ich 3:50 Stunden laufe. Aber die Zeit ist jetzt nicht mehr so wichtig, ich genieße die Teilnahme viel mehr als früher.“

Operation wegen Marathon verschoben

Um zum elitären Kreis der „Dauerläufer“ in Wien zu gehören muss man hin und wieder die Zähne zusammenbeißen. „Einmal habe ich sogar eine Operation verschoben. Es war mir einfach wichtig, den Marathon zu absolvieren und danach mit ruhigem Gewissen ins Krankenhaus zu gehen“, erzählt Gschiegl.

Sport gehört für ihn zum Alltag dazu. „Sechsmal pro Woche bin ich sportlich aktiv. Neben den Laufeinheiten bin ich viel mit dem Rad oder am Berg unterwegs“, erklärt der 66-Jährige, der pro Jahr bis zu 3.500 Kilometer läuft.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Franz Gschiegl gemeinsam mit anderen Läuferinnen
VCM/Leo Hagen
Franz Gschiegl zählt zur Elite jener Läufer, die noch keinen Wien-Marathon verpasst haben
Franz Gschiegl beim Vienna City Marathon auf der Laufstrecke
Franz Gschiegl
Der Lauf durch Wien ist für ihn jedes Jahr ein Fixpunkt

Am Sonntag kommen die nächsten 42,195 Kilometer dazu. „Ich freue mich schon auf das Kribbeln beim Start. Ich versuche immer, sehr weit vorne zu starten, damit ich nicht allzu viele Leute vor mir habe. Auf den ersten Metern über die Reichsbrücke erlebt man dieses besondere Gefühl, dass alle neben dir das Gleiche wollen und das ist einmalig.“

Kuss von der Ehefrau als Motivation

Die Finisher-Medaille bekommt Franz Gschiegl im Ziel, die eigentliche Belohnung erhält er aber jedes Jahr schon wenige Meter vor der Ziellinie. „Meine Frau begleitet mich seit 39 Jahren bei allen Sportveranstaltungen. In Wien wartet sie meistens bei Kilometer 41 auf mich und da gibt es immer einen Kuss als Motivation für mich", erzählt Gschiegl und fügt hinzu: „Die paar Sekunden Zeitverlust nimmt man da natürlich gerne in Kauf.“

Gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern wird dann im Ziel die erfolgreiche Teilnahme gefeiert. Das soll auch am Sonntag wieder so sein. Und dann hat Franz Gschiegl seinen Platz im Club der Wien-Marathon-Dauerläufer erneut sicher.