Lehrling Technik Mädchen
narong – stock.adobe.com
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Chronik

Girls’ Day 2022: Mehr Mädchen in die Technik

Zum 20. Mal findet am Donnerstag der Girls’ Day statt. Weil viele Mädchen sich für „klassische Frauenberufe“ entscheiden, möchte das Land für Technikberufe werben. Dazu öffnen Unternehmen aus dem technischen Bereich ihre Türen für junge Frauen.

Beim 20. Girls‘ Day, der nach zweijähriger Pause wieder vor Ort stattfinden kann, können sich Mädchen technische Berufe ansehen und in die Arbeitswelt „hineinschnuppern“. Die Mädchen können technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fragen zum Berufsbild stellen. 1.350 Schülerinnen sind in 68 Unternehmen in Niederösterreich unterwegs.

20 Schülerinnen aus der Mittelschule Drosendorf (Bezirk Horn) besuchten das Luft- und Raumfahrtunternehmen Test-Fuchs in Groß-Siegharts (Bezirk Horn). Das Unternehmen produziert Bauteile für Raketen und Satelliten und bietet Lehren in den Bereichen Mechatronik, IT-Technik, Metalltechnik, Konstruktion und Elektrotechnik an.

„Beruf, den jede Frau machen kann“

In der Firma ist der Anteil der weiblichen Lehrlinge und Mitarbeiter jedoch eher gering. Lediglich vier von 33 Lehrlingen sind Frauen. Eine von ihnen ist Renée Wallner, Metalltechniklehrling im dritten Lehrjahr.

Dass die Metalltechnik noch immer eine Männerdomäne sein soll, versteht Wallner nicht: "Klar, es sind teilweise schwere Teile bei der Produktion dabei, die man heben muss. Aber da gibt es dann Hilfsmittel wie Kräne oder man fragt eben einen Kollegen.

Firma Technik Fuchs
ORF
Schülerinnen aus Drosendorf bei ihrem Besuch bei der Firma Test-Fuchs im Waldviertel

Ähnlich sieht das auch die langjährige technische Angestellte Marieke Lazarus: „Es ist einfach noch so in den Köpfen der Menschen verankert, dass Frauen in technische Berufe nicht reinpassen. Aber jede Frau kann Konstrukteurin werden oder in der Luft- und Raumfahrt arbeiten, wenn sie möchte.“

Top 3: Einzelhandel, Bürokauffrau, Friseurin

Frauen sind in technischen Berufen nach wie vor massiv unterrepräsentiert. In der Sparte Industrie zum Beispiel machen aktuell nur 259 junge Frauen eine Lehre und das bei 4.700 weiblichen Lehrlingen in Niederösterreich, heißt es von der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

"Der Fachkräftemangel könnte jetzt eine Chance für Mädchen am Arbeitsmarkt sein, denn für technische und handwerkliche Berufe werden dringend junge Talente in Niederösterreich gesucht“, erklärt Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

„Fast die Hälfte aller weiblichen Lehrlinge arbeiten in den typischen Berufen Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Es gibt aber mehr als 200 Lehrberufe. Eine technische Ausbildung biete für Mädchen und Frauen viele Vorteile und auch eine bessere Bezahlung. Eine Friseurin verdient im dritten Lehrjahr monatlich rund 1.000 Euro, eine Metalltechnikerin 1.500 Euro pro Monat", so Teschl-Hofmeister.

Girls-Day

Noch immer sind Frauen in technischen Berufen massiv unterrepräsentiert. In der Sparte Industrie zum Beispiel machen aktuell nur 259 junge Frauen eine Lehre und das bei rund 5.000 weiblichen Lehrlingen in Niederösterreich. Beim morgigen 20. Girls-Day will man Schülerinnen eher männerdominierte Berufe näher bringen, wie in einem Luft- und Raumfahrtunternehmen in Groß Siegharts im Waldviertel.

40.000 offene Stellen in Niederösterreich

Nina Stift, Vize-Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, appelliert an junge Frauen und Mädchen den Girls’ day als Berufsorientierung zu nutzen und technische Berufe nicht von vornherein auszuschließen: „Man soll sich nicht von Klischees leiten lassen, sondern den Beruf erlernen, für den man die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse hat. Die Wirtschaft braucht dringend Fach- und Arbeitskräfte. 40.000 offene Stellen zeigen, dass hier umgedacht werden muss."

Sandra Kern, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Niederösterreich, verweist auf die Arbeitslosenzahlen im Lehrstellenbereich: „Die Arbeitslosenquote bei den Mädchen ist zwar niedrig, liegt aber mit 4,8 Prozent über dem Wert der jungen Männer mit 4,2 Prozent. Die Zahl der lehrstellensuchenden jungen Frauen ist zuletzt mit plus 8,5 Prozent im Vergleich zu März sogar etwas angestiegen.“

Eine Lehrstelle in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich, wäre für die Lehrstellensuchenden eine gute Chance auf dem Arbeitsmarkt langfristig Fuß zu fassen und dabei auch mehr Geld zu verdienen, so Kern.