Andreas Steppan und Patricia Nessy Premiere Hallo Dolly
Christian Husar
Christian Husar
Kultur

„Hallo, Dolly!“ mit Retro-Charme in Baden

Der Musical-Klassiker „Hallo, Dolly!“ hat auf der Bühne Baden Samstagabend Premiere gefeiert. Die Inszenierung der cleveren Heiratsvermittlerin bringt einen gewissen Retro-Charme. Zudem überzeugt das Stück mit einer hervorragenden Besetzung.

Mit „Hallo, Dolly!“ hat die Bühne Baden offenbar einen Treffer gelandet: In der opulenten Inszenierung des Hausherrn Michael Lakner bekommt das Publikum eine quirlige Story von der cleveren Heiratsvermittlerin zu sehen, die sich schließlich erfolgreich selbst vermittelt. Ein gewisser Retro-Charme, den das Stück in Baden gewinnt, findet sich auch im Bühnenbild von Manfred Waba wieder. Die Premiere am Samstagabend kam jedenfalls beim Publikum gut an.

Patricia Nessy und Ensemble Premiere Hallo Dolly
Christian Husar
Patricia Nessy überzeugt bei „Hallo, Dolly!“ in der Titelrolle

Das hat wohl nicht zuletzt auch mit der wirklich ausgezeichneten Besetzung zu tun. Patricia Nessy in der Titelrolle verströmt souveräne Überlegenheit und überzeugt stilvoll auf der ganzen Linie. Andreas Steppan ist die Idealpartie für den griesgrämigen Halbmillionär Horace Vandergelder. In weiteren Rollen können sich u.a. Iva Schell als entzückende Minnie, Ricardo Frenzel Baudisch als Möchtegern Cornelius und Martin Fischerauer als linkischer Barnaby positiv in Szene bringen, Caroline Zins gibt eine skurril-hysterische Nichte.

Dichte Szenenwechsel und Swingfaktor

Für Lakner ist „Hallo, Dolly!“ eines der besten Musiktheaterwerke überhaupt. Denn das Stück sei „genial konstruiert“: Thornton Wilder, nach dessen „The Matchmaker“ Michael Stewart das Buch zum Musical geschrieben hat, habe auf eine witzige Lausbubengeschichte von Johann Nestroy („Einen Jux will er sich machen“) noch eine Geschichte darübergestülpt, die aus Molieres „Der Geizige“ stammt. Lakner: „Das ergibt ein extrem dichtes Szenario.“

Patricia Nessy und Andreas Steppan Premiere Hallo Dolly
Christian Husar
Patricia Nessy und Andreas Steppan machen das Stück zu einer sehenswerten Inszenierung mit gewissem Retro-Charme

Die Herausforderung besteht auch in sehr dichten Szenenwechseln, die gut gelöst werden. Zudem wollte Lakner die Handlung samt Ambiente (nicht zu vergessen die schönen Kostüme von Friederike Friedrich) in der Zeit um 1900 belassen und bewusst keine Aktualisierungen vornehmen. Dennoch wirkt nichts verstaubt, Chor und Ballett sorgen für viel bunte Bewegung, Franz Josef Breznik am Pult des Orchesters der Bühne Baden ist um angemessenen Swingfaktor bemüht. Eine stimmige Sache.