Chronik

Anklage gegen Jugendheim-Geschäftsführer

Im Zusammenhang mit der Causa um angebliche Missstände bei den Therapeutischen Gemeinschaften (TG) in Niederösterreich ist nach jahrelangen Ermittlungen Strafantrag gegen den ehemaligen Geschäftsführer eingebracht worden.

Einen entsprechenden „Heute“-Onlinebericht bestätigte Markus Bauer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt am Donnerstag auf Anfrage von noe.ORF.at. Angelastet wird dem Beschuldigten Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

Nähere Details zum Strafantrag wurden von Bauer nicht genannt. Laut „Heute“ geht es um mutmaßliche sexuelle Übergriffe im Zeitraum von Sommer 2009 bis November 2011 an einem damals Minderjährigen. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu drei Jahre Haft.

Die angeblichen Missstände in einer Jugend-Wohneinrichtung der Therapeutischen Gemeinschaften waren im Dezember 2017, vor etwa fünf Jahren, publik geworden. Wenig später wurde durch den damaligen Landesrat und heutigen Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) eine Sonderkommission eingesetzt – mehr dazu in Weitere Vorwürfe gegen Jugendheim (noe.ORF.at; 9.12.2017). In deren Endbericht wurden Versäumnisse aufseiten des Landes und der TG festgestellt.

Kommission fand „gravierende Missstände“

Bei der Präsentation der Ergebnisse im März 2018 war von „gravierenden Missständen“ beim privaten Träger die Rede, genannt wurden etwa der Einsatz von nicht ausreichend qualifiziertem Personal und mangelnde Gegenleistung für die zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel des Landes. Details wurden allerdings nicht bekanntgegeben.

Ebenfalls im März 2018 waren drei TG-Standorte in den Bezirken Wiener Neustadt, Krems und Hollabrunn geräumt und insgesamt 16 Kinder und Jugendliche in anderen Einrichtungen untergebracht worden. Infolge der Schließung konnte die TG Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und schlitterte in die Insolvenz.