Anna-Eva Köck und Gregor Schindler zwischen leuchtenden Luftballons
Apollonia Theresa Bitzan
Apollonia Theresa Bitzan
Kultur

Crowdfunding-Aktion rettet Kulturfestival

Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion mit mehr als 100 Unterstützern geht Niederösterreichs jüngstes Kulturfestival in die zweite Runde. „Loess is more“ findet von 28. Juli bis 7. August in einem alten Gasthof in Großriedenthal (Bezirk Tulln) statt.

Im Sommer 2021 ging für Anna-Eva Köck ein Traum in Erfüllung: Gemeinsam mit ihrem Mann Gregor Schindler stellte die Schauspielerin im Lösshof in Großriedenthal ein Theaterfestival auf die Beine. Unter dem Titel „loess is more“ wurde zehn Tage lang gespielt, musiziert und gegessen. Ein dionysisches Fest mit rund 1.500 Gästen.

Zunächst sah es so aus, als ob für eine Fortsetzung 2022 das Geld fehlen würde. Denn die Förderungen von Land Niederösterreich und Kulturministerium hätten nicht ausgereicht, um das Festival zu finanzieren, meint Köck gegenüber noe.ORF.at. Im März startete sie daher eine Crowdfunding-Kampagne. Am Montag wurde die 16.000-Euro-Marke geknackt, die im Vorfeld als Minimum festgelegt worden war.

Die Veranstalter im Lösshof Innenhof (Ehemaliger Schweinestall)
Apollonia Theresa Bitzan
Früher Gasthof, heute Spielstätte: Anna-Eva Köck und Gregor Schindler haben den Lösshof im Jahr 2020 erworben und verwandelt

Am Dienstag lagen die Spenden von 109 Unterstützerinnen und Unterstützern bereits bei mehr als 16.500 Euro. „Wir sind total überwältigt“, sagt Köck gegenüber noe.ORF.at. „Für mich wäre es nachvollziehbar gewesen, wenn weniger reingekommen wäre, weil es ganz besondere Zeiten sind mit dem Ukraine-Krieg und die Energien ganz woanders hinfließen müssen. So gesehen ist das ein unfassbar großartiger Betrag, der da durch private Menschen zustande gekommen ist.“

Geschichten und Mythen aus der Region

Nun kann das Festival also ein zweites Mal stattfinden. Bis 7. August wird im Lösshof neben einem Live-Hörspiel, einer Lesung und Konzerten auch eine Kindersparte geboten. Mehr als 100 Menschen sind an dem Festival beteiligt, darunter Grischka Voss und Max Simonischek. Das Highlight dürfte die Eigenproduktion „Löss“ sein, mit deren Uraufführung das Festival am 28. Juli eröffnet wird.

Theaterproduktion im Lösshof
Sophie Tautorus
Im Sommer 2021 fand „loess is more“ zum ersten Mal statt. Auf dem Programm stand auch die Produktion „Königtochter“.

„Diese Produktion ist der Region gewidmet“, so Köck. „Wir wollen echte Geschichten, aber auch Mythen und Legenden erzählen.“ Dabei werden die Bewohnerinnen und Bewohner der Region eingeladen, sich an der Stückentwicklung zu beteiligen. „Wir führen Gespräche und zeichnen sie auf. Die Filmaufnahmen werden dann in die Produktion eingebaut. Und wir nehmen Wünsche entgegen. Wenn ein Kind möchte, dass ein Delfin vorkommt, dann wird ein Delfin vorkommen.“

Von der Fleischbank zur Ticketkassa

Der Name der Produktion verweist auf das Herzstück des Festivals: den Lösshof. Im 19. Jahrhundert als Gasthof gebaut, wandelte er sich unter den Händen von Köck und Schindler zu einer Spielstätte. Es wurde renoviert und gebaut, seinen Charakter hat das Gebäude aber nicht verloren. Die Fleischbank wurde zur Ticketkasse umfunktioniert und der große Festsaal fungiert als Ausstellungsraum.

Ticketshop (Alte Fleischbank) im_Lösshof
Joseph Gasteiger
Man merkt es kaum, aber die Ticketkasse im Lösshof ist eigentlich eine Fleischbank – und auch der Eiskeller ist noch erhalten

„Als wir den Hof im Frühjahr 2020 erworben haben, wollten wir ihn nicht nur als persönlichen Rückzugsort nutzen, sondern auch als öffentlichen Raum erhalten“, sagt Köck. So ist der Lösshof auch abseits des Sommerfestivals für Besucherinnen und Besucher geöffnet, ob für Konzerte, Vernissagen oder zum Essen.

Noch ist unsicher, ob es 2023 ein Revival des Festivals „loess is more“ geben wird. „Die Förderungen müssen erheblich erhöht werden, sodass wir die Mitwirkenden, wenn schon nicht gut, dann zumindest fair bezahlen können“, so Köck. Pläne für das nächste Jahr hätte sie jedenfalls schon. Zum Beispiel ein Stationen-Theater, das in den Eiskeller führt.