Stephan Pernkopf, Johanna Mikl-Leitner und Franz Mittermayer
NLK Burchhart
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Wirtschaft

Weniger Bürokratie für schnellere Energiewende

Niederösterreich will den Ausbau von erneuerbaren Energien stärker vorantreiben. Ein entsprechendes Paket wurde am Dienstag präsentiert. Dieses sieht unter anderem schnellere und unbürokratischere Verfahren vor – etwa für Photovoltaikanlagen.

Für Photovoltaikanlagen mit einer Leistung ab 200 Kilowatt-Peak – das entspricht einer Fläche von 1.200 Quadratmetern – braucht es derzeit eine Genehmigung. „Wir wollen diese Untergrenze deutlich nach oben setzen“, kündigte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag an.

Es gehe hier vor allem um „Deregulierung und Entbürokratisierung“, damit Photovoltaik-Anlagen schneller umgesetzt werden können, so die Landeshauptfrau, die gleichzeitig aber auch darauf hinwies, dass auch der Erhalt landwirtschaftlich produktiver Flächen sichergestellt sein müsse. Die Zonierung solle deswegen vorgezogen werden und noch vor dem Sommer vorliegen.

Verfahren sollen außerdem durch mehr Personalressourcen beschleunigt werden, stellte Mikl-Leitner eine Erhöhung der Zahl an internen sowie eine Erweiterung des Pools an externen Sachverständigen in Aussicht. Darüber hinaus seien Widmungserleichterungen für Energieversorgungs-Gebäude vorgesehen.

„Wichtig, Abhängigkeit von Russland zu reduzieren“

Bereits die CoV-Pandemie habe durch Lieferengpässe globale Abhängigkeiten aufgezeigt, sagte Mikl-Leitner. Durch den Ukraine-Krieg merke man die Abhängigkeit von Rohstoffen, Lebensmitteln und Energie einmal mehr. „Es ist wichtig, dass wir die Abhängigkeit von Russland reduzieren, verstärkt auf Diversifikation setzen und die erneuerbare Energie ausbauen“, betonte die Landeshauptfrau. „Wir wollen mehr Ökoenergie produzieren, um unabhängiger zu werden und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, erklärte auch Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Photovoltaikanlage
Pixabay / blickpixel
Die Leistungsgrenze für eine Genehmigungspflicht bei Photovoltaikanlagen soll deutlich erhöht werden

Die Eckpfeiler seien bereits im bestehenden Energie- und Klimafahrplan festgelegt, hieß es am Dienstag: Bis 2030 soll die Leistung aus Windkraft verdoppelt und jene aus Photovoltaik verzehnfacht werden. Aufgrund der aktuellen Situation gehe es jetzt darum, „Tempo zu machen bei der Energiewende“, so Mikl-Leitner.

Biomasse-Heizwerke als regionale Lösungen

Künftig wolle man auch auf regionale Lösungen mit Biomasse-Nahwärme setzen, so Mikl-Leitner. Ziel sei es, drei bis fünf zusätzliche entsprechende Heizwerke zu errichten. Als Beispiel nannte sie einen Standort in Krems, der 30.000 Haushalte mit Wärme und 15.000 mit Strom versorgt.

Von 730.000 Haushalten in Niederösterreich werden derzeit 290.000 mit Biomasse, 200.000 mit Gas, 85.000 mit Öl und der Rest mit Fernwärme oder Wärmepumpe beheizt. Viele wollen derzeit allerdings umsteigen. Laut Pernkopf rechnet man heuer mit bis zu einer Verzehnfachung der Anfragen bei der Energieberatung.

Pernkopf forderte vom Bund schnellere UVP-Verfahren: „Es geht konkret darum, dass pro Instanz nur einmal beeinsprucht werden kann.“ Verfahren sollen „nicht mutwillig verzögert werden können“, meinte er. Weiters verlangte er „den raschen Ausbau von Leitungen“ und eine Bevorratung nicht nur im Gasbereich, sondern auch bei Pellets. In Bezug auf das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz bemängelte der Landesvize fehlende Verordnungen. Weiters soll es eine Förderinitiative für „grünes“ Gas, Biogas und Wasserstoff geben und es sollen mehr energieautarke Bauernhöfe geschaffen werden.

EVN will heuer 400 Mio. Euro investieren

Die EVN plant den Angaben zufolge für heuer Investitionen von 400 Mio. Euro in Versorgungssicherheit und erneuerbare Energie. In den nächsten zehn Jahren sind 3,5 Mrd. Euro vorgesehen. EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer verwies unter anderem auf den Ausbau der Windkraftanlagen sowie eine Verstärkung von Leitungen und die Errichtung von Umspannkraftwerken. In Dürnrohr (Bezirk Tulln) soll neben der Müllverbrennungsanlage eine Klärschlammverwertung forciert werden.