Coronavirus

Psychologe: Unsicherheit fordert Menschen

Die Zahl an psychischen Erkrankungen hat seit Ausbruch der Pandemie stark zugenommen. Immer mehr Menschen kämpfen mit einer „extremen Ausnahmesituation, die vieles ausgehebelt hat“, wie der St. Pöltner Psychologe Norman Schmid sagt.

Die Pandemie hinterließ in vielerlei Hinsicht Spuren, davon ist auch der klinische Psychologe und Leiter des Berufsverbandes der Psychologen in Niederösterreich, Norman Schmid, überzeugt. „Orientierung und Kontrolle sind ein wenig verloren gegangen“, meint er.

Ein großes Problem etwa: „Wir wussten zu Beginn der Pandemie nicht, wie es weitergeht. Aber wir wissen auch zwei Jahre später nicht wirklich, wie es genau weitergeht.“ Die Menschen würden sich aber oft sehr stark darauf fokussieren, was noch kommen wird, was unerwartet sei und eventuell auch Probleme machen könnte, so Schmid.

Schmid rät: „Coronavirus manchmal ausblenden“

Dabei habe die Zahl an psychische Krankheiten aber schon vor der Pandemie zugenommen, betont Schmid. Er spricht von Zeiten des Umbruchs, von denen die Pandemie ein Teil sei. „In diesen Unsicherheitsphasen sollte man sich darauf besinnen, was sicher ist, worauf man sich verlassen kann, was bisher geklappt hat und was gelungen ist“, sagt er.

Norman Schmid
ORF
Psychologe Norman Schmid empfiehlt, trotz Meinungsverschiedenheiten aufeinander zuzugehen

Ein Beispiel sei etwa die CoV-Impfung. „Die Impfungen haben sehr wohl einen großen Effekt gebracht“, so der Psychologe, „aber nicht den Effekt, den sich alle wünschen – das Ende der Pandemie. Aber man weiß, es funktioniert mit der Impfung besser.“

„Aufeinander zugehen und zuhören“

Doch die Impfung polarisiert extrem. Jemanden mit anderer Meinung herabzuwürdigen sei aber nicht in Ordnung, so Schmid. Er rät dazu, aufeinander zuzugehen, einander zuzuhören, zu überlegen, was der andere ausdrücken möchte. „Bei ganz vielen Personen, die der Impfung skeptisch gegenüberstehen, ist es mitunter so, dass sie die Impfung gar nicht so fürchterlich finden, sondern sich nichts aufzwingen lassen wollen“, erklärt er.

Derzeit sei aber auch wichtig, die Gedanken nicht ständig nur um das Thema Coronavirus kreisen zu lassen, „weil es den ganzen Tag so ein Dauerthema ist“. Wenn man immer auf ein Probleme schaue, dessen Lösung man nicht kennt, dann „macht das natürlich etwas mit mir“, hält der Psychologe fest. So sei es etwa sinnvoll, unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen die erlaubten Möglichkeit für soziale Kontakte oder Beschäftigungen zu nützen.