Schienenschleifzug ÖBB
Helmut Stamberg/ORF
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Verkehr

Gefährliche Spuren: Bruchstellen im Stahl

In regelmäßigen Abständen muss die ÖBB die Oberfläche der Gleise abschleifen, damit keine Bruchstellen im Stahl entstehen. Benötigt wird dazu ein besonderer Schienenschleifzug. Er sorgt nachts für ein Lichterspektakel – ein Lokalaugenschein.

Die Räder quietschen, die Schleifsteine werden abgesenkt und dann ist plötzlich alles hell erleuchtet. Wie von tausenden Sternspritzern erhellt, blitzt und funkelt das Gleis, wenn der 88 Tonnen schwere Schienenschleifzug mit seiner Arbeit beginnt. Wie auch beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Bahnhof Ramingdorf (Bezirk Amstetten) wird immer nur nachts geschliffen, damit der normale Zugverkehr nicht gestört wird.

Genau dieser hinterlässt über die Jahre kaum sichtbare, aber gefährliche Spuren im Stahl. Durch die tägliche Beanspruchung entstehen haarfeine Risse und Kratzer auf der Schienenoberfläche. Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen, doch wenn man sie nicht herausschleift, können sie immer tiefer in den Stahl hineinwandern. Im Extremfall könnte die Schiene irgendwann brechen, heißt es bei den ÖBB.

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Schienenschleifzug ÖBB
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Viel Funkenflug ist normal: Für den Notfall ist der Schleifzug deswegen mit einer eigenen Löschvorrichtung ausgestattet.
Schiene mit Kratzern
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So sieht die beschädigte Schiene aus…
Schiene geschliffen
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…und so dann die fertig geschliffene Schiene.
Säuberung der Schienen
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Am Schluss werden die fertig geschliffenen Schienen noch abgebraust, und dann heißt es: Freie Fahrt!

300 Weichen und 260 Kilometer Gleis pro Jahr

Auf stark belasteten Gleisabschnitten werden die Schienen deswegen jährlich abgeschliffen. Auf weniger befahrenen Streckenabschnitten erfolgt das etwa alle sechs bis sieben Jahre. In der gesamten Ostregion werden so pro Jahr 300 Weichen und etwa 260 Kilometer Schienenstrecke geschliffen. Der Schienenschleifzug ist so fast jede Nacht in ganz Österreich im Einsatz.

Zwischen 0,3 und 3 Millimeter werden je nach Schaden von dem Gleis abgeschliffen. Für einen Schleifvorgang muss der Zug zwischen 15 und 20 Mal über das Schienenstück fahren. Weil beim Schleifen großer Funkenflug entsteht, ist das besonders in trockenen Wintern nicht ungefährlich. Der Schienenschleifzug ist deshalb für den Notfall mit einer eigenen Löschvorrichtung ausgestattet.

Steigender Zugverkehr bringt Herausforderungen

Durch den steigenden Zugverkehr wird auch die Schienenpflege immer wichtiger. „Einerseits wird die Schiene immer stärker belastet und es wird immer mehr von der Schiene verlangt, und andererseits werden die Sperrzeiten immer kürzer, weil immer mehr Züge auch in der Nacht fahren“, erklärt ÖBB-Schienenoberflächen-Spezialist Reinhard Popp. Das Schwierigste sei, die immer kürzer werdenden Pausen effizient nutzen zu können.