So gut wie neu Box
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Soziales

Gespendete Schätze in „so gut wie neu“-Box

Vom Fahrrad über den Skibob bis zum Geschirrset – in den „so gut wie neu“-Boxen landen nicht mehr genützte, aber gut erhaltene Schmuckstücke. Sie werden dann in Sozialmärkten verkauft – mit großem Erfolg, wie es heißt.

Direkt neben den Gefahrenstoffen gibt es im Altstoffsammelzentrum 2 in St. Pölten eine kleine Garage. So sieht hier die „so gut wie neu“-Box aus. In ihr kann man aber keinen Müll abgeben, wie in den Nachbargaragen. Im Gegenteil: Was hier landet, wird vor der Entsorgung gerettet. Eine Ballerinafigur liegt neben einem Kinderdreirad, in der Ecke stapeln sich Brettspiele und ein Kinderwagen wird beim Besuch von noe.ORF.at gerade abgegeben.

Für Kundinnen und Kunden läuft der Prozess so ab: Ohne Voranmeldung können sie nicht mehr gebrauchte Gegenstände einfach in die Box legen. Anschließend sortieren die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Mistplatzes die Spenden, bevor sie von den „soogut“-Sozialmärkten abgeholt werden. Die Boxen gibt es seit November 2021 in den Altstoffsammelzentren der Bezirke Amstetten, Bruck an der Leitha, Hollabrunn, Melk, Mistelbach, Neunkirchen, Scheibbs, St. Pölten-Land und St. Pölten-Stadt.

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Ballerina
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Diese Ballerina sucht eine neue Liebhaberin oder einen neuen Liebhaber
Kinderfahrrad
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Besonders geschätzt werden Spenden für Kinder, also Dreiräder, Kinderwägen und vor allem Fahrräder
Schultasche
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Auch Schulsachen werden immer gebraucht
Skibob
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Genauso wie Sportgeräte
Teller
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Daneben suchen viele Kundinnen und Kunden nach Haushaltsgeräten oder auch Geschirr
Küchengeräte
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Auch Küchengeräte finden schnell einen neuen Besitzer

Besonders gebraucht: Fahrräder

„Wir machen dann eine Qualitätskontrolle und reparieren kleine Mängel sofort“, erklärt der Geschäftsführer der „soogut“-Sozialmärkte Wolfgang Brillmann. Ein Patschen im Fahrradreifen wird dann zum Beispiel schnell behoben. „Ein Fahrrad, bei dem nur der Schlauch kaputt ist, das muss man ja nicht weghauen“, wundert sich Brillmann. Doch tatsächlich landen immer wieder Qualitätsräder im Müll, obwohl sie nur leichte Mängel haben.

Seit es die „so gut wie neu“-Boxen gibt, landen solche Räder zumindest häufiger dort und nicht mehr in der Schrottpresse. „Fahrräder werden uns im Markt quasi aus den Händen gerissen“, erzählt Brillmann. „Die Leute wissen mittlerweile, wann wir neue Spenden von den Altstoffsammelzentren abholen und stehen dann schon Schlange, um ein Fahrrad zu ergattern.“ Ein Markenrad – gebraucht aber noch gut in Schuss – kostet im Sozialmarkt um die 15 Euro.

Sozialmarkt
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Nach der Abgabe schnell wieder vergriffen: Fahrräder

Mehr Kunden seit Teuerungswelle

40.000 Kundinnen und Kunden haben die Sozialmärkte in Niederösterreich. Einkaufen können hier jene, deren Monatsbudget unter der Armutsgrenze von 1.260 Euro liegt. Dieser Wert gilt für einen Einpersonenhaushalt. Für Familien mit Kindern wird die Grenze entsprechend angepasst. „Bei uns dürfen Menschen einkaufen, die es wirklich notwendig haben“, erklärt Brillmann die Philosophie der Sozialmärkte. Die Lebensmittel kosten hier nur etwa ein Drittel von dem, was sie im Discounter-Supermarkt kosten würden. Für ein volles Einkaufswagerl zahlen die Kundinnen und Kunden im Schnitt 7,60 Euro. Die Ware wird von den großen Supermarktketten und Lebensmittelherstellern an die Sozialmärkte gespendet.

Die Auswirkungen der Teuerungswelle lassen sich hier im „soogut“-Sozialmarkt in St. Pölten gut beobachten. „Wir merken, dass die Kundinnen vermehrt zu uns kommen“, erzählt Brillmann. „Vor allem sind es Menschen, die uns sagen, sie hätten sich nie gedacht, dass sie einmal in einem Sozialmarkt einkaufen müssten.“ Neben Alleinerziehenden und Pensionistinnen, kommen nun auch verstärkt Menschen aus der Mittelschicht oder von Armut betroffene Kleinunternehmer.

Günstig und nachhaltig

Mitunter deswegen treffen die „so gut wie neu“-Boxen offenbar den Nerv der Zeit. „Es gibt überwiegend positive Rückmeldungen“, erzählt Abfallberater Marcel Moser, der die Box im Abfallsammelzentrum in St. Pölten betreut. „Wir schlagen hier außerdem zwei Fliegen mit einer Klappe“, ergänzt Wolfgang Brillmann. „Der günstige Einkauf einerseits, andererseits ist die Wiederverwendung auch nachhaltig.“