Ausstellung „Wider die Macht“: Carry Hauser: Ohne Titel (1969)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes/Foto C. Fuchs/Bildrecht Wien, 2022
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes/Foto C. Fuchs/Bildrecht Wien, 2022
Kultur

„Wider die Macht“ im Haus der Geschichte

Im Haus der Geschichte in St. Pölten wird die Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes erstmals öffentlich präsentiert. Ab Samstag sind in der Ausstellung „Wider die Macht“ 150 Werke gegen Verfolgung und Repression zu sehen.

Das Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) besitzt etwa 200 Grafiken, Zeichnungen und Ölgemälde, die von Widerstand, Krieg und Verfolgung in den Jahren 1934 bis 1945 sowie von der künstlerischen Erinnerungsarbeit nach der NS-Zeit Zeugnis ablegen. Diese Sammlung entstand seit 1963 aus Geschenken Kunstschaffender, die ihre Wertschätzung für das DÖW zum Ausdruck bringen wollten.

Von Frohner über Eisler bis zu Hauser und Hrdlicka

Das Haus der Geschichte in St. Pölten zeigt von Samstag bis 15. Jänner 2023 in zwei Räumen auf 600 Quadratmetern diese Sonderausstellung, in der Werke u.a. von Adolf Frohner, Georg Eisler, Rudolf Hausner, Otto Rudolf Schatz, Alfons Walde, Carry Hauser, Kurt Moldovan, Adolf Frohner und Alfred Hrdlicka zu sehen sind, aber auch von mittlerweile in Vergessenheit geratenen Urhebern.

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André Verlon: Sein oder Nichtsein (1962)
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes/Foto: Christoph Fuchs
Andre Verlon, Sein oder Nichtsein, 1962
Argutinsky: Thersienstadt (1943)
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes/Foto: Christoph Fuchs
Else Argutinsky-Dolgorukow, Theresienstadt, 1943
Unbekannter jüd. Künstler
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes/Foto: Christoph Fuchs
Unbekannter jüdischer Künstler, o.J.
Ausstellung „Wider die Macht“: Carry Hauser: Ohne Titel (1969)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes/Foto C. Fuchs/Bildrecht Wien, 2022
Carry Hauser, ohne Titel, 1969
Brigitte Steinitz: Mann in KZ (1961)
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes/Foto: Christoph Fuchs
Brigitte Steinitz, Mann in KZ, 1961
Josef Danilowatz: Kanonen statt Butter (1944)
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Foto: Christoph Fuchs
Josef Danilowatz, Kanonen statt Butter, um 1935

Kuratiert wurde die eindrucksvolle, akribisch zusammengestellte und mit viel anschaulicher Hintergrundinformation versehene Ausstellung in St. Pölten von Christian Rapp, dem Wissenschaftlichen Leiter des Hauses der Geschichte, Ursula Schwarz (DÖW) und Christoph H. Benedikter. Ein wissenschaftliches Team, bestehend aus Andrea Thuile, Benedikt Vogl und Heidrun-Ulrike Wenzel, hat zahlreiche vertiefende Details beigetragen.

Wichtige Quellen aus der Zeit des Widerstands

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Kunstsammlung erstmals in ihrer Gesamtheit ausgestellt werden kann“, betonte Ursula Schwarz vom DÖW bei der Presseführung: „Im 1963 gegründeten DÖW haben sich von Anfang an Kunstwerke in den Aktenbeständen befunden, ab den 1970er-Jahren ergänzt durch Arbeiten von Künstlern wie Alfred Hrdlicka. Die Werke sind bislang nur in den Räumlichkeiten des DÖW und damit nicht im öffentlichen Raum zu sehen gewesen, abgesehen von kleinen Teilen 2015 bei den Wiener Festwochen und 2016 in Graz.“

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Ausstellung „Wider die Macht“ im Haus der Geschichte in St. Pölten
Christoph Fuchs
Die APA schrieb von einer „eindrucksvollen, akribisch zusammengestellten und mit viel anschaulicher Hintergrundinformation versehenen Ausstellung“
Ausstellung „Wider die Macht“ im Haus der Geschichte in St. Pölten
Christoph Fuchs
In der Landeshauptstadt St. Pölten werden die Zeichnungen, Bilder und Gemälde von etwa 50 Künstlerinnen und Künstler gezeigt
Wissenschaftliches Team, 
v. l. n. r.: Christian Rapp, Heidrun-Ulrike Wenzel, Christoph H. Benedikter, Ursula Schwarz, Benedikt Vogl, Andrea Thuile
NÖ Museum Betriebs GmbH/Müller
Das wissenschaftliche Team der Ausstellung (v.l.): Christian Rapp, Heidrun-Ulrike Wenzel, Christoph H. Benedikter, Ursula Schwarz, Benedikt Vogl und Andrea Thuile
Ausstellung „Wider die Macht“ im Haus der Geschichte in St. Pölten
Christoph Fuchs
Erstmals wird die seit 1963 bestehende Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in ihrer Gesamtheit öffentlich präsentiert
Ausstellung „Wider die Macht“ im Haus der Geschichte in St. Pölten
Christoph Fuchs
Die Ausstellung „Wider die Macht“ im Haus der Geschichte in St. Pölten wird bis 15. Jänner 2023 gezeigt

„Die älteren Arbeiten, viele davon in Lagern und Gefängnissen entstanden, stellen wichtige Quellen aus der Zeit von Verfolgung und Widerstand dar“, erklärte Christian Rapp. In diesem Kontext wird auch der sozialdemokratische, kommunistische, bürgerliche und katholische Widerstand thematisiert. Rapp: „Bilder und Grafiken, die nach 1945 entstanden sind, zeigen hingegen die vielfältigen Wege auf, wie die Belastungen und Traumata künstlerisch verarbeitet wurden.“

„Unterschiedlichste Lebenswege“ werden gezeigt

„St. Pölten soll erst der Anfang sein“, so Kurator Christoph H. Benedikter, der die Werke bei einem Besuch des DÖW entdeckt hatte. „Es war ein jahrelanges wissenschaftliches Projekt, die Sammlung – auch konservatorisch – entsprechend aufzubereiten.“ Man denke nun daran, nach der Präsentation in der niederösterreichischen Landeshauptstadt die Schau auch an anderen Orten zu zeigen. „Unterschiedlichste Lebenswege, biografisch unglaublich interessant“ seien in den Arbeiten abzulesen.

Ergänzt werden die Exponate durch Hörstationen, durch den Film „Widerstandmomente“ von Jo Schmeiser sowie vier von Schülerinnen und Schülern des Privatgymnasiums Mary Ward in St. Pölten in Kooperation mit dem Erinnerungsbüro des Landestheaters Niederösterreich produzierte Kurzfilme auf Basis autobiographischer Texte von in der Ausstellung vertretenen Künstlern. Am 21. April wird bei der Veranstaltungsreihe „Erzählte Geschichte“ im Haus der Geschichte der Katalog zur Ausstellung präsentiert.