Kiesgrube
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Chronik

Grafenegg: Unmut wegen geplanter Kiesgrube

In Grafenegg (Bezirk Krems) sorgt eine geplante 40 Hektar große Kiesgrube für Aufregung. Bürgerinnen und Bürger befürchten mehr Schwerverkehr, Luftverschmutzung sowie Lärmbelästigung, hieß es am Montag bei einer Protestaktion gemeinsam mit den Grünen.

Seit fast zwei Jahren setzt sich die „Bürgerinitiative Lebensqualität Grafenegg“ dafür ein, dass die geplante Kiesgrube nicht umgesetzt wird. „Uns geht es darum, dass man nicht unmittelbar vor Wohngebiet eine 40 Hektar große Kiesgrube errichten kann, noch dazu auf hochwertigem Ackerboden“, sagte die Sprecherin der Initiative, Monika Henniger-Erber bei der Protestaktion am Montag.

Der Hintergrund: Der Eigentümer des Grundes, auf dem sich derzeit noch ein Acker befindet, möchte das Land an das Unternehmen Rohrdorfer verpachten. Dort sollen zwei Seen entstehen, der größere der beiden soll 22 Meter tief werden. Aus diesen Seen will das Unternehmen in den nächsten 25 Jahren Schotter und Kies gewinnen. Viele Anrainerinnen und Anrainer befürchten dadurch aber Lärmbelästigung, Wasser- und Luftverschmutzung und mehr LKW-Verkehr. Die Bürgerinitiative sammelte deshalb bereits mehr als 700 Unterschriften gegen das Projekt.

Krismer: Forderung nach sektoraler Raumordnung

Rückendeckung bekommt die Bürgerinitiative von den niederösterreichischen Grünen. „Eine massive Veränderung des Landschaftsbildes der Region sowie eine Beeinflussung des Grundwasserspiegels sind zu befürchten. Insbesondere besteht hier keine Veranlassung für das Projekt, welches nicht einmal vom Bund als Gewinnungszone vorgesehen ist. Im konkreten Fall liegt daher überhaupt keine Notwendigkeit vor, außer dass einige Profit auf Kosten der Umwelt und der betroffenen Bevölkerung schlagen wollen“, sagt Grünen-Landessprecherin Helga Krismer.

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Dieser Acker soll einer Kiesgrube weichen

Sie fordert: „Wir brauchen – wie wir es bei der Windkraft haben und wie wir es bei der Photovoltaik in Grünland bekommen – eine sogenannten sektorale Raumordnung.“ Damit brauche es immer die Freigabe des Gemeinderats für die Eignungszone. Durch die Schaffung eines sektoralen Raumordnungsprogrammes betreffend Gewinnung mineralischer Rohstoffe könne in Abstimmung mit den Gemeinden verhindert werden, „dass unser Bundesland und auch Grafenegg zu einer Landschaft der Schottergruben und Deponieberge wird“, so Krismer.

Grafenegg Kultur ebenfalls gegen Kiesgrube

Auch die Grafenegger Kulturbetriebsbetriebs GmbH zeigt sich angesichts des Projekts besorgt: „Das Erlebnis Grafenegg geht weit über die Schlossmauern hinaus und eine mögliche Lärm- und Staubbelastung erfüllt mich mit Sorge“, heißt es in einem Statement von Geschäftsführer Philipp Stein. Man setze auf Nachhaltigkeit, sorgsamen Umgang mit Ressourcen und ökologische Verantwortung. „Die Errichtung einer Schottergrube auf dem Kulturland, auf dem sich auch der Schlosspark befindet, deckt sich nicht mit unseren Bestrebungen“, so Stein weiter.

Die Umweltanwaltschaft Niederösterreich zeigt sich ebenfalls skeptisch. Man sei zwar nicht prinzipiell gegen das Vorhaben, doch es seien noch viele Fragen offen – vor allem in Hinblick auf die Emissionen, sagt Niederösterreichs Umweltanwalt Tom Hansmann im Gespräch mit noe.ORF.at

Im Jänner soll schließlich das Umweltverträglichkeitsgutachten vorliegen. Die „Bürgerinitiative Lebensqualität Grafenegg“ ist aber entschlossen, das Projekt zu verhindern. Schon jetzt rufen die Mitglieder deshalb zu regelmäßigen Protestmärschen auf.