Das Unglück hatte sich ÖBB-Angaben zufolge kurz nach 18.00 Uhr auf der Pottendorfer Linie bei Münchendorf ereignet. Betroffen war ein Zug der Raaberbahn, ein Triebwagen und ein Waggon waren umgestürzt.
Der Unfall forderte laut Sonja Kellner vom Roten Kreuz Niederösterreich ein Todesopfer. Drei Menschen wurden schwer, neun weitere leicht verletzt, teilte die Sprecherin in den Abendstunden weiters mit. Je ein Verletzter wurde ins UKH Wien-Meidling und ins Universitätsklinikum St. Pölten geflogen, berichtete Philipp Gutlederer von Notruf Niederösterreich. Weitere Unfallopfer wurden in die Landeskliniken Baden und Wiener Neustadt transportiert.
Das Bezirksfeuerwehrkommando Mödling berichtete, dass die Oberleitung abgerissen wurde und quer über der Unfallstelle lag. Die FF Münchendorf, Achau und Guntramsdorf wurden um 18.27 Uhr alarmiert. Der eingeschlossene Triebwagenführer musste von den Einsatzkräften mit hydraulischem Rettungsgerät befreit werden. Die bei dem Unfall getötete Person war dem Bezirkskommando zufolge unter dem Zug eingeklemmt worden.
44 Passagiere unverletzt
An Bord des Zuges, der auf dem Weg von Deutschkreutz nach Wien-Hauptbahnhof war, hatten sich laut Stefan Loidl von der Landespolizeidirektion Niederösterreich der Triebwagenführer und 56 Passagiere befunden. Demnach blieben 44 Menschen bei dem Unfall unversehrt. Sie wurden im nahen Katastrophenhilfezentrum Münchendorf des Roten Kreuzes Niederösterreich betreut und versorgt.
Am Unfallort befand sich ein Großaufgebot an Rettungskräften. Neben Helfern des Roten Kreuzes und des Samariterbundes waren auch vier Notarzthubschrauber des ÖAMTC und ein Polizeihubschrauber im Einsatz.
Drei Feuerwehren aus der Region waren ebenso mit rund 100 Mitgliedern im Einsatz. Sie mussten unter anderem den Lokführer retten, der im verunfallten Triebwagen eingeklemmt war. „Die meisten Menschen konnten sich aber selbst retten“, sagte Bernhard Feichtinger, Einsatzleiter und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Münchendorf.
Schadensbegutachtung und Ermittlungen laufen
Der verunglückte „Ventus“-Zug der Raaberbahn setzte sich aus einer Doppelgarnitur – zweimal drei Waggons – zusammen. Einer der Wagen war in ein Feld gestürzt, ein zweiter war ebenfalls seitlich auf der Böschung neben den Gleisen liegen geblieben. Die vier weiteren gelb-grünen Waggons waren aus den Schienen gesprungen, jedoch im Gleisbett stehen geblieben.

Die Erhebungen zur Ursache des Unfalls begannen laut Polizeisprecher Loidl noch am Montagabend. Neben Ermittlern des Landeskriminalamtes Niederösterreich fanden sich auch Mitarbeiter der ÖBB und der Raaberbahn sowie des Infrastrukturministeriums in Münchendorf ein. „Es wird unter anderem der Fahrtenschreiber sichergestellt, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt“, sagte Loidl gegenüber dem ORF Niederösterreich. Der Fahrtenschreiber sei quasi „die Blackbox im Zug“, wo Daten beispielsweise zur Geschwindigkeit aufgezeichnet werden.
Ein Sachverständiger habe sich zudem bereits in der Nacht ein Bild von dem Unfall gemacht, ergänzte Loidl Dienstagfrüh auf Anfrage. Ob das Unglück auf ein menschliches oder technisches Versagen zurückzuführen ist, könne man derzeit noch nicht sagen.
Schienenersatzverkehr zwischen Achau und Wampersdorf
Wegen des Unfalls waren im Abschnitt Achau – Wampersdorf der Pottendorfer Linie keine Fahrten möglich, teilten die ÖBB mit. Ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen wurde eingerichtet. Die ÖBB berichteten in einer Aussendung am späten Montagabend zudem von „schweren Schäden an der Bahninfrastruktur“.
Der Umfang der Reparaturarbeiten und die damit verbundene Dauer seien „noch nicht abschätzbar“ und würden „erst nach einer umfassenden Schadensbegutachtung feststehen. Die Ursache des Unglücks ist Gegenstand von Untersuchungen.“
„Schwarzer Tag in der Geschichte der Raaberbahn“
Hana Dellemann, die Generaldirektorstellvertreterin der Raaberbahn, war die ganze Nacht über bei den Aufräumarbeiten. Sie zeigte sich tief erschüttert über das Unglück und sprach von einem „schwarzen Tag in der Geschichte der Raaberbahn“. „Wir haben leider einen Fahrgast verloren, unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gehört jetzt seiner Familie und seinen Angehörigen“, so Dellemann.
Man habe auch drei schwerverletzte Passagiere gehabt, ein Schwerverletzter sei der Lokführer, der in der Nacht operiert worden sei. Es habe noch neun Leichtverletzte gegeben. Sie wünsche allen Verletzten schnelle Genesung, so Dellemann – mehr dazu in burgenland.ORF.at.