Soziales

Immer mehr Einsätze für Krisenintervention

Die Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes Niederösterreich haben in den vergangenen Jahren steigende Einsatzzahlen verbucht. 2020 nahmen trotz Pandemie 1.452 Personen das seit nunmehr 20 Jahren bestehende Hilfsangebot in Anspruch.

„Oft sind es keine körperlichen, sondern seelische Wunden, die versorgt werden müssen“, hob Josef Schmoll, der Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich, in einer Aussendung die Bedeutung der sogenannten seelischen Ersten Hilfe hervor. Die Krisenintervention übernimmt die Betreuung von Menschen nach traumatischen Ereignissen. Dazu zählen plötzliche lebensgefährliche Erkrankungen, Verletzung oder Tod eines Angehörigen und der Verlust der Lebensgrundlage etwa durch Naturkatastrophen.

„Ziel ist die Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit und die Unterstützung des Trauerprozesses“, erklärte Chefpsychologe Cornel Binder-Krieglstein. Die aus freiwilligen Mitarbeitern bestehenden Teams – im Bundesland stehen 292 psychologisch geschulte Personen und psychosoziale Fachkräfte zur Verfügung – sind durchgehend erreichbar. Die Alarmierung erfolgt durch die Einsatzkräfte an Ort und Stelle, die Betreuung bedarf allerdings auch der Zustimmung der jeweiligen Person. Für Betroffene ist das Angebot kostenlos, die Finanzierung erfolgt über Spendengelder.

Heuer bereits 637 Einsätze

Die Nachfrage ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Verwiesen wurde auf 45 Einsätze mit 86 Betreuten 2001. Im Jahr 2019 und damit noch vor der Pandemie nahmen 2.403 Menschen das Hilfsangebot in Anspruch. Heuer gab es bis Ende September 637 Einsätze und 1.359 betreute Personen.

Josef Schmoll bei PK
Rotes Kreuz NÖ / Markus Hechenberger
Josef Schmoll: „Oft sind es keine körperlichen, sondern seelische Wunden, die versorgt werden müssen“

Apropos Corona: Die Lungenkrankheit und der allgemeine Umgang damit änderte im Vorjahr auch für die Krisenintervention so gut wie alles. Vorübergehend war der Betrieb – wo möglich – auf ein telefonisches Service umgestellt worden. Nach der Gründung einer Task Force und zusätzlichen Schulungen wurde im Winter 2020 wieder direkte Hilfe an Ort und Stelle angeboten.

Schulung ausgeweitet

Um das kostenlose Service am Puls der Zeit zu halten, setzt die Rettungsorganisation auf „ständige Überarbeitung und Anpassung der Aus- und Fortbildung“, wie am Dienstag betont wurde. In Sachen Ausbildung sei es generell wichtig, immer wieder „aus Erfahrungen“ zu lernen, betonte Binder-Krieglstein. 2014 wurde die Dauer der Schulung auf neun Tage plus einen Prüfungstag ausgeweitet, diverse weitere spezifische Unterlagen folgten. Binder-Krieglstein: „2020/21 haben wir dann auch diese Fortbildung mit e-Learning-Modulen ergänzt – sozusagen ein Gebot der Stunde.“