Burger mit Pommes
David Cortez/pixabay
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Gesundheit

Großes Cholesterinproblem in Österreich

33.000 Menschen sterben in Österreich derzeit pro Jahr durch atherosklerosebedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oft stecken zu hohe Blutfettwerte – das „böse“ LDL-Cholesterin – dahinter. Das wird jedoch nur selten diagnostiziert oder behandelt.

Thomas Czypionka, Leiter der Gesundheitsökonomie-Abteilung des Instituts für Höhere Studien (IHS), hat zur aktuellen Situation rund um das Cholesterin eine Studie verfasst. Doch bei der Arbeit stieß der Experte von Anfang an auf Probleme, wie er bei den Praevenire-Gesundheitstagen im Stift Seitenstetten (Bezirk Amstetten) informierte: In Österreich gibt es nach wie vor keine Diagnosecodierung bei den niedergelassenen Ärzten. Dadurch existieren nur rudimentäre Daten zur Verbreitung der Fettstoffwechselstörungen in der Allgemeinbevölkerung. Das wichtigste Problem ist die Hypercholesterinämie mit zu hohen Blutfettwerten als Hauptrisiko für Herzinfarkt & Co.

Was sich aber aus dem Umlegen deutscher Daten und der Analyse von verschieden verstreuten Informationsquellen aus Österreich ableiten lässt, so Czypionka: „Schon mit jungen Jahren, unter 30, erreichen nur drei Viertel der Menschen die Cholesterinzielwerte.“ Dieser Anteil sinkt mit höherem Alter auf Anteile um die 40 Prozent ab.

Die europäische Kardiologengesellschaft (ESC) fordert LDL-Cholesterinwerte von weniger als 115 Milligramm pro Deziliter Blut für Menschen ohne höheres Risiko, für Menschen mit einem hohen Risiko werden weniger als 70 Milligramm LDL-Cholesterin pro Deziliter Blut empfohlen, für Personen mit höchstem Risiko (z.B. schon ein überstandener Herzinfarkt) weniger als 55 Milligramm dieser „bösen“ Blutfette pro Deziliter.

Änderung des Lebensstils oft nicht ausreichend

Doch 80 Prozent der von zu hohen Blutfettwerten insgesamt Betroffenen erreichen diese Zielwerte nicht. Lebensstilmodifikationen mit gesünderer und fettärmerer Ernährung, ausreichender Bewegung und Abnehmen sind hier zumeist nicht ausreichend. Auf der anderen Seite gibt es seit gut drei Jahrzehnten mit den Statinen gut verträgliche und hochwirksame Arzneimittel zur Senkung des Cholesterinspiegels. Für sie liegen auch viele klinische Studien zu additiven Effekten in der Krebs- und Demenzprävention vor. Mittlerweile spielen auch die Kosten für diese Medikamente durch Generika (Patente abgelaufen) nur noch eine geringe Rolle.

Trotzdem fehlt es offenbar an entschlossenem Handeln zur Verringerung dieses Hauptrisikos für alle atherosklerotischen Erkrankungen. Das beginnt mit flächendeckenden Laboruntersuchungen auf den Cholesterinspiegel und endet bei einer konsequenten Behandlung.

8,3 Prozent der Todesfälle wegen hoher Cholesterinwerte

Czypionka: „Wir haben in Österreich rund 600.000 Menschen mit einem hohen Risiko. 8,3 Prozent der Todesfälle sind auf zu hohe Cholesterinwerte zurückzuführen.“ Die medizinischen Kosten der Behandlung von Menschen mit durch hypercholesterinämiebedingten Erkrankungen belaufe sich pro Jahr derzeit auf rund eine Milliarde Euro. Hinzu kämen noch rund 278 Millionen Euro an Produktivitätsausfällen.

Schon das Erkennen und eine wirksame Behandlung der Menschen mit hohem bzw. höchstem Atheroskleroserisiko durch zu hohe Blutfettwerte würde viel bringen: Auf sie allein entfallen 6,9 Prozent der Gesamtmortalität. Zwei Prozent der Gesamtgesundheitskosten entfallen auf diese Personengruppe und die Behandlung ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankungen.