Der Unbestechliche
Sommerspiele Sitzenberg
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Kultur

Intrigen, Witz und Aristokratie in Sitzenberg

2022 jährt sich die Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals „Der Unbestechliche“ zum hundertsten Mal. Für Theatermacher Martin Gesslbauer Grund genug, dem Werk die diesjährigen Sommerspielen Schloss Sitzenberg (Bezirk Tulln) zu widmen.

Das Festival im Tullnerfeld ist traditionell eines der ersten im niederösterreichischen Kultursommer. „Ein Stück Weltliteratur, eine feinfühlige Inszenierung und ein hochklassiges Ensemble, all das möchte man den Besucherinnen und Besuchern auch heuer bei den Sommerspielen Schloss Sitzenberg bieten“, hieß es in einer Aussendung. Die Komödie „Der Unbestechliche“, die an die Tradition des Volkstheaters anknüpft, wird von 3. bis 26. Juni gespielt.

Hauptfigur ist der Diener Theodor (gespielt von Michael Schefts), der nach jahrelanger Dienstzeit beim jungen Baron Jaromir (Geza Terner) wegen dessen sittlicher Einstellung zu dessen Mutter (Angela Schneider), seiner früheren Herrschaft, zurückkehrt. Als der mittlerweile verheiratete Jaromir gleich zwei ehemalige Geliebte auf den Landsitz der Baronin einlädt, versucht der unbestechliche Musterdiener die beiden Geliebten mit einer eleganten und klugen Intrige aus dem Haus zu manövrieren und Jaromirs Aufmerksamkeit auf seine liebenswerte Ehefrau Anna (Barbara Braun) zu lenken, so die Kurzfassung des Stücks auf der Website.

Der Unbestechliche
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Der Diener Theodor (Michael Schefts), die Baronin (Angela Schneider, l.) und ihre Schwiegertochter Anna (Barbara Braun)

Der moralisch integre Hausangestellte gehört mit seiner boshaften Gutherzigkeit zu den herausragenden komischen Charakteren der deutschsprachigen Dramatik. Er steht für die Mischung aus verschlagener Dreistigkeit und unterwürfiger Ergebenheit, ein wunderbares Beispiel für einen Diener der österreichischen Aristokratie, wie es in einer Aussendung der Veranstalter heißt.

Die Stückwahl war kein Zufall

Für Regisseur Martin Gesslbauer spielen die grundlegenden Wertvorstellungen des Stücks und seiner Figuren eine zentrale Rolle bei der künstlerischen Auseinandersetzung: „Der besondere Reiz am ‚Unbestechlichen‘ besteht darin, die Bedeutung von Werten wie Treue, Integrität und Loyalität in den Vordergrund zu stellen. Im Umkehrschluss darf man als Regisseur aber zugleich Abgründe wie Betrug und Verrat aufzeigen. