Drei Gold- und zwei Silbermedaillen nahmen Barbara und Johannes Aigner von der Para-Ski-Weltmeisterschaft im norwegischen Lillehammer mit. Bei den am Freitag beginnenden Paralympics bekommen die Zwillinge aus Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) familiäre Verstärkung. Veronika Aigner ist nach langer Verletzungspause wieder fit und will mit Schwester und Guide Elisabeth Aigner ebenfalls auf Medaillenjagd gehen.
Veronika und Elisabeth wurden 2020 zu Österreichs Behindertensportlerinnen des Jahres gewählt. Im Februar 2021 verletzte sich Veronika allerdings an beiden Knien so schwer, dass nach Kreuzband- und Meniskusriss eine lange Pause notwendig war. Dazu kam im November auch noch ein schwerer Autounfall, weshalb letztlich vor den Paralympics auch kein WM-Start mehr möglich war.
Weil Veronika 2018 noch zu jung gewesen war, gibt die 19-Jährige wie ihre drei Jahre jüngeren Zwillingsgeschwister Barbara und Johannes in Peking ihr Paralympics-Debüt. Zwischen Veronika und der ebenfalls sehbehinderten Barbara kommt es damit zum direkten Duell. Veronika hat die Routine, die jüngere Barbara dank Riesentorlauf-WM-Gold in Lillehammer das Momentum und das Selbstvertrauen auf ihrer Seite.
Klara Sykora auf Spuren ihres Vaters
Barbara freut sich aber ausdrücklich auf das Duell mit ihrer älteren Schwester: „Ich bin froh, dass sie es doch noch geschafft hat, und hätte kein Problem, wenn sie vor mir wäre.“ Die restliche Aigner-Familie kommt zum Zuschauen ebenfalls nach China. „Es ist schon sehr besonders, dass die ganze Familie da hin kommt und man sich gegenseitig anfeuern kann“, erklärt Barbara.
Viel Selbstvertrauen kann auch Johannes Aigner haben, nachdem er bei der WM mit je zweimal Gold und Silber gleich vier Medaillen abräumen konnte. Nicht zuletzt dank Guide Fleischmann, dem Freund von Klara Sykora. Die 21-Jährige ist die Tochter des Slalom-Olympia-Dritten von 1998 und heutigen ORF-Co-Kommentators und Kamerafahrers Thomas Sykora.
„Das Ganze hier hat mit dem Papa aber wenig zu tun.“ Klara, die aus der bekanntlich sehr sportlichen Sykora-Familie kommt und in Göstling (Bezirk Scheibbs) aufgewachsen ist, verweist darauf, dass Guiden in der Para-Szene längst eine eigene Disziplin ist. Sie selbst hatte nach einigen Verletzungen eine eigene Profi-Skikarriere sausen lassen.
Sykora: „Können uns aufeinander verlassen“
Natürlich sei sie immer wieder an ihrem Vater gemessen worden. Als die Aigners wegen Para-Ski auf sie zukamen, sagte Sykora sofort zu. „Es hat mit Babsi auf Anhieb gut funktioniert.“ Mittlerweile ist man drei Jahre zusammen. Bei der WM gab es gleich Riesentorlauf-Gold, im Slalom stürzte Aigner nach Halbzeit-Führung.
„Wenn ich sie nur anschaue, weiß ich, wie es ihr geht“, versichert Sykora, die wegen Aigner ihr Studium gerade ruhen lässt und sich ganz auf das Guiden konzentriert. „Wir können uns zu hundert Prozent aufeinander verlassen.“ Trotz WM-Gold dürfe man aber in China nicht zu viel erwarten, warnt Sykora.
„Paralympics sind nur alle vier Jahre und Babsi ist erst 16. Alleine in dem Alter bei so etwas dabei zu sein, ist eine wahnsinnige Ehre.“ Ihr Job wiederum sei, Aigner schnellstmöglich von A nach B zu bringen und ihr dabei über Headset alles anzusagen, was diese nicht sehen könne – Unebenheiten oder Eisplatten etwa.
Bis zu neun Medaillen möglich
Ein echtes Mammutprogramm wartet in Peking auf Johannes Aigner. Gemeinsam mit seinem Guide Matteo Fleischmann nimmt der 16-Jährige alle fünf Disziplinen in Angriff. Der Startschuss fällt schon am Wochenende mit der Abfahrt am Samstag und dem Super-G am Sonntag. In den Abfahrtstrainings präsentierte sich der Gloggnitzer mit zwei dritten und einem zweiten Platz stark.
Veronika und Barbara Aigner konzentrieren sich mit ihren Guides auf Riesentorlauf und Slalom. Beide Schwestern haben gute Chancen auf Edelmetall. Bei optimalem Verlauf wären für die Ski-Familie Aigner also bis zu neun Medaillen möglich. Eröffnet werden die Spiele am Freitag um 13.00 Uhr (live in ORFeins). Die Medaillenjagd in Peking mit 16 Athletinnen und Athleten aus Österreich dauert bis zum 13. März.