Die Kühlraumtür gleitet geräuschlos auf. Doch auf den Regalen in der alten Kühlkammer liegen keine Lebensmittel mehr, stattdessen stapeln sich hier hunderte Küchengeräte: dutzende Schöpfer, hunderte Teller, Gläser, Häferl und Besteck. Alles was sich abmontieren lässt, wird diese Woche versteigert. Dazu gehören Stiegengeländer, Toilettenkabinen, der Spielplatz und natürlich auch die Kühlraumtür selbst. Der Ausrufpreis liegt bei fast allen Stücken bei nur einem Euro.
Montagvormittag konnten sich Interessierte selbst ein Bild von den mehr als 2.500 Versteigerungsposten machen. Jedes Objekt ist mit einem QR-Code versehen, der die potentiellen Bieterinnen und Bieter direkt auf die Versteigerungshomepage führt. Dort kann jeder mitbieten, der etwa gerne einen Plastikbaum, einen Pizzaofen oder dutzende Salzstreuer sein Eigen nennen möchte.
„Natürlich ist die Gastronomie der Hauptansprechpartner, aber auch Feuerwehren, die zum Beispiel einen Gulaschkessel brauchen, kommen vorbei“, sagt Norbert Lehner, Geschäftsführer der Firma Lenox Trading, die die Abwicklung der Raststätte organisiert. Einer dieser Gastronomen ist Karl Steinwendner aus Hainfeld (Bezirk Lilienfeld), der eine spezielle Reinigungsmaschine für seine Fritteuse sucht. „Die kostet neu 1.600 Euro, derzeit steht sie auf 90 Euro. Da macht es Sinn herzufahren und zu schauen, ob sie noch funktioniert“, erzählt der Wirt.
Mehr als 2.500 Versteigerungsobjekte
Auch einige Privatkunden streunen durch die Gaststube oder werfen einen letzten Blick hinter die Schank. Schließlich kommen auch Wandbilder, Sesseln und Sitzbänke unter den Hammer, die in jedem Wohnzimmer ein Zuhause finden können. Noch weiß niemand, wie stark die Gebote die Preise nach oben treiben werden, doch mit allzu hohen Summen rechnet angesichts der schieren Menge an Objekten niemand.

Noch sieht es in der Raststätte aus wie immer, doch schon nächste Woche soll das anders sein. Nachdem alle mobilen Gegenstände abgeholt wurden, wird Lehner die Stromkästen und die gesamte Haustechnik hergeben – spätestens dann wird es dunkel. Am 1. November kommen schließlich die Bagger: Das gesamte Gebäude wird abgerissen. An gleicher Stelle möchte der Rosenberger Eigentümer TQSR einen sogenannten „Rosehill Foodpark“, also eine Halle, die mehrere Gastronomiebetrieben unter einem Dach vereint, hochziehen. Schon im Sommer 2022 soll der Foodpark in St. Pölten in Betrieb gehen.
Das Ende eines Stückes Autobahngeschichte
Mit dem Abriss endet auch ein fast 50-jähriges Stück Westautobahngeschichte. Im Dezember 1972 eröffnete der Gastropionier Heinz J. Rosenberger hier sein erstes Autobahnrestaurant.