Wolfgang Ambros Konzert Wiener Zentralfriedhof 2021
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Wolfgang Ambros: „Da Hofa“ wird 70

Mit dem „Hofa“ hat Wolfgang Ambros 1971 den Durchbruch geschafft. Am Samstag wird der Musiker, der seine Kindheit in Wolfsgraben (Bezirk St. Pölten) verbrachte, 70 Jahre alt. Der „Wolferl“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, gilt als „Godfather des Austropop“.

Zur Welt kam Wolfgang Ambros in der Wiener Semmelweisklinik, die Kinderjahre verbrachte er in Wolfsgraben. Der Vater war dort Volksschuldirektor und schickte seinen Sohn in ein Gymnasium mit Internat nach Wien. Dort musste er nicht nur den militärischen Drill der Lehrer aushalten, sondern auch die Mitschüler: „Ich war ja so was von armselig, unwissend. Die bösen Stadtkinder, die mit allen Wassern gewaschen waren, sind auf mich losgegangen. Ich war Kanonenfutter für die“, blickte Ambros zurück. Seine Mutter sagte irgendwann: „Jetzt reicht’s“, wie in Ambros’ neuem Buch „A Mensch möcht i bleib’n“ nachzulesen ist, der Bub durfte die Schule wechseln.

Mit dem „Hofa“ ging es 1971 los

Später landete Ambros für ein Jahr in London, arbeitete 1971 in einem Plattengeschäft in der Wiener Innenstadt und sang am Abend vor dem Theseustempel im Volksgarten – u.a. „Da Hofa“, ein vertontes Gedicht von seinem Klassenkameraden und später langjährigen kreativen Partner und Freund Joesi Prokopetz. Über Vermittlung einer Kundin im Plattengeschäft wurde daraus eine Single, die sich an die Spitze der Austrocharts setzte.

Dabei war der 19-Jährige mit der Aufnahme zunächst nicht zufrieden. „Das war vermutlich meinem grundsätzlichen Unvermögen geschuldet, kommerzielle Potenziale zu erkennen“, sagte er als 69-Jähriger. „Ich habe damals nicht verstanden, dass dieses Lied deshalb so interessant ist, weil es kein normaler Rumsti-Bumsti-Rock ist.“

Wolfgang Ambros am 29. November 2001 im Wiener Gasometer
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Wolfgang Ambros, Gasometer Wien, November 2001

Das erste Album „Alles andere zählt nicht mehr…“ kam heraus, der Absatz hielt sich in Grenzen. Ebenfalls 1972 entstand die Urversion des Musicals „Watzmann“, eine Zusammenarbeit von Ambros, Prokopetz und „Cafe Hawelka“-Bekanntschaft Fredi Tauchen, 1974 folgte die LP „Der Watzmann ruft“, das Stück selbst wurde über Jahrzehnte aufgeführt. 1975 landete das Album „Es lebe der Zentralfriedhof“ an der heimischen Chartspitze. Das gelang Ambros ab 1980 bis zur Mitte des Jahrzehnts fünfmal in Serie: mit den LPs „Weiß wie Schnee“, „Selbstbewusst“, „Der letzte Tanz“, „Der Sinn des Lebens“ und „No. 13“. Lieder wie „Zwickt’s mi“, „Gezeichnet fürs Leben“, „Die Blume aus dem Gemeindebau“ und „Tagwache“ – seinerzeit ein Skandal – sind längst Klassiker, ebenso wie die Hymne „Schifoan“.

