Chronik

Stockerau setzt Zeichen gegen das Vergessen

19 „Erinnerungssteine“ werden in Stockerau (Bezirk Korneuburg) verlegt, die ersten fünf davon am Sonntag. Sie sollen an die ehemals blühende jüdische Gemeinde in der Stadt erinnern, die in der NS-Zeit vertrieben und ermordet wurde.

Mehr als 100 Jüdinnen und Juden lebten vor 1938 in der Stadt im südlichen Weinviertel. 38 von ihnen wurden in den Jahren darauf Opfer der Shoah, so der Historiker Klaus Köhler aus Korneuburg, der zu diesem Thema geforscht hat.

19 Erinnerungssteine sollen das Gedenken an diese Menschen fördern, verlegt an historisch bedeutsamen Orten in Stockerau, an denen die Jüdinnen und Juden zuletzt gemeldet waren. Die fünf ersten Steine wurden am Sonntag präsentiert, sie würdigen zwölf jüdische Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Bei einem Festakt wurden die Daten und Lebensläufe dieser Opfer des NS-Regimes erläutert. Die übrigen Gedenksteine sollen bis Ende 2023 folgen, heißt es seitens der Stadtgemeinde.

Erinnerungssteine in Stockerau
ORF/Christoph Koller
Diese Steine erinnern an das Leben der jüdischen Gemeinde in Stockerau

Gleichzeitig wurde am Wochenende im Belvedereschlössl eine Ausstellung zum Thema eröffnet. „Die jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Stockerau“ wurde vom Museumsverein Korneuburg gestaltet. Während sie in Stockerau noch bis Jahresende zu sehen ist, gibt es bereits ab dem Herbst auch eine ähnliche Ausstellung im Museum Korneuburg.

Erinnerungssteine in Stockerau
ORF/Christoph Koller
Festakt in Stockerau

„Verantwortung für Bewahrung des jüdischen Erbes“

„In Stockerau war man sich des jüdischen Erbes und der Verantwortung für dessen Bewahrung immer bewusst“, betont Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP). „Der jüdische Friedhof unserer Stadt mit seinen rund 140 Gräbern gilt als einer der am besten erhaltenen und gepflegten.“ Auch anhand der früheren Synagoge der Stadt – der heutigen evangelischen Kirche – würden die Spuren der jüdischen Vergangenheit sichtbar.

Das Projekt „Erinnerungssteine“ sei nun eine gemeinsame Aufgabe der Gesellschaft, so Völkl. Es werde „in enger Zusammenarbeit zwischen einer aus politischen Vertretern und Privatpersonen bestehenden Gruppe und der Stadtgemeinde umgesetzt und weitgehend aus Sponsorengeldern finanziert“.