Die Räder quietschen, die Schleifsteine werden abgesenkt und dann ist plötzlich alles hell erleuchtet. Wie von tausenden Sternspritzern erhellt, blitzt und funkelt das Gleis, wenn der 88 Tonnen schwere Schienenschleifzug mit seiner Arbeit beginnt. Wie auch beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Bahnhof Ramingdorf (Bezirk Amstetten) wird immer nur nachts geschliffen, damit der normale Zugverkehr nicht gestört wird.
Genau dieser hinterlässt über die Jahre kaum sichtbare, aber gefährliche Spuren im Stahl. Durch die tägliche Beanspruchung entstehen haarfeine Risse und Kratzer auf der Schienenoberfläche. Mit bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen, doch wenn man sie nicht herausschleift, können sie immer tiefer in den Stahl hineinwandern. Im Extremfall könnte die Schiene irgendwann brechen, heißt es bei den ÖBB.
300 Weichen und 260 Kilometer Gleis pro Jahr
Auf stark belasteten Gleisabschnitten werden die Schienen deswegen jährlich abgeschliffen. Auf weniger befahrenen Streckenabschnitten erfolgt das etwa alle sechs bis sieben Jahre. In der gesamten Ostregion werden so pro Jahr 300 Weichen und etwa 260 Kilometer Schienenstrecke geschliffen. Der Schienenschleifzug ist so fast jede Nacht in ganz Österreich im Einsatz.
Zwischen 0,3 und 3 Millimeter werden je nach Schaden von dem Gleis abgeschliffen. Für einen Schleifvorgang muss der Zug zwischen 15 und 20 Mal über das Schienenstück fahren. Weil beim Schleifen großer Funkenflug entsteht, ist das besonders in trockenen Wintern nicht ungefährlich. Der Schienenschleifzug ist deshalb für den Notfall mit einer eigenen Löschvorrichtung ausgestattet.
Steigender Zugverkehr bringt Herausforderungen
Durch den steigenden Zugverkehr wird auch die Schienenpflege immer wichtiger. „Einerseits wird die Schiene immer stärker belastet und es wird immer mehr von der Schiene verlangt, und andererseits werden die Sperrzeiten immer kürzer, weil immer mehr Züge auch in der Nacht fahren“, erklärt ÖBB-Schienenoberflächen-Spezialist Reinhard Popp. Das Schwierigste sei, die immer kürzer werdenden Pausen effizient nutzen zu können.