Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. 2020 gab es im Vergleich zum Vorpandemiezeitraum 2019 einen deutlichen Anstieg der Anrufe bei der Frauenhelpline gegen Gewalt: Während der ersten Pandemiemonate zwischen März und Juni 2020 waren es um 71 Prozent mehr, im Dezember immer noch um 33 Prozent. Diese Zahlen sind zwar hoch, jedoch melden sich laut den Frauenberatungsstellen noch immer viel zu wenig Betroffene.
24 Stunden Frauenhelpline gegen Gewalt:
0800 222 555
NÖ Frauentelefon:
0800 800 810
Viele wüssten oft nicht, dass das Angebot von Hilfseinrichtungen existiert, so die Beratungsstellen. Daher startet das Land Niederösterreich zusammen mit der NÖM AG eine neue Maßnahme zur Aufklärung. Zwei Wochen lang werden auf den Ein-Liter-Milchpackungen von NÖM die Telefonnummern der Frauenhelpline und des NÖ Frauentelefons, sowie ein QR-Code, der direkt auf die Infowebsite „Stopp die Gewalt“ des Landes führt, abgedruckt.
Niederschwelliges Angebot
Frauen, die Opfer von Gewalt geworden oder davon bedroht sind, sollen die Nummern so niederschwellig wie möglich noch einmal vermittelt werden. Der Gedanke sei simpel, aber effektiv: Je öfter die Nummer und das Hilfsangebot gesehen werden, desto mehr rücken sie ins Bewusstsein, heißt es.
Frauenlandesrätin Teschl-Hofmeister (ÖVP) begrüßt das Projekt bei einer Präsentation der neuen Milchpackungen auf dem Gelände der NÖM AG: „Wir müssen ein Kommunikationsmittel finden, das jeden und jede erreicht. Man nimmt eine Milchpackung mit nach Hause, schaut sie sich beim Einstecken und beim Verwenden an und entdeckt vielleicht per Zufall: Da ist etwas darauf, das ich gut brauchen kann. Und: Man kann die Packung einstecken, ohne sich als potentielles Opfer beim Einkaufen zu outen.“
Eine Milchpackung würde zu Hause im Durchschnitt sieben Mal in Händen gehalten und erreiche so auch alle Bewohnerinnen und Bewohner eines Haushalts, so die gemeinsamen Initiatoren. Man erhofft sich durch die bedruckten Verpackungen bis zu 3,5 Millionen zusätzliche Kontaktchancen.
Vom Kassenbeleg zur Milchpackung
„Jede Gewalttat ist eine zu viel und wir beteiligen uns aus Überzeugung bei dieser wichtigen Kampagne des Landes Niederösterreich“, erklärte Veronika Beyer, Marketingleiterin der NÖM AG, am Donnerstag. Bereits seit August gibt es eine ähnliche Kooperation mit SPAR. Am Kassenbeleg sind ebenfalls die wichtigsten Informations- und Notfallnummern für Frauen abgedruckt – mehr dazu in Supermarktkampagne hilft Gewaltopfern (noe.ORF.at; 6.8.2021).
Die aktuelle Aktion läuft zwei Wochen lang. Laut Teschl-Hofmeister wird es danach aber wohl noch weitere Initiativen geben, um die Botschaften einfach an Frauen zu bringen. Die Kooperationen mit NÖM und Spar würden gut funktionieren, so die Landesrätin. Sie kann sich sowohl eine Wiederholung als auch ähnliche Aktionen vorstellen. „Je breiter wir die Informationen streuen – desto besser.“