Glasskulpturen am Teich in Altnagelberg
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„Menschen im Blickpunkt“

Der Mann hinter den Glasskulpturen am Teich

Rund um einen Teich in Alt-Nagelberg (Bezirk Gmünd) sind meterhohe Skulpturen aus Glas zu sehen. Andreas Apfelthaler schaffte die Kunstwerke in einer Glashütte, die er vor 16 Jahren aus der Konkursmasse eines großen Betriebes übernommen hatte.

Der Glasbläserofen glüht rund um die Uhr. In der Nacht wird Quarz mit weiteren Zutaten bei 1.400 Grad Celsius zu Glas geschmolzen. Tagsüber hat der Ofen eine Temperatur von 1.200 Grad, die notwendig ist, um das Glas verarbeiten zu können. „Meine Gasrechnung beträgt momentan etwa 6.000 Euro im Monat“, sagt Glasbläser Andreas Apfelthaler. Rohstoffe seien aufgrund der Coronavirus-Krise momentan nur schwer zu bekommen: „Ich habe aber noch genügend Vorrat, sodass wir weiter arbeiten können."

Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern fertigt der Glasbläser die selbstkreierten Figuren, die als Dekoration im Garten verwendet werden können: bunt schimmernde Pflanzen und Bäume ebenso wie Enten, Hühner und ein Froschkönig. Die Herstellung einer etwa 20 Zentimeter großen Eule dauert etwa eine Viertelstunde. Zunächst wird der Körper in eine eigens dafür angefertigte Holzform geblasen. Immer wieder muss das Glas erhitzt werden, nach und nach kommen weitere verschiedenfarbige Elemente dazu: zuerst die Augen, dann die Ohren, zuletzt die Flügel und der Schnabel.

Glasskulpturen am Teich in Altnagelberg
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Die Skulpturen sind in einer Erlebniswelt rund um einen Teich in Alt-Nagelberg ausgestellt

„Heuer im Sommer waren besonders viele Touristen im Waldviertel“, freut sich Andreas Apfelthaler, „wir profitieren von der Corona-Krise: Viele Besucher schauen uns beim Arbeiten in der Werkstatt zu und kaufen Objekte für ihren Garten." Ein Wermutstropfen seien allerdings die deutlich gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise.

Glasbläser in siebenter Generation

Direkt neben der Glashütte betreibt der Vater, Franz Apfelthaler, ein privates Glasmuseum. Der 83-Jährige hat vor fast 70 Jahren als Lehrbub im damals größten Betrieb der Gemeinde, in der Glashütte der Firma Stölzle, begonnen. „Ich bin Glasbläser in der sechsten Generation, mein Sohn ist die siebente Generation. Früher war das gar keine Frage: Die Buben werden Glasbläser, die Mädchen arbeiten im Verkauf", sagt Franz Apfelthaler. Sein Sohn Andreas ergänzt: „Man kann sagen: In unseren Adern fließt Glas statt Blut.“

Im Museum sind hunderte Objekte zu sehen, die die Geschichte der Glasbläserei zeigen. Auf Schautafeln wird die Herstellung erklärt. Neben wertvollen Kirchenfenstern, Trinkgläsern, Krügen und Parfumflaschen sind auch zwei absolute Raritäten zu sehen: die größte Sektflöte der Welt und die Kristallkugel des Skiweltcupgesamtsiegers 1979.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Blick in das Innere der Glaswerkstatt
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Die Figuren werden in der Glashütte kreiert
Glasofen
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Der Ofen glüht rund um die Uhr
Glasskulptur einer Eule
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Die Herstellung einer solchen Glaseule dauert etwa 15 Minuten
Glasskulpturen am Teich in Altnagelberg
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In der Erlebniswelt sind teils meterhohe Skulpturen zu sehen
Glashütte Apfelthaler
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Hergestellt werden sie in der Glashütte in Alt-Nagelberg
Glasbläser Andreas Apfelthaler
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Andreas Apfelthaler ist Glasbläser in bereits siebenter Generation
Glasskulpturen in Altnagelberg
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„In unseren Adern fließt Glas statt Blut“, sagt er

„In den 1970er-Jahren sind die begehrten Kristallkugeln für die Skiweltcupsieger bei uns in Alt-Nagelberg gemacht worden“, erklärt Franz Apfelthaler, „sicherheitshalber wurden von jedem Pokal zwei Exemplare angefertigt, damit einer in Reserve ist, falls einer kaputt geht. Der Reservepokal von 1979 steht in meinem Museum.“

Die größte Sektflöte der Welt fasst 90 Liter und ist fast zwei Meter hoch. Sie wurde im Jahr 1999 gemeinsam von 20 Waldviertlern Glasbläsern zu Gunsten von „Licht in Dunkel“ hergestellt. Bei der Aktion wurden 11.844 Euro Spenden gesammelt. Die Sektflöte wurde auch im „Guiness Buch der Rekorde“ eingetragen.