Chronik

Ersatzhorst für Oberndorfer Störche errichtet

In Oberndorf an der Melk (Bezirk Scheibbs) hat ein Storchenpaar im Vorjahr auf der Kirchturmspitze ein Nest gebaut. Weil immer wieder Äste herabstürzten, wurde es entfernt – mit einer Auflage: Die Gemeinde musste nun einen Ersatzhorst errichten.

So früh wie noch nie in den vergangenen Jahren kam das Storchenpaar heuer nach Oberndorf. Das Männchen wurde am 22. Februar erstmals gesichtet, das Weibchen vier Tage später. Ihr Nest bauten sie am „alten“ Standort, einem Rauchfang eines Bauernhofs mitten im Ort.

Im Vorjahr hatte sich genau an dieser Stelle ein großes Drama abgespielt. Alle vier Jungstörche waren tot aufgefunden worden, teilweise auf dem Boden liegend, teilweise in der Regenrinne. Vermutet wird, dass ihnen die Storcheneltern vergiftetes Futter ins Nest gebracht hatten.

„Das Storchenpaar war daraufhin völlig irritiert und hat das Nest verlassen“, erzählt „Storchenmama“ Johanna Gansch, auf deren Bauernhof die Störche seit fast zehn Jahren ihr Sommerquartier beziehen. Die Tiere bauten schließlich einen neuen Horst – ausgerechnet auf der Kirchturmspitze.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Störche und Jungvögel im Nest
privat
Im Vorjahr verendeten alle vier Jungstörche. Die Eltern dürften ihnen vergiftetes Futter ins Nest gebracht haben.
Storchennest am Kirchturm in Oberndorf
Hubert Gansch
Das Storchenpaar baute daraufhin ein neues Nest auf der Kirchturmspitze
Blick von oben in das Storchennest am Kirchturm in Oberndorf
privat
Wegen Sicherheitsbedenken wurde dieses Nest schließlich entfernt
Storchennest am Kirchturmkreuz
privat
Bedingung dafür war aber, dass ein Ersatzhorst gebaut werden muss
Arbeiten für den neuen Storchenhorst bei der Kirche
Thomas Koppensteiner
Am Freitag wurde der 13 Meter hohe Mast samt Metallkorb aufgestellt
Storchenhorst und Kirche
Thomas Koppensteiner
Der Horst befindet sich direkt neben der Kirche
Storchenhorst auf Rauchfang eines Bauernhofes in Oberndorf
Thomas Koppensteiner
Das Storchenpaar hat allerdings wieder seinen „alten“ Standort am Rauchfang eines Bauernhofes bezogen

Weil immer wieder größere Äste auf den Kirchenplatz herabfielen und man die Sicherheit vor allem der Kirchenbesucher gefährdet sah, entschied sich die Gemeinde dazu, das Nest zu entfernen. Die Naturschutzbehörde stimmte zu, stellte allerdings zwei Bedingungen: Zum einen musste kontrolliert werden, ob sich keine Jungstörche im Nest befanden, zum anderen musste man sich dazu verpflichten, einen Ersatzhorst zu errichten.

Alte Äste wurden wiederverwendet

Am Freitag wurde nun der 13 Meter hohe Mast aufgestellt und mit einem Betonsockel im Boden verankert. Auf der Spitze thront ein eiserner Korb, den der örtliche Schmied extra angefertigt hatte. Dieser Korb wurde mit Ästen genau jenes Nestes ausgelegt, das man Mitte Juni im Vorjahr im Zuge einer Feuerwehrübung von der Kirchturmspitze geholt hatte.

„Das Nest muss von drei Seiten einflugbar sein, damit der Storch ideal landen kann“, sagte Bürgermeister Walter Seiberl (ÖVP) im Gespräch mit noe.ORF.at, „gleichzeitig musste das Holz des alten Nestes aufbewahrt werden. Dieses Holz wird in den Korb eingebracht, damit der Geruch von damals wieder vorhanden ist.“

Dass der Ersatzhorst leer bleiben könnte, weil das Storchenpaar bereits auf dem Rauchfang des Bauernhofs von Familie Gansch ein neues Nest gebaut hat, glaubt der Bürgermeister nicht. 16 Störche würden jedes Jahr im Sommer nach Oberndorf kommen, so Seiberl. „Inzwischen sind auch viele Jungstörche aus den vergangenen Jahren da, die vielleicht hier ihre eigene Familie gründen und den Horst beziehen wollen.“