Gericht

Missbrauchsprozess: Zwölf Jahre Haft für Sporttrainer

Der Missbrauchsprozess um einen Sporttrainer hat Dienstagmittag mit einem Schuldspruch geendet. Der angeklagte 35-jährige Niederösterreicher muss Gerichtsangaben zufolge zwölf Jahre in Haft.

Die Liste der Anklagen war lang und umfasste Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauch von Unmündigen, geschlechtliche Nötigung sowie Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses. Die Taten an zahlreichen Kindern soll der Niederösterreicher zwischen Dezember 2014 und Juni 2021 begangen haben. Der Beschuldigte war vollumfänglich geständig.

Laut Staatsanwaltschaft war der Mann aber bereits vor 15 Jahren einschlägig straffällig geworden. „Schon zumindest seit dem Jahr 2007 fühlte sich der Beschuldigte zu Kindern, speziell zu Mädchen im Kleinkinderalter, sexuell hingezogen und er beschaffte sich aufgrund seiner Neigung eine Vielzahl an kinderpornografischem Material, welches er auf diversen Datenträgern speicherte“, hieß es in der Anklageschrift.

Kinderpornografisches Material sichergestellt

Bei einer 2021 durchgeführten Hausdurchsuchung wurden in der Wohnung des Mannes mehrere 100.000 Dateien mit kinderpornografischem Material sichergestellt. Das habe ihm irgendwann nicht mehr genügt und der Kletterlehrer und Tagesvater habe begonnen, selbst Kinder zu missbrauchen, argumentierte die Staatsanwaltschaft. „Spätestens im Jahr 2014“ habe der Mann zudem begonnen selbst kinderpornografisches Material herzustellen.

Für die Staatsanwaltschaft lag der Verdacht nahe, dass sich der Kletterlehrer und Tagesvater bei seiner Berufswahl an seiner pädophilen Neigung orientiert habe. Der gelernte Elektriker belegte nach dem Grundwehrdienst zunächst einen Kurs als Finanzdienstleister, ließ sich dann aber als Kletterlehrer und Tagesvater ausbilden.

Intensität der Handlungen steigerte sich

Über mehrere Jahre soll sich der Beschuldigte als Tagesvater so an den Kindern von fünf Familien, die er betreut hatte, vergangen haben, wobei sich die inkriminierten Handlungen in ihrer Intensität zusehends steigerten. Er übte der Anklage zufolge in einigen Fällen massive Gewalt gegen die kleinen Mädchen aus. Auch in seiner Funktion als Sporttrainer kam es regelmäßig zu Übergriffen.

Angegeben wurde vom 35-Jährigen Beschuldigten, dass es sich um Kurzschlussaktionen gehandelt habe. Die Staatsanwaltschaft stufte diese Verantwortung als „völlig absurd“ ein.

Kinderpornografie: Meldungen verdoppelt

Bei der Meldestelle Stopline wurde 2021 ein markanter Anstieg von Bildern und Videos sexuellen Missbrauchs Minderjähriger aus dem Internet verzeichnet. Mit 43.500 Fällen waren es mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Erster Verdachtsmoment bereits 2015

Bereits 2015 war gegen den in Niederösterreich wohnenden Mann aufgrund von Verdachtsmomenten in Richtung Kindesmissbrauch ermittelt worden. Aus Beweisgründen gab es damals eine Einstellung, zu einer Hausdurchsuchung kam es nicht. Diese wurde im Vorjahr im Zuge der Festnahme des 35-Jährigen vorgenommen, nachdem ein Opfer das Schweigen gebrochen hatte. Dabei wurde kinderpornografisches Material entdeckt.

Die Verhandlung am Landesgericht Wiener Neustadt fand am Dienstag zum Schutz der Opfer großteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Laut Gerichtsangaben muss der 35-Jährige zwölf Jahre in Haft und wird zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Ausgesprochen wurde außerdem ein Tätigkeitsverbot nach Paragraf 220b Strafgesetzbuch. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.