Baustelle eines Wohnhauses
ORF/Rohrhofer
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Wirtschaft

Baukosten um fast 30 Prozent gestiegen

Knappe Baustoffe, hohe Kosten: Die Baubranche macht seit dem Frühjahr schwierige Zeiten durch. Die Situation hat sich mittlerweile etwas entspannt, die meisten Baustoffe sind wieder verfügbar. Die Preise sind aber nach wie vor um fast 30 Prozent höher.

Der Materialengpass und die Kostenexplosion hat auch die Firma Lux aus Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) völlig überrascht. „Es war nicht vorhersehbar. Momentan waren Baustoffe, die normalerweise sehr kurzfristig verfügbar sind, nicht mehr verfügbar“, sagte Baumeister Erich Lux. „Am dramatischsten war die Situation bei Ziegel, aber auch Polystyrolprodukte hat man über Wochen nicht bekommen. Die Preise sind bei Stahl, Beton, bei allen Grundbaustoffen gestiegen.“

Ein halbes Jahr später hat sich zumindest die Liefersituation etwas entspannt. Bei den meisten Baustoffen gibt es keinen Engpass mehr, bei Ziegel allerdings schon. „Hier haben wir nach wie vor wochenlange Lieferzeiten, vor allem bei den Nicht-Standard-Produkten“, sagte Lux. Die Hainfelder Baufirma musste daher bereits Baustellen verschieben bzw. andere Baustellen vorziehen, wo aktuell kein Ziegel benötigt wird. „Die Bauherren waren Gott sei Dank verständnisvoll.“

Gestiegene Nachfrage als Begründung

Als Grund für den Materialengpass wird von den verschiedensten Herstellern die hohe Nachfrage genannt – bei Ziegel soll sie gar um 40 Prozent gestiegen sein. „Die Nachfrage ist eine gute, die Auftragslage insgesamt ist gut. Dass sie so überdurchschnittlich über den Vorjahren ist, können wir aber nicht beobachten“, sagte Lux. Zusätzlich zur hohen Nachfrage dürfte ein „Rückstau aus der Corona-Kurzarbeit“ aber auch mit ein Grund für den Lieferengpass sein, so der Baumeister.

Lux will aus der Situation lernen und künftig länger vorausplanen als bisher, „sodass sich die Baufirmen und Hersteller einstellen können, wie hoch der Bedarf in den nächsten Monaten und nicht nur in den nächsten Tagen und Wochen sein wird.“ Einen Engpass beobachtet er übrigens nicht nur beim Ziegel, sondern auch beim Personal. Es gibt zwar viele Anfragen, nur fehlen der Firma, die rund 130 Leute beschäftigt, die Fachkräfte, die diese abarbeiten könnten. „Da wäre Bedarf, bei uns und in der ganzen Branche“, so Lux.

Baumaterial
ORF/Thomas Koppensteiner
Manche Baumaterialien waren im Frühjahr kaum zu bekommen, mittlerweile hat sich die Liefersituation aber etwas entspannt

„Macht keinen Sinn, mit Hausbauen zu warten“

Der Landes- und Bundesinnungsmeister der Sparte Bau in der Wirtschaftskammer, Robert Jägersberger, rechnet damit, dass die Situation im Herbst noch einmal angespannter werden kann. „Im Herbst ist die Bautätigkeit am größten. Wir befürchten aber keine groben Lieferverzögerungen“, so Jägersberger. Bei den Baukosten erwartet er keine Entspannung. „Dass die Preise wieder auf das alte Niveau zurückgehen, diese Hoffnung habe ich nicht, zumal wir in der Zukunft auch andere Parameter wie die CO2-Einpreisung zu stemmen haben und auch die normale Inflation immer wieder stattfindet.“

Für Häuslbauer macht es laut Jägersberger keinen Sinn, in der derzeitigen Situation auf billigere Preise zu warten. Im Gegenteil: Das Hausbauen könnte künftig noch teurer werden. Der Innungsmeister empfiehlt, nur dann abzuwarten, wenn man auf „den Baumeister seines Vertrauens warten möchte und dieser momentan zu sehr ausgelastet ist. Dann macht es Sinn, ein paar Wochen hinten anzuhängen.“

Der Facharbeitermangel verfolge die Branche schon lange, meinte Jägersberger, und sei durch die gute Auftragslage verstärkt worden. Der Bau arbeite „ständig“ daran, sein Image zu verbessern. „Wir arbeiten an der Lehrlingssuche, wir schauen im Erwachsenenbereich in Form von Teilqualifizierungen, Facharbeiter zu bekommen. Wir sind nicht untätig, nur das Pouvoir ist immer enden wollend.“