Knochenperlen, Donarskeule
Stadtgemeinde Stockerau
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Wissenschaft

Stockerau: Archäologische Funde im Zentrum

Bei Bauarbeiten in Stockerau (Bezirk Korneuburg) sind Gegenstände aus der Römerzeit, dem Hochmittelalter und der Neuzeit gefunden worden. Ausgegraben wurden etwa Keramikscherben sowie Gräber mit Schmuck, ostgermanischer Tracht und Knochen.

Eigentlich soll im Zentrum von Stockerau eine neue Wohnhausanlage gebaut werden, bei den Grabungsarbeiten stieß man aber auf Spuren aus der Vergangenheit. Ein Großteil der Funde stammt aus der Neuzeit zwischen 1500 bis 1900 – darunter Spuren von Fabriksgebäuden, Keller, Brunnen und Latrinen. Auch Spuren aus dem Hochmittelalter und der Römerzeit sind aufgetaucht.

Ein besonderer Fund sind die Grabsysteme und Speichergruben aus dem 12. bis ins 13. Jahrhundert mit Tierknochen und Bruchstücke verschiedener Keramikgefäße – denn es sind die ersten archäologischen Ausgrabungen aus dem mittelalterlichen Stockerau. Darauf, dass es hier schon in der Römerzeit Siedlungen gab, verweisen zwei „sehr kleine Keramikbruchstücke“, wie es in einer Aussendung der Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP) heißt.

Typisch ostgermanische Frauentracht ausgegraben

In Gräbern, die vermutlich im 5. Jahrhundert angelegt worden waren, fanden sich wenige menschliche Überreste. Die anthropologische Untersuchung der Knochen ergab, dass es sich um die Grablege einer Frau und zweier Kinder, vermutlich zwei Mädchen, handelt. Gefunden wurde auch eine Frauentracht, die als typisch ostgermanisch gilt.

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v.l.n.r.  Alexander Pollak-Schmuck und Anna-Maria Kriechbaum (Fa. Ardig – Archäologischer Dienst), Felix Köstelbauer (Bezirksmuseum Stockerau)
Stadtgemeinde Stockerau
Alexander Pollak-Schmuck, Anna-Maria Kriechbaum (Firma Ardig, Archäologischer Dienst), Archäologe Felix Köstelbauer (v.l.)
Knochen
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In Gräbern wurden Knochen einer erwachsenen Frau und zweier Mädchen gefunden
Keramikscherben aus der Römerzeit
Stadtgemeinde Stockerau
Keramikscherben aus der Römerzeit im 2. Jahrhundert
Knochenperlen, Donarskeule
Stadtgemeinde Stockerau
Knochenperlen und „Donarskeule" wurden in Gräbern von zwei Mädchen gefunden
Fibel
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Einem der Mädchen wurde eine Fibel ins Grab gelegt
Scherben Keramik
Stadtgemeinde Stockerau
Mehrere Keramikscherben wurden gefunden

Bei einem Mädchen wurde eine Fibel, also eine Art Gewandnadel, aus Buntmetall entdeckt, außerdem Glasperlen und eine verzierte Knochenperle, die vermutlich zu einem Gehänge im Hüftbereich gehörten. Beim anderen Mädchen wurde ein Amulett aus Knochen gefunden, möglicherweise ein Fruchtbarkeitssysmbol, das auch „Donarskeule“ genannt wird.

Die Funde wurden von der Baufirma SÜBA AG an das Stadtmuseum übergeben. In Kooperation mit dem Archäologen Felix Köstelbauer plant die Stadtgemeinde Stockerau ein Forschungsprojekt mit Sonderausstellung.