Biogasanlage Margarethen am Moos
APA/Hans Klaus Techt
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Umwelt & Klima

Heimisches Biogas als Importgas-Alternative

Der Ukraine-Krieg rückt die Abhängigkeit von russischem Gas in den Fokus. Österreich sucht nun nach Alternativen. Eine könnte Biomethan sein, das etwa in in der größten heimischen Biogasanlage in Margarethen am Moos verarbeitet wird.

Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen habe enormes Potenzial, davon ist man bei der Biogasanlage EVM in Margarethen am Moos (Bezirk Bruck an der Leitha) überzeugt. Die Anlage wurde 2005 von Landwirten als bäuerliche Genossenschaft gegründet und seitdem schrittweise weiterentwickelt. Sie verarbeite rund 1.100 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde, sagt Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH, in einer Aussendung.

Derzeit deckt Österreich den Großteil seines Gasbedarfs mit Erdgas aus Russland ab. Das müsse aber nicht so bleiben, betont Malaschofsky: „Bereits 300 Biogasanlagen dieser Größe würden zum Beispiel schon ausreichen, um alle Gashaushalte zu 100 Prozent mit klimaneutralem Biomethan zu versorgen." Voraussetzung dafür wäre aber, dass die gesamte Biogasmenge in Form von Biomethan ins Gasnetz eingespeist würde. Laut Malaschofsky fehlen entsprechende Anreize derzeit aber noch.

Biogasanlage Margarethen am Moos
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300 Biogasanlagen dieser Größe würden ausreichen, um alle Gashaushalte zu 100 Prozent mit klimaneutralem Biomethan zu versorgen, meint Stefan Malaschofsky

In Haushalt, Wirtschaft und Mobilität einsetzbar

In die Biogasanlage in Margarethen am Moos komme nur Bio-Mist hinein, heißt es in der Aussendung weiter, also ausschließlich agrarische Reststoffe wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist oder Gemüsereste. „Zu uns kommt der Abfall, der nicht in den Handel geht. Wir nehmen nur reine Produkte und kein Fleisch“, so Malaschofsky.

Biomethan funktioniere wie Erdgas und sei zu 100 Prozent erneuerbar, erklärt EVM-Betriebsleiter Michael Jungbauer: „Unser Biomethan ist physikalisch völlig ident mit Erdgas. Das bedeutet: Sämtliche Gasendgeräte können damit einwandfrei betrieben werden – vom Heizkessel zu Hause über das Erdgasauto bis hin zur Industrieanlage."

Vor allem in der Mobilität sei Biomethan erfolgsversprechend, sagt Malaschofsky: „Biogas kann in der Mobilität am besten eingesetzt werden. Wir sind billiger als Diesel." So könnten jährlich 3.328.800 Liter Diesel mit Biomethan aus Margareten am Moos ersetzt werden. Schon jetzt würden bereits mehrere Gas-Lkw in Margarethen am Moos tanken.

Biogas könnte 50 Prozent des Gasbedarfs decken

Dass das Potenzial von Biomethan als Alternative zu importiertem Erdgas groß sei, hätten Experten der Johann-Kepler-Universität Linz, der Montanuniversität Leoben und von Bioenergy2020+ bereits errechnet, wird betont. Ihnen zufolge könnte Österreich bis zu 50 Prozent des Gasbedarfs allein mit heimischem Biogas decken.

Biogasanlage Margarethen am Moos
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In die Anlage komme nur Bio-Mist, kein Fleisch, wird betont

Dafür sollte zunächst „das riesige heimische Biogaspotenzial gehoben werden“, hält Michael Mock, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), fest. „Das schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland und vereint zudem Versorgungssicherheit und Klimaschutz.“

Voraussetzung für den Biogasausbau sei ein gesetzlicher Rahmen in Form eines Grün-Gas-Gesetzes, das vergleichbar dem Ökostromgesetz ausgestaltet werden sollte und den Investoren und Betreibern Planungssicherheit gebe, heißt es in der Aussendung.

Notfallplan Gas: Österreich ruft Frühwarnstufe aus

Nach Deutschland hat nun auch Österreich die Frühwarnstufe im Notfallplan für die Gasversorgung ausgerufen. Grund dafür sei die Ankündigung Russlands, dass Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel bezahlt werden sollen, teilte das Klimaministerium am Mittwoch mit. Die Gaslieferungen aus Russland würden derzeit aber uneingeschränkt weiterlaufen – mehr dazu in news.ORF.at.