Das Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) besitzt etwa 200 Grafiken, Zeichnungen und Ölgemälde, die von Widerstand, Krieg und Verfolgung in den Jahren 1934 bis 1945 sowie von der künstlerischen Erinnerungsarbeit nach der NS-Zeit Zeugnis ablegen. Diese Sammlung entstand seit 1963 aus Geschenken Kunstschaffender, die ihre Wertschätzung für das DÖW zum Ausdruck bringen wollten.
Von Frohner über Eisler bis zu Hauser und Hrdlicka
Das Haus der Geschichte in St. Pölten zeigt von Samstag bis 15. Jänner 2023 in zwei Räumen auf 600 Quadratmetern diese Sonderausstellung, in der Werke u.a. von Adolf Frohner, Georg Eisler, Rudolf Hausner, Otto Rudolf Schatz, Alfons Walde, Carry Hauser, Kurt Moldovan, Adolf Frohner und Alfred Hrdlicka zu sehen sind, aber auch von mittlerweile in Vergessenheit geratenen Urhebern.
Kuratiert wurde die eindrucksvolle, akribisch zusammengestellte und mit viel anschaulicher Hintergrundinformation versehene Ausstellung in St. Pölten von Christian Rapp, dem Wissenschaftlichen Leiter des Hauses der Geschichte, Ursula Schwarz (DÖW) und Christoph H. Benedikter. Ein wissenschaftliches Team, bestehend aus Andrea Thuile, Benedikt Vogl und Heidrun-Ulrike Wenzel, hat zahlreiche vertiefende Details beigetragen.
Wichtige Quellen aus der Zeit des Widerstands
„Wir freuen uns sehr, dass unsere Kunstsammlung erstmals in ihrer Gesamtheit ausgestellt werden kann“, betonte Ursula Schwarz vom DÖW bei der Presseführung: „Im 1963 gegründeten DÖW haben sich von Anfang an Kunstwerke in den Aktenbeständen befunden, ab den 1970er-Jahren ergänzt durch Arbeiten von Künstlern wie Alfred Hrdlicka. Die Werke sind bislang nur in den Räumlichkeiten des DÖW und damit nicht im öffentlichen Raum zu sehen gewesen, abgesehen von kleinen Teilen 2015 bei den Wiener Festwochen und 2016 in Graz.“
„Die älteren Arbeiten, viele davon in Lagern und Gefängnissen entstanden, stellen wichtige Quellen aus der Zeit von Verfolgung und Widerstand dar“, erklärte Christian Rapp. In diesem Kontext wird auch der sozialdemokratische, kommunistische, bürgerliche und katholische Widerstand thematisiert. Rapp: „Bilder und Grafiken, die nach 1945 entstanden sind, zeigen hingegen die vielfältigen Wege auf, wie die Belastungen und Traumata künstlerisch verarbeitet wurden.“
„Unterschiedlichste Lebenswege“ werden gezeigt
„St. Pölten soll erst der Anfang sein“, so Kurator Christoph H. Benedikter, der die Werke bei einem Besuch des DÖW entdeckt hatte. „Es war ein jahrelanges wissenschaftliches Projekt, die Sammlung – auch konservatorisch – entsprechend aufzubereiten.“ Man denke nun daran, nach der Präsentation in der niederösterreichischen Landeshauptstadt die Schau auch an anderen Orten zu zeigen. „Unterschiedlichste Lebenswege, biografisch unglaublich interessant“ seien in den Arbeiten abzulesen.
Ergänzt werden die Exponate durch Hörstationen, durch den Film „Widerstandmomente“ von Jo Schmeiser sowie vier von Schülerinnen und Schülern des Privatgymnasiums Mary Ward in St. Pölten in Kooperation mit dem Erinnerungsbüro des Landestheaters Niederösterreich produzierte Kurzfilme auf Basis autobiographischer Texte von in der Ausstellung vertretenen Künstlern. Am 21. April wird bei der Veranstaltungsreihe „Erzählte Geschichte“ im Haus der Geschichte der Katalog zur Ausstellung präsentiert.