Farbenprächtige, hyperrealistische Kunstwerke mit ungewöhnlichen Motiven – regelmäßiges Motiv ist etwa der depressive Roboter „Marvin“, inspiriert vom Film „Per Anhalter durch die Galaxis“ aus dem Jahr 2005 – und das alles in beeindruckender Größe: Man muss die Werke von Isolde Maria Joham nicht interpretieren, sie ziehen einen als Betrachter sofort in ihren Bann.
Dennoch erfuhr die in Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) lebende Künstlerin in Österreich bisher wenig öffentliche Anerkennung. Die Landesgalerie Niederösterreich will das nun ändern und präsentiert die größte Ausstellung, die der Künstlerin jemals gewidmet wurde. Gemeinsam mit den Landessammlungen Niederösterreich erforschte man ihr Leben und Werk erstmals in vollem Umfang wissenschaftlich.
„Wie viele Künstlerinnen ihrer Generation steht auch Isolde Maria Joham im Schatten der österreichischen Kunstgeschichtsschreibung. Die Ausstellung in der Landesgalerie verfolgt das Ziel, den Stellenwert ihres Oeuvres neu zu bestimmen“, erklären die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Gerda Ridler und Alexandra Schantl.
Fotorealismus im Großformat
„Die Bilder haben großen Erlebnischarakter. Sie wirken jung und frisch. Dabei stammen die Arbeiten tatsächlich aus der Hand einer fast 90-jährigen Künstlerin. Außerdem sind das große Format und der Fotorealismus wirklich etwas Besonderes“, so Ridler.
Ausstellungshinweis
„Isolde Maria Joham – Eine Visionärin neu entdeckt“, bis 9. Oktober, Landesgalerie Niederösterreich, Krems, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr.
Es sind genau diese monumentalen und hyperrealistischen, der Pop Art nahestehenden Arbeiten, die man am ehesten von Isolde Maria Joham kennt. Dabei liegen ihre Anfänge eigentlich in der Glaskunst. Auftragswerke, etwa die Glasfenster in der Säulenhalle des Wiener Museums für angewandte Kunst, zeigen ihre handwerkliche Exzellenz. Zudem hatte Joham von 1963 bis 1993 die Leitung der Klasse für Glasgestaltung an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien inne.
„Sie selbst hat gesagt, sie habe zwei Wesen in sich – und das spiegelt auch ihr Werk wider. Die erste Hälfte ihres Lebens hat sie sich mit Glaskunst – oft große Auftragsarbeiten, wie etwa Kirchenfenster und Glasmosaike – beschäftigt. Wir haben versucht, das zu dokumentieren und haben auch Entwürfe dieser Arbeiten ausgestellt. Parallel dazu hat sie aber auch ihr malerisches Werk verfolgt“, erklärt Alexandra Schantl.
Es dreht sich um Mensch, Natur und Technik
Ab der Mitte bis zum Ende der 1970er-Jahre wandte Joham sich verstärkt der Malerei zu. Ihre großformatigen Bilder handeln von der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Mensch-Natur-Technik.
Dabei kommen oft durchaus kritische Perspektiven ins Spiel, etwa bei der Darstellung von drei Laboraffen im Atomreaktor. „Mein Ziel ist immer dasselbe“, wird Joham zitiert: „Den Menschen Anstöße zu kritischer Betrachtung unserer Umwelt zu geben. Ich will nicht anklagen, ich will aufmerksam machen.“
„Probleme mit dem Klima, das Artensterben, all das kommt in ihren Werken vor“, so Schantl. Gerda Ridler ergänzt: „Joham verbindet unterschiedliche Welten in ihren Werken. Einerseits das ambivalente Verhältnis zwischen Natur und Technik, andererseits das Thema Mensch und Maschine, das sie in ihren Roboterbildern zeigt. Das sind Themen, die heute noch aktuell sind – dabei sind die Bilder teilweise mehr als vier Jahrzehnte alt.“