Die Handyapp „Viehworld“
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Landwirtschaft

Idee aus dem Mostviertel: Kuhhandel via App

Ein Mostviertler Tierarzt hatte die Idee, Rinder mittels Handy-App zu handeln. Seit September ist sie online, etwa 100 Tiere wechselten seitdem schon auf diese Art den Besitzer. Damit entfällt für Mensch wie Tier der Stress einer herkömmlichen Versteigerung.

So läuft es bis jetzt: Der Laufsteg für die schönsten Kühe ist eine große Versteigerungshalle wie etwa jene in Bergland bei Wieselburg (Bezirk Melk). Die Tiere werden dorthin transportiert, dann noch geduscht und geputzt, ehe es auf die Sägespäne-Bühne geht. Dann wird ersteigert und das Rind in den neuen Betrieb transportiert. In der Regel bedeutet das einen dreitägigen Aufwand.

Und so könnte es in Zukunft sein: Die Handy-App namens „Viehworld“ wird aktiviert und das Tier fotografiert. Um einen guten Überblick zu schaffen, werden auch Handy-Videos von der Kuh oder dem Kalb angefertigt und ebenfalls online gestellt. Verbunden mit den Detaildaten der AMA über die Ohrmarke des Tieres wird der Marktplatz eröffnet. Der Zeitaufwand beträgt in der Regel fünf Minuten.

Weniger eingeschleppte Infektionen

Für Tierarzt Wolfgang Schiessl aus Kilb (Bezirk Melk) war ein Grund für seine Idee neben den kürzeren Transportwegen und der Zeitersparnis für die Bauern vor allem auch die Infektionsanfälligkeit der Tiere nach Versteigerungen. „Wie man bei Corona gesehen hat, ist eine Ansammlung von vielen Individuen an einem Ort, die aus verschiedenen Ortschaften – oder in unserem Fall Betrieben – kommen, nicht wirklich förderlich. Da wäre es natürlich besser, wenn Betrieb A direkt an Betrieb B verkauft“, erklärt Schiessl. „Dann hat er das Risiko eines Betriebes und nicht, wie bei Versteigerungen üblich, das von 300 bis 400 Betrieben, die dort vertreten sind.“

Die Bandbreite der Krankheiten, die über den herkömmlichen Weg eingeschleppt werden könnten, sei groß, sagt Schiessl: „Lungenerkrankungen, Atemwegserkrankungen, Durchfall und auch Klauenerkrankungen sind am häufigsten bei Kühen.“

Mittlerweile wurde die App bereits etwa 3.000 Mal heruntergeladen. Demnächst werde sie erweitert, kündigt der Purgstaller (Bezirk Scheibbs) Florian Aspalter an, der die App mit Schiessl entwickelte: „Noch im Oktober sollen Schafe und Ziegen dazukommen. Parallel sind wir dabei, die App auch in Deutschland zu platzieren, weil die Strukturen dort den unseren ähnlich sind. Dort wollen wir im Dezember starten.“ Die App sei nur eine Ergänzung zu den Versteigerungen, sagen die Erfinder. Es könnte aber auch der Beginn eines Umbruchs sein.