Umwelt & Klima

St. Pölten heizt großteils mit fossiler Energie

Heizungen mit fossilen Brennstoffen sollen bis 2040 durch erneuerbare Energiesysteme ersetzt werden. Auf die Landeshauptstädte kommt laut einer Studie noch viel Arbeit zu. In St. Pölten seien die Energieträger der Fernwärme ein Problem.

In 18 Jahren soll Österreich klimaneutral sein, fossile Energieträger haben dann keinen Platz mehr. Österreichs Landeshauptstädte heizen aber derzeit noch überwiegend klimaschädlich, sagt der Klima- und Energiesprecher der Umweltschutzorganisation Global2000, Johannes Wahlmüller, in einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch. In St. Pölten wird u.a. der Anteil fossiler Energie mit 36 Prozent kritisch gesehen. 33 Prozent davon sind Gasheizungen, drei Prozent laufen mit Kohle.

Wärmebedarf St. Pölten

  • Fernwärme: 46%
  • Erdgas: 33%
  • Erneuerbare: 18%
  • Öl: 3%

Quelle: Global2000/Stadt St. Pölten 2021

Erdgas spielt aber auch beim meistgenutzten Heizsystem in St. Pölten eine Rolle: der Fernwärme. Nach Angaben der Stadt heizen 46 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme. Prinzipiell gut – so Energiesprecher Wahlmüller – aber die Abwärme kommt von der Müllverbrennung sowie einem Erdgas-Heizwerk und nicht von erneuerbaren Materialien, wie es etwa Biomasse oder Geothermie wären.

„Der Anteil an Müllverbrennung ist hoch (59 Prozent, Anm.). Natürlich sollte es irgendwann eher gegen ‚Zero Waste‘ gehen. Die Abfallverbrennung hält zwar die Deponierung gering, aber Stoffe zu verbrennen ist auch keine nachhaltige Wärmeversorgung, da wird es langfristig eine Umstellung brauchen“, sagt Wahlmüller. Die übrigen 41 Prozent der Fernwärme gehen auf ein Erdgas-Heizwerk zurück. In der Studie heißt es dazu: „Der direkte Verbrauch von Erdgas konnte zwar gesenkt werden, allerdings hat die Fernwärmeversorgung selbst einen Erdgas-Anteil von 41 Prozent.“

St. Pölten arbeitet an Klimastrategie

Was positiv gesehen wird, ist die Reduktion des Wärmebedarfs in der Stadt: Im Vergleich zu 2005 wird um 35 Prozent weniger Wärme benötigt. Global2000 führt das u.a. auf effiziente Gebäudesanierungen zurück. Der Anteil der Erneuerbaren Energien konnte in diesem Zeitraum jedoch nur um sieben Prozent, von elf auf 18, gesteigert werden.

Jede Landeshauptstadt erhält von Global2000 Handlungsempfehlungen, um den bundesweit angestrebten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis 2040 zu schaffen. Im Fall von St. Pölten ist das die Erstellung eines „Klimafahrplans“, die Stadt habe derzeit nämlich keine Strategie, kritisiert die Umweltschutzorganisation. Dieser Fahrplan sollte speziell Maßnahmen zum Ausstieg aus klimaschädlichem Erdgas in der Wärmeversorgung beinhalten und regelmäßig überprüft werden. Die Stadt verweist auf einen laufenden Prozess: Im Projekt „STP2030“ werde so eine Strategie gerade erarbeitet, damit wolle man dann zu einer europäischen Klima-Modellstadt werden.

Viele Haushalte Österreichs heizen noch mit Gas

St. Pöltens Situation findet sich in Teilen auch in den Bewertungen der anderen Landeshauptstädte: Wärme stammt zum großen Teil von Gasheizungen oder Fernwärme, die wiederum von Erdgas-Heizwerken kommt. Nur in Bregenz und Eisenstadt spielt Fernwärme keine Rolle. Anders als St. Pölten haben die meisten anderen Landeshauptstädte jedoch konkrete Klimaziele, die meisten wollen diese im Jahr 2040 erreicht haben, nur Innsbruck strebt „Energieautonomie“ erst 2050 an.

Global2000 fordert alle Städte dazu auf, aktuelles Datenmaterial zu erheben: „In manchen Städten kann von einer veralteten und mangelhaften Datenlage gesprochen werden.“ Den Ausstieg aus fossiler Energie bis 2040 müssten sich alle Landeshauptstädten als Ziel setzen, ebenso wie thermische Sanierungen von Gebäuden, um den Wärmebedarf generell zu senken – mehr dazu in Heizen von Wien bis Bregenz ‚klimaschädlich‘ (oesterreich.ORF.at; 23.2.2022).