Seit 25 Jahren lebt Gerald Sinz ohne Auto. „Ich mache das für meine eigene Gesundheit, für meine Mitmenschen und für die Natur“, sagt der ausgebildete Volksschullehrer gegenüber noe.ORF.at und beweist, dass ein Lebensentwurf ohne Auto nicht nur idealisisch, sondern auch alltagstauglich ist.
Schwere oder große Gegenstände transportiert er mit einem selbstgebauten Radanhänger. Auch seine betagte Hündin kann er am Fahrrad mitnehmen. Will er weiter weg von seinem Zuhause in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen), wählt er Bus oder Bahn.
„Als wir Mitte der 2000er-Jahre von Wien hierher gezogen sind, haben wir uns wie Aliens gefühlt“, sagt Sinz. Damals seien sie die einzigen gewesen, die die Kinder im Fahrradanhänger zum Kindergarten gebracht hätten. Das ändere sich aber allmählich: „Immer wieder sagen Leute zu mir: Ja, das ist eine gute Idee, ich lasse mein Auto auch stehen.“
E-Carsharing statt eigener Benziner
Die meisten Autos pro Kopf gibt es österreichweit im Bezirk Waidhofen an der Thaya. 755 Pkw kommen auf 1.000 Einwohner und Einwohnerinnen. Dass sie früher ein eigenes Auto hatte, bezeichnet Johanna Nenning aus der Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya heute als „völlig sinnlos. Früher bin ich jeden Zentimeter mit meinem Auto gefahren, zwei Minuten zum Supermarkt und retour. Das lässt sich doch wunderbar zu Fuß machen.“
Für größere Einkäufe oder längere Strecken nutzt Nenning mittlerweile Mitfahrgelegenheiten oder die Möglichkeit des E-Carsharings – sie mietet also fallweise ein Elektroauto, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Zudem sei das E-Carsharing weniger zeit- und kostenintensiv als ein eigener Benziner, sagt Nenning: „Ich zahle keine Versicherung, keine Reifenabnützung, keine Werkstatt, kein Pickerl, nichts. Und vor allem, ich muss mich um nichts kümmern. Ich brauche die Reifen nicht wechseln, gar nichts. Ich setze mich rein und fahre.“ Ob E-Carsharing oder Lastenrad – Johanna Nenning und Gerald Sinz leben vor, dass das Leben in ländlichen Regionen ohne Auto möglich ist.