„Auf einmal waren wir eine gefragte Band“

Für „Wie im Schlaf“ (1978) sang Ambros ins Deutsche übertragene Lieder von Bob Dylan – was auch im Nachbarland gut ankam. Eine Konzertreise durch Deutschland, auf der das legendäre Doppelalbum „Live (Auf ana langen, finster’n Stroß’n)“ mitgeschnitten wurde, war die erste große Tournee, wie Ambros im Rückblick erzählte: „Von einem Tag auf den anderen waren wir eine gefragte Band. Bis dorthin haben wir irgendwo gespielt und sind herumgedümpelt, so wie Tausende andere auch. Plötzlich sind wir jeden Tag vor tausenden Leuten gestanden. Natürlich war das eine der wesentlichsten und prägendsten Tourneen meines Lebens.“

1982 heiratete Ambros „seine“ Margit, Sohn Matthias kam einen Monat später zur Welt. 2004 ließ sich das Paar scheiden. 1984 gelang es Ambros, dass die Wiener Stadthalle dreimal ausverkauft war. 1986 landete er den Hit „Langsam woch’s ma z’samm“. Doch ein Bootsunglück in Griechenland, bei dem ein Passagier des Popstars ums Leben kam, bremste die Euphorie. 1988 wurde Ambros der fahrlässigen Tötung freigesprochen. 1989 sang der „Wolferl“ vor 120.000 Beobachtern auf der Wiener Donauinsel, er selbst sprach sogar von 200.000: „Das war unglaublich.“ Zugabe: 150.000 Besucher erlebten Ambros 1994 „unplugged“ beim Donauinselfest.

Georg Danzer Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros bei ihrem gemeinsamen Auftritt an der „Austria Night“ beim Festival Live at Sunset in Zürich, 26. Juli 2003.
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Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich und Georg Danzer, Zürich, Juli 2003

Auf Austria 3 folgten Rückschläge

In den 1990ern erlebte der Barde mit Austria 3, einem Benefizprojekt von Ambros, Rainhard Fendrich und Georg Danzer, dem weitere gemeinsame Auftritte folgten, erneut einen Höhenflug. Zu Beginn des neuen Jahrtausends bekam die Legende das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen, 2015 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Im Mai 2010 wurden Ambros und seine neue Partnerin Eltern von Zwillingen. Dann brachen schwere Zeiten an: Ambros erkrankte an Krebs, litt enorm an Rückenschmerzen, die sich nach einer Operation verschlimmerten, wurde von seiner Freundin verlassen und damit von den Kindern getrennt. Erst nach einer zweiten Operation ging es aufwärts: Zwar konnte Ambros nur noch mit Stöcken gehen, aber die Schmerzen verschwanden – und eine neue Liebe entflammte.

Wolfgang Ambros 2021
APA/Herbert Neubauer
„Ich suche noch nach irgendwas zum Durchstarten. Aber das wird immer schwerer.“

Ambros polarisiert nicht nur mit Liedern, sondern auch mit seinem bisweilen grantigen Erscheinungsbild, das Biografen als „authentisch“ und „nicht angepasst“ beschreiben. „Wie man in den Wald hineinruft … Es waren halt manche Leute nicht besonders nett zu mir“, schmunzelte der Musiker, im APA-Interview darauf angesprochen.

Am 15. Juni wird das 50-Jahr-Bühnenjubiläum gefeiert

Auch wenn der Jubilar auf der Bühne „nicht mehr herumspringen“ kann, tritt er weiter mit Leidenschaft auf. Was für ihn dabei wichtig ist: „Dass man identifizierbar bleibt, dass es der Wolfgang Ambros ist, der schon vor 40 Jahren dasselbe Lied gesungen hat, aber ein anderer war – rein äußerlich, aber innerlich dann doch nicht.“ Am 15. Juni 2022 wird in der Wiener Stadthalle das 50-jährige Bühnenjubiläum begangen.

Ob es noch ein neues Studioalbum geben wird, darauf will sich Ambros nicht festlegen. „Ich suche noch nach irgendwas zum Durchstarten. Aber das wird immer schwerer“, gesteht er. An Alterswerke im Stil von Johnny Cash denkt er nicht: „Das wäre zu naheliegend. Aber dann bin ich der Johnny Cash von Österreich – na!“