ABD0003_20211222 – KLOSTERNEUBURG – …STERREICH: Der Regisseur und Oscar-PreistrŠger Stefan Ruzowitzky wŠhrend eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur am Montag, 09. Dezember 2013, in Klosterneuburg. Ruzowitzky feiert am 25. Dezember 2021 seinen 60. Geburtstag. – FOTO: APA/ROBERT JAEGER
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Kultur

Ruzowitzky wird 60: „Fad wird mir nicht“

Der Filmemacher und Drehbuchautor Stefan Ruzowitzky feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag. Mit dem Älterwerden hadert er, langweilig wird ihm mit all den geplanten Projekten aber nicht, sagt er im Interview mit noe.ORF.at. Das halte ihn auch agil.

Stefan Ruzowitzky gehört zu den erfolgreichsten Regisseuren Österreichs. Den bisher größten internationalen Erfolg feierte er im Jahr 2008 mit dem Gewinn des Oscars für „Die Fälscher“, mit dem niederösterreichischen Schauspieler Karl Markovics in der Hauptrolle. Es folgten viele weitere Filme und auch Ehrungen, etwa die „Romy“ in den Jahren 2008 und 2017. Im Interview mit noe.ORF.at blickt der Klosterneuburger auf seine Karriere zurück.

noe.ORF.at: Herr Ruzowitzky, wie geht es Ihnen, wenn Sie an den 60. Geburtstag denken?

Stefan Ruzowitzky: Mit dem 60. Geburtstag geht es mir nicht so gut. Gegen das Altwerden kann man eigentlich nichts sagen, denn die Alternative wäre, jung zu sterben. Ich fühle mich im Kopf gar nicht wie 60, ich spüre aber schon die körperlichen Wehwehchen. Ich sehe mich als Kämpfernatur. Alter ist etwas, bei dem man letztlich leider den Kürzeren zieht. Ich versuche, mich geistig und körperlich fit zu halten und auf die richtige Ernährung zu achten, um mich dem Alter nicht ganz kampflos zu ergeben. Aber lustig ist es nicht. Wenn man es mir anbieten würde, nochmals jünger zu sein, würde ich es annehmen.

APAHPF11 – 03032008 – WIEN – OESTERREICH: ZU APA KI -Ankunft von Oscar-Preistraeger Stefan Ruzowitzky am Montag, 03. Maerzr 2008, in Wien Schwechat. APA – FOTO: HERBERT PFARRHOFER
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2008 wurde Stefan Ruzowitzky mit einem Oscar ausgezeichnet. Das Bild zeigt ihn bei seiner Ankunft am Flughafen in Schwechat nach der Oscar-Verleihung.

noe.ORF.at: Sie haben Musikvideos, Werbung, Fernsehserien und Kinofilme gedreht. Ihr Spektrum ist sehr weit gefasst. Hat sich das so ergeben?

Ruzowitzky: Das war sozusagen mein Programm. Es hat mich immer schon interessiert, verschiedene Dinge auszuprobieren, und so ist es geblieben. Um gegen das Altwerden anzukämpfen, stelle ich mich noch bewusster neuen Herausforderungen und entferne mich aus der Komfortzone.

noe.ORF.at: Welche Zuschreibung sagt Ihnen eher zu: Regisseur oder Filmemacher?

Ruzowitzky: Da ich in den meisten Fällen auch das Drehbuch schreibe, ist der umfassendere Begriff wohl der des Filmemachers. Noch schöner finde ich das Wort „Geschichtenerzähler“. Es ist ein alter Spruch unter Filmemachern: Man erzählt eine Geschichte drei Mal. Das erste Mal beim Schreiben des Drehbuchs, das zweite Mal beim Drehen und das dritte Mal am Schneidetisch.

noe.ORF.at: Bei all den Erfolgen sticht doch der Gewinn des Oscars 2008 heraus. Wie blicken Sie heute auf diese Erfahrung zurück?

Ruzowitzky: Solche Auszeichnungen sind große PR-Hilfsmittel. Sie helfen dem Film dabei, dass die Zuschauer auf den Streifen aufmerksam werden. Sie helfen den Schauspielern, sie helfen auch mir als Filmemacher bei Folgeproduktionen. Es wird dadurch leichter, Investoren zu gewinnen und Stars zu casten. So habe ich es damals gesehen und so sehe ich es auch heute. Dieser Oscar hat mir viel ermöglicht und wird mir noch viel ermöglichen, denn das ist so eine Art Ritterschlag. Den Oscar als Preis kennt man auf der ganzen Welt.

ABD0004_20200303 – BERLIN – DEUTSCHLAND: 02.03.2020, Berlin: Regisseur Stefan Ruzowitzky (M) kommt mit den Hauptdarstellern Jannis Niewáhner (l) und Sabin Tabrea zur Weltpremiere seines Filmes „Narziss und Goldmund“ in den Zoo Palast. Foto: Annette Riedl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Annette Riedl
APA/dpa/Annette Riedl
Stefan Ruzowitzky bei der Weltpremiere seines Films „Narziss und Goldmund“ gemeinsam mit den Hauptdarstellern Jannis Niewöhner und Sabin Tabrea in Berlin

noe.ORF.at: Ihre Filme „Narziss und Goldmund“ sowie nun der jüngste – „Hinterland“ – hatten beim Start das Pech, dass kurz darauf Lockdowns verhängt wurden.

Ruzowitzky: „Hinterland“ leidet, würde ich sagen, eher an einer Art Kinokrise, die alle Filme betrifft, die derzeit in die Kinos kommen. Die Kinosäle dürfen beispielsweise nicht komplett gefüllt werden. Die Menschen haben in den letzten beiden Jahren auch immer mehr zu schätzen gelernt, wie bequem das Streamen ist. Im Kino muss es dann noch bunter und flimmernder sein, dann kann der Film bestehen, etwa große Hollywood-Produktionen a la „Spiderman“.

Seit Jahrzehnten führen wir den Kampf um das österreichische Publikum. Wir versuchen es zu überzeugen, dass die heimischen Produktionen mehr mit ihren Lebensumständen zu tun haben als beispielsweise die Abenteuer eines „Spiderman“. Die Situation ist noch schwieriger als sie es zuvor schon war. Insgesamt kann man aber schon sagen, dass es dem österreichischen Film in den letzten zehn Jahren gut gegangen ist.

noe.ORF.at: Im Fußball heißt es, „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. Das gilt wohl auch für Sie und Ihr Schaffen. Gibt es Projekte, über die Sie schon etwas erzählen können?

Ruzowitzky: Ich habe mehr Angebote und Projekte als je zuvor. Mit „Hinterland“ gehe ich jetzt nach Amerika, der Film wird dort auf einem Festival gezeigt. Daneben drehe ich gerade meine Netflix-Serie weiter und caste für die nächste Produktion. Über das kommende Projekt darf ich noch nichts sagen, weil es noch nicht ausfinanziert ist. Also – fad wird mir nicht.

noe.ORF.at: An Pension denken Sie nicht?

Ruzowitzky: Nein! Ich gehe davon aus, dass ich so lange arbeite bis sie mich vom Set tragen müssen. Manoel de Oliveira hat, glaube ich, mit 104 Jahren noch einen Film begonnen und ist während der Dreharbeiten verstorben. Das wäre eine Zielvorgabe.