Kinder schaukeln
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Gesundheit

Eltern kämpfen um Reha für Kinder

Mehrere Eltern rund um Anja Knoll aus der Wachau kämpfen um eine geeignete Reha für ihre behinderten Kinder. Die Sozialversicherung bezahlt den Aufenthalt in der bisherigen Einrichtung in Bad Radkersburg nicht mehr, die neue Reha sei eine Verschlechterung.

Emmerich ist sieben Jahre alt und fährt gerne Rad oder schaukelt, wie andere Kinder auch. Der Unterschied: Ihm fällt das aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung (infantile Zerebralparese) um ein Vielfaches schwerer. Kognitiv hat er keine Probleme, allerdings kämpft Emmerich mit starken motorischen Einschränkungen. Deswegen muss er ständig an sich arbeiten, um neue Fähigkeiten dazuzugewinnen, ohne die alten zu verlieren. Elf Mal war er bisher jeweils zwei Wochen auf Reha in Bad Radkersburg (Steiermark).

Das Besondere dort ist die Gruppentherapie am Vormittag, erklärt Anja Knoll, Emmerichs Mutter. „Dort wird gemeinsam gefrühstückt. Sie üben das Essen gemeinsam, und zwar, wenn sie Hunger haben. Danach gehen sie Zähne putzen. Sie gehen auf die Toilette, wenn sie auf das Klo müssen und nicht, wenn ein Ergotherapeut sagt, dass jetzt Therapie ist und jetzt geübt wird auf das Klo zu gehen." Das sei für die Kinder viel sinnvoller und dadurch würden sie viel motivierter üben, so die dreifache Mutter.

Kind auf Fahrrad
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Der siebenjährige Emmerich fährt gerne Rad, auf seinem Spezialgefährt ist er gut gesichert und kann selbständig in die Pedale treten

Auch die soziale Komponente ist wichtig. Emmerich geht in die erste Klasse Volksschule, wo ihn auch eine Hilfskraft begleitet. Kontakt zu Kindern, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, hat er aber hauptsächliche auf der Reha. „Ich treffe immer meine Freundin dort und hole sie vom Zimmer ab. Wir üben gehen oder uns selbst anzuziehen“, erzählt der Siebenjährige.

Keine Gruppentherapien in den anderen Einrichtungen

Seit heuer bewilligt die Krankenkasse diese Reha aber nicht mehr. Zwei andere Einrichtungen wurden vorgeschlagen. Die Eltern sehen das kritisch, denn dort gibt es die Gruppentherapie in der bekannten Form nicht. „Da gibt es Einzeltherapien. Das ist eine Form von Therapie, die wir hier jede Woche machen. Wir gehen zur Ergotherapie, Emmerich geht reiten, zur Physiotherapie und schwimmen. Das machen wir alles“, zählt Anja Knoll auf.

Mutter schaut Fotoalbum mit Kind
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Emmerich blättert gemeinsam mit seiner Mutter Anja Knoll im Fotoalbum und erinnert sich an seine Reha-Aufenthalte in Bad Radkersburg

Sie kämpft seit Längerem für ihre Familie, aber auch für eine große Anzahl an weiteren Betroffenen, für einen Erhalt der bisherigen Reha. „Unsere Kinder brauchen eine Fördertherapie, eine Habilitation, keine Rehabilitation, da sie nichts wiedergewinnen können, sondern nur in Minischritten dazugewinnen. Das Ziel ist, sie so alltagsfit wie möglich zu machen“, erklärt Knoll, die trotz ihres Engagements und zahlreicher Briefe an zuständige Stellen bisher nur auf Ablehnung gestoßen ist.

Bad Radkersburg „erfüllt Kriterien nicht“

Auch gegenüber noe.ORF.at schreibt der Dachverband der Sozialversicherungsträger in einer kurzen Stellungnahme dazu: „Die Einrichtung in Bad Radkersburg hat die Ausschreibungskriterien nicht erfüllt, weshalb sie kein Vertragspartner der Sozialversicherung sein kann. Fördermaßnahmen der Behindertenhilfe fallen in die Länderkompetenz.“ Kindern wie Emmerich werden daher in Zukunft wohl nur die Erinnerungen an diese für ihre Entwicklung so positiven Gruppentherapien bleiben.