„Ganz Persönlich“

„Darf Leuten nicht auf die Nerven gehen“

Der ORF-Moderator Norbert Oberhauser ist momentan im Fernsehen allgegenwärtig. Der 49-Jährige lebt mit seiner Familie in Baden. Im Interview erzählt er, was er dort genießt und wann er auf Sendung das letzte Mal Schweißausbrüche hatte.

Norbert Oberhauser ist in Graz zur Welt gekommen. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Oberhauser durch das Frühstücksfernsehen „Cafe Puls“. Seit Jänner 2019 präsentiert er auf ORF 2 das Vorabendmagazin „Studio 2“. Oberhauser ist verheiratet und hat zwei Söhne.

noe.ORF.at: Am Freitag geht das große Finale der aktuellen „Dancing Stars“-Staffel über die Bühne. Wirst du die Show vermissen oder bist du froh, dass es vorbei ist?

Norbert Oberhauser: Ich bin einerseits froh – wenn wir die Staffel durch diese schwierigen Zeiten gebracht haben, werde ich drei Kreuze machen. Andererseits macht es derzeit so viel Spaß. Ich werde versuchen, das Finale so gut es geht zu genießen.

Norbert Oberhauser im Gespräch mit Eva Steinkellner
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Norbert Oberhauser im Gespräch mit Eva Steinkellner-Klein

noe.ORF.at: Ist es wirklich nur Genuss? Bist du gar nicht aufgeregt?

Oberhauser: Ich gestehe, dass ich die ersten Male schon sehr aufgeregt war. Ich wollte nichts falsch machen. Ich bin in ein total funktionierendes Team gekommen, das fast durchwegs seit 16 Jahren an der Sendung arbeitet. Nur ich war neu. Ich wollte auch dem Team zuliebe keine Böcke schießen. Dann gehst du eher ein bisschen konservativ an die Sache ran. Aber jetzt bin ich voll drin und seitdem läuft es.

noe.ORF.at: Schreibst du dir deine Gags selbst?

Oberhauser: Wir haben einen grandiosen Drehbuchautor, der manchmal ein bisschen etwas vorschreibt. Das meiste ergibt sich an der Bar, im Gespräch. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Ich arbeite auf diesen Gag hin, der sehr gut ist, müsste dann aber quasi eine Kurve im Gespräch machen. Das mache ich allerdings nicht gern und deswegen verzichte ich lieber auf den Gag, damit wir einen schöneren Übergang haben.

noe.ORF.at: Du hast ja letztes Jahr selbst als Kandidat getanzt. Was ist dir lieber?

Oberhauser: Das ist eindeutig! Ich möchte das Tanzen nicht missen, weil ich heute viel besser verstehe, wie es denen geht. Aber ich hatte vorher immer Schweißausbrüche, das war für mich wie eine Maturaprüfung. Auch wenn ich mir vorgenommen habe, es lockerer zu nehmen – sobald Kristina Inhof (Anm. Moderatorin von Dancing Stars 2020) gesagt hat: ‚Hier kommt Paar 03‘, wusste ich nicht mehr, wie der erste Schritt geht.

noe.ORF.at: Kannst du noch etwas von damals?

Oberhauser: Es ist nicht viel hängengeblieben. Es wird dir in der Zeit eine 90-sekündige Choreographie eingeprügelt. Die kannst du dann, aber dass ich jetzt einen Cha Cha Cha tanzen kann? Nein! Aber vermutlich würde ich es rasch wieder lernen.

noe.ORF.at: Momentan läuft es für dich richtig gut – mit deinen Moderationen bei „Studio 2“, „Dancing Stars“ oder auch „Aufsteirern“ und mit deinen musikalischen Soloprojekten.

Oberhauser: Ja, das stimmt. Wie mein Nachbar letztens gesagt hat: ‚Egal, wann ich einschalte, ich sehe dich.‘ Für mich ist das ja ein ganz normaler Beruf. Ich gehe von Montag bis Freitag, manchmal von Montag bis Sonntag, arbeiten und mache meinen Job. Im Grunde wie jeder andere, aber denen wird nicht zugeschaut, die sind nicht immer im Wohnzimmer der anderen. Man muss auch sehr aufpassen, dass man den Leuten nicht auf die Nerven geht.

noe.ORF.at: Du hast in einem Interview einmal gesagt, dass du als Kind das Gefühl hattest, nicht gut genug zu sein. Konntest du das ablegen?

Oberhauser: Das hat mich bei „Dancing Stars“ wieder eingeholt. Ich dachte, das habe ich längst hinter mehr, aber dann kommt diese Tanzerei daher und man ist wieder mit seinen Problemen aus der Vergangenheit konfrontiert. Ich kann mich gut erinnern: Wir haben Fußball gespielt. Ich war sechs Jahre alt und mein Bruder 16. Ich stand im Tor und habe wie ein Krake jeden Ball gefangen. Wenn dann trotzdem einer reingegangen ist, habe ich geweint und war verzweifelt.

Norbert Oberhauser im Gespräch mit Eva Steinkellner
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Oberhauser ist in unterschiedlichen Funktionen auf der Bühne zu sehen

noe.ORF.at: Deine Söhne Niko und Fin sind in der Volksschule und im Kindergarten. In den ersten beiden Jahren warst du als ‚Vollzeitpapa‘ zu Hause. Wie war das?

Oberhauser: Toll! Ich würde jedem Mann diese Erfahrung wünschen. Auch, um zu verstehen, dass man da keine freie Minute hat. Kinder sind ein Fulltime-Job. Es kommt aber so viel zurück, denn man kann eine sehr starke Beziehung zu seinen Kindern aufbauen. Mein Vater war ja eine ganz andere Generation. Da hat die Frau das erledigt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ausreden er verwendet hat, um nicht heimzukommen. Das ist schade.

noe.ORF.at: Du wolltest als Jugendlicher Popstar werden. Hast du dir mit deiner Band „The Rats Are Back“ und mit deinen Soloprojekten deinen Traum ein bisschen erfüllt?

Oberhauser: Ich kann nicht ohne Musik. Ich würde es auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nur für mich, machen. Musik ist so ein wichtiger Teil meines Lebens. Sie hat mich wie an einer unsichtbaren Hand durch mein Leben begleitet – an guten Tagen, um der Soundtrack für Partys zu sein, und an schlechten, um mir durchzuhelfen.

noe.ORF.at: Wenn man ein bisschen recherchiert, dann kommt man an dem Begriff „Schwiegersohn der Nation“ nicht vorbei.

Oberhauser: Jössas, die sollten alle mal meine Schwiegermutter fragen. (lacht)

noe.ORF.at: Was würde sie denn sagen?

Oberhauser: Inzwischen ist alles gut. Aber ich habe auch einen Dickschädel und meine Vorstellung, wie etwas läuft. Schwiegersöhne oder -töchter sind eh immer ein Problem. Da erzähle ich ja nichts Neues. (lacht)

noe.ORF.at: Ist das ein Kompliment für dich?

Oberhauser: Sagen wir so: Ich habe mich daran gewöhnt.

noe.ORF.at: Du wohnst mit deiner Familie in Baden, am Land. Was magst du dort besonders?

Oberhauser: Wo man wohnt, ist auch immer vom Lebensabschnitt abhängig. Heute liebe ich das Leben am Land, mit meinem kleinen Garten. Man hilft sich gegenseitig, man borgt sich die Heckenschere aus, man bringt sich den Zucker oder die Milch hinüber. Ich weiß, es ist spießbürgerlich bis zum Geht-nicht-mehr.

noe.ORF.at: Fehlt dir nicht die Anonymität der Großstadt?

Oberhauser: Ach, die Nachbaren sehen mich verschwitzt in der Badehose mit dem Rasenmäher durch den Garten fahren, die sehen in mir nicht Norbert, den TV-Star, sondern Norbert, den Nachbarn, der ein paar Kilo zu viel auf den Hüften hat.

noe.ORF.at: Hast du einen Tipp für uns? Wer wird denn das Finale gewinnen?

Oberhauser: Im letzten Jahr habe ich es tatsächlich erraten. Dieses Mal habe ich keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Es sind alle verdient im Finale. Das Publikum wird es entscheiden und es hat noch nie falsch entschieden.