Chronik

Falscher Verdacht: Cobra stürmte Einfamilienhaus

Das Polizei-Sondereinsatzkommando Cobra hat Mittwochfrüh das Haus einer Familie in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) gestürmt. Die Bewohner wurden offenbar verdächtigt, Drogen zu besitzen oder zu handeln. Gefunden wurde nichts.

Sieben schwerbewaffnete Polizisten hätten am Mittwoch um 7.00 Uhr an die Tür des Hauses der Familie in Groß-Enzersdorf gehämmert. „Ich wollte den Schlüssel holen und aufsperren, sobald ich aber im Vorzimmer war, wurde die Tür bereits aufgebrochen“, schildert die Hausbesitzerin gegenüber noe.ORF.at. Die Polizisten hätten ihr befohlen, sich auf den Boden zu legen, anschließend sei das Erdgeschoß durchsucht worden.

Zu diesem Zeitpunkt hielten sich im Haus außerdem die beiden Kinder der Familie auf. Die 24-Jährige habe noch geschlafen, die 13-Jährige habe sich unter der Dusche befunden, so die Betroffene gegenüber noe.ORF.at. Trotz eindringlicher Bitte der Mutter dementsprechend nicht ins Badezimmer zu gehen, seien zwei Männer dort eingedrungen. „Sie haben ihr nicht erlaubt, sich zuvor anzuziehen“, erzählt die Mutter.

Der älteren Tochter sei mit Waffe am Kopf die Decke weggezogen worden. „Sie haben mitten in der Nacht die Kinder entblößt.“ Die Mutter sei derweil im Erdgeschoß festgehalten worden.

Verdacht auf illegale Cannabis-Plantage

Erst nach der Hausdurchsuchung sei die Familie über den Grund der Durchsuchung informiert worden. Offenbar habe sich in der Nähe des Hauses eine vom Landeskriminalamt Niederösterreich beschattete Person aus dem Drogenmilieu aufgehalten. „Den Menschen kenne ich nicht und habe seinen Namen noch nie gehört“, so die Hausbesitzerin und Mutter gegenüber dem ORF Niederösterreich.

Außerdem sei im Durchsuchungsbefehl die Rede von abgedunkelten Fenstern und einem „szenetypischen Entlüftungsrohr für Cannabis-Indoorplantagen“ im Dachbodenfenster gewesen. „Beides stimmt nicht. Es gibt kein einziges abgeklebtes Fenster in meinem Haus und ich habe auch kein Entlüftungsrohr für Indoor-Plantagen“, erklärt dazu die Hausbesitzerin.

„Es ist mir völlig unerklärlich, wieso dieses Vorgehen, besonders der Kinder gegenüber, notwendig gewesen wäre.“ Einen konkreten Verdacht gegen Familienmitglieder habe der Durchsuchungsbefehl laut ihren Angaben nicht enthalten. Es wurden keine Drogen bei der Familie gefunden. Entschuldigung vonseiten der Beamten habe es keine gegeben.

„Vermuten rassistischen Hintergrund“

Für ein ungutes Gefühl sorgt außerdem, dass vor allem die beiden Töchter und deren Zimmer Gegenstand der Durchsuchung waren. „Sie haben auch ihre Kosmetika und Unterwäsche durchwühlt, wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie sie dort eine Plantage hätten finden wollen,“ berichtet die Mutter. Die beiden Töchter sind gebürtige Südafrikanerinnen. „Wir vermuten deshalb auch einen rassistischen Hintergrund.“

Bei der Landespolizeidirektion Niederösterreich spricht man von einer großangelegten Aktion unter der Leitung des Bundeskriminalamtes und verweist diesbezüglich an die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Wien. Dort bestätigt eine Sprecherin lediglich, dass es am Mittwoch Einsätze mit Verdacht auf Suchtgifthandel in mehreren Bundesländern gegeben habe.