Zimmer im Ankunftszentrum in Wiener Neustadt
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Ukraine-Krieg

Erste Ankunftszentren für Flüchtende bereit

Das Land Niederösterreich plant mehrere Ankunftszentren für Ukrainerinnen und Ukrainer. Eines in Wr. Neustadt ist bereits in Betrieb, in Schwechat ist ein weiteres fertig vorbereitet. Wann und wie viele Plätze gebraucht werden, ist derzeit noch ungewiss.

In den sogenannten Ankunftszentren sollen Flüchtende die ersten Nächte verbringen, bis sie ein langfristiges Quartier bekommen. Außerdem erhalten sie dort einen Gesundheitscheck und werden auf das Coronavirus getestet, weiters soll es in den Zentren auch Angebote für die CoV-Schutzimpfung geben. An den Standorten sollen zudem Quarantänemöglichkeiten bestehen. In Wr. Neustadt ging am Montag mit einem leerstehenden Schulinternat das erste Ankunftszentrum in Betrieb.

55 Ukrainerinnen und Ukrainer sind derzeit dort. Laut Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) wird damit gerechnet, dass die 120 Plätze am Donnerstag belegt sind. Die Ausstattung und die Versorgung mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln hat hauptsächlich über Spenden aus der Bevölkerung und von Hilfsorganisationen funktioniert, sagt Wr. Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Betreut wird die Unterkunft vom Roten Kreuz. Weitere Zentren sind in St. Pölten, in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) und in der Arena Nova in Wr. Neustadt im Gespräch.

Vorbereitungen für bis zu 16.000 Geflüchtete

In Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) ist ein weiteres Ankunftszentrum „schlüsselfertig“, sagt der Präsident des Arbeiter-Samariterbundes, Hannes Sauer. Seine Organisation ist für die Betreuung verantwortlich. „Die Ausstattung, die Aufnahme in die Krankenversicherung, den Gesundheitszustand der Menschen feststellen, notwendige Behandlungen machen – das sind dort die Aufgaben für uns.“ Man könne jede Sekunde aufsperren und warte auf die ersten Schutzsuchenden aus der Ukraine.

Asyllandesrat Waldhäusl rechnet damit, dass Niederösterreich bald bis zu 16.000 langfristige Plätze für ukrainische Flüchtende bereitstellen kann, in den Ankunftszentren benötige man möglicherweise phasenweise auch mehr. Derzeit befänden sich 500 Schutzsuchende im Bundesland, sagt Waldhäusl, zum Großteil untergebracht bei Freunden, Familie und Bekannten sowie in von Privatpersonen zur Verfügung gestellten Quartieren.

Besser zu viele Plätze, als zu wenig

Mit den Ankunftszentren bereitet sich das Land auf eine noch unbekannte Zahl an Menschen vor, die aus dem Kriegsgebiet flüchtet. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks handelt es sich um „die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg“. Stand Dienstag waren etwa zwei Millionen Menschen auf der Flucht.

Flüchtlingsgipfel anlässlich Ukraine-Krise
NLK Burchhart
Am Dienstag fand in St. Pölten ein Gipfel zum Ukraine-Krieg statt, bei dem weitere Maßnahmen besprochen wurden

„Wir müssen diese Ankunftszentren rasch vorbereiten, damit wir jene Menschen, die flüchten, rasch unterbringen“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einem Gipfel zum Ukraine-Krieg mit Hilfsorganisationen, Polizei, Bundesheer, Vertreterinnen und Vertretern von Gemeinden und Städten sowie der Landesgesundheitsagentur. Die Zentren sollen innerhalb von 24 Stunden funktionstüchtig gemacht werden können.

„Kein Mensch weiß, wie viele kommen und wie viele davon bleiben. In den Ankunftszentren gibt es die erste Versorgung, auch medizinisch. Und wenn jemand da bleibt, dann haben wir genügend Quartiere, auch von Privatpersonen“, so Mikl-Leitner. Über 5.000 Plätze von Privatpersonen seien bislang in Niederösterreich gemeldet worden.

Hilfslieferungen in Grenzländer nach wie vor wichtig

Weiterhin gibt es die Hilfe vor Ort im Rahmen der Initiative „Niederösterreich hilft“, wie Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) sagt. „Da konzentrieren wir uns auf Moldawien. Da sind mittlerweile 280.000 Menschen aus der Ukraine eingetroffen und Moldawien ist eines der ärmsten Länder überhaupt.“

Auch die Caritas ist seit Jahren in der Ukraine und den Nachbarländern vertreten. „Es ist eine Riesenkatastrophe. Die Caritas hat 1.000 Mitarbeiter in der Ukraine, die dort für die Ärmsten gesorgt haben“, schildert der Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, Hannes Ziselsberger.

Die Nachbarländer alleine werden die Geflüchteten nicht stemmen können, so Ziselsberger. „In Niederösterreich kümmern wir uns um den Wohnraum nach den Ankunftszentren. Dass es rasch in Quartiere geht, wo man zur Ruhe kommen kann, wo die Seele auftanken kann.“ Es werde eine der größten Aufgaben sein, Orte in Niederösterreich zu schaffen, wo sich Ukrainerinnen und Ukrainer wieder wohl und sicher fühlen können.