Die Rede ist von einem Mastjahr – einem Jahr, in dem Bäume zu einer „selten da gewesenen synchronen Übervermehrung ansetzen“, so der Naturschutzbund in einer Aussendung. Solche Mastjahre ereignen sich sonst in mehrjährigen Abständen. Bei Apfelbäumen beträgt der Zyklus etwa zwei Jahre, bei vielen anderen Bäumen wie der Eiche sind es sechs bis zwölf Jahre.
In der Forstwirtschaft gilt jedes siebente Jahr als durchschnittliches Mastjahr. Eine Regelmäßigkeit, die wohl durch die Klimakrise durchbrochen wird: „Betrachtet man die letzten fünf Jahre in Mitteleuropa, so waren es für zumindest einige Baumarten Mastjahre – eine Häufung, die vor dem Klimawandel kaum in dieser Ausprägung zu beobachten war.“ Einige Bäume seien bereits erblüht, darunter Ahorn, Ulme, Weide und Zitterpappel. Sträucher wie Hasel, Schlehe und Traubenkirsche seien dieses Jahr mit einer enormen Blütenfülle ausgestattet.

Das starke Blühen ereigne sich nun immer häufiger. „Dieses bereits jahrelang anhaltende ‚Stressblühen‘ und das darauffolgende Massenfruchten unserer Bäume ist eine direkte Reaktion auf den Klimawandel“, so Naturschutzbund-Vizepräsident Johannes Gepp. Das Phänomen erstrecke sich über Mitteleuropa, heißt es. Die Mastjahre würden mit den steigenden Temperaturen korrelieren, möglicherweise seien auch Trockenzeiten ausschlaggebend.
Häufige Mastjahre beeinflussen Tiere und Insekten
In trockenen Perioden sterben Bäume nämlich ab, die logische Antwort der Natur sei die Produktion von möglichst vielen neuen Jungbäumen. An einem einzigen Feldahorn zählte der Naturschutzbund heuer eine Viertelmillion Blüten, an einer Fichte 150.000 männliche Blütenstände.
In einem Mastjahr werden mehr Samen freigesetzt, was zu einer natürlichen Vermehrung von Jungbäumen führt. Es werden mehr Pflanzen anwachsen, als Rehe, Schweine, Raupen und Käfer fressen können. Nach Baum-Mastjahren würden sich diese Tiere ebenfalls massenhaft vermehren: „Wildschweine fressen sich mit Eicheln an, Mäuse lagern Bucheckern für den Winter ein, Häher vergraben die Samen der Zirben – und allesamt vermehren sich übermäßig. Dem gegenüber würden die Nichtmastjahre eine Reduktion der natürlichen Feinde bewirken“, so Gepp.