So früh wie noch nie in den vergangenen Jahren kam das Storchenpaar heuer nach Oberndorf. Das Männchen wurde am 22. Februar erstmals gesichtet, das Weibchen vier Tage später. Ihr Nest bauten sie am „alten“ Standort, einem Rauchfang eines Bauernhofs mitten im Ort.
Im Vorjahr hatte sich genau an dieser Stelle ein großes Drama abgespielt. Alle vier Jungstörche waren tot aufgefunden worden, teilweise auf dem Boden liegend, teilweise in der Regenrinne. Vermutet wird, dass ihnen die Storcheneltern vergiftetes Futter ins Nest gebracht hatten.
„Das Storchenpaar war daraufhin völlig irritiert und hat das Nest verlassen“, erzählt „Storchenmama“ Johanna Gansch, auf deren Bauernhof die Störche seit fast zehn Jahren ihr Sommerquartier beziehen. Die Tiere bauten schließlich einen neuen Horst – ausgerechnet auf der Kirchturmspitze.
Weil immer wieder größere Äste auf den Kirchenplatz herabfielen und man die Sicherheit vor allem der Kirchenbesucher gefährdet sah, entschied sich die Gemeinde dazu, das Nest zu entfernen. Die Naturschutzbehörde stimmte zu, stellte allerdings zwei Bedingungen: Zum einen musste kontrolliert werden, ob sich keine Jungstörche im Nest befanden, zum anderen musste man sich dazu verpflichten, einen Ersatzhorst zu errichten.
Alte Äste wurden wiederverwendet
Am Freitag wurde nun der 13 Meter hohe Mast aufgestellt und mit einem Betonsockel im Boden verankert. Auf der Spitze thront ein eiserner Korb, den der örtliche Schmied extra angefertigt hatte. Dieser Korb wurde mit Ästen genau jenes Nestes ausgelegt, das man Mitte Juni im Vorjahr im Zuge einer Feuerwehrübung von der Kirchturmspitze geholt hatte.
„Das Nest muss von drei Seiten einflugbar sein, damit der Storch ideal landen kann“, sagte Bürgermeister Walter Seiberl (ÖVP) im Gespräch mit noe.ORF.at, „gleichzeitig musste das Holz des alten Nestes aufbewahrt werden. Dieses Holz wird in den Korb eingebracht, damit der Geruch von damals wieder vorhanden ist.“
Dass der Ersatzhorst leer bleiben könnte, weil das Storchenpaar bereits auf dem Rauchfang des Bauernhofs von Familie Gansch ein neues Nest gebaut hat, glaubt der Bürgermeister nicht. 16 Störche würden jedes Jahr im Sommer nach Oberndorf kommen, so Seiberl. „Inzwischen sind auch viele Jungstörche aus den vergangenen Jahren da, die vielleicht hier ihre eigene Familie gründen und den Horst beziehen wollen.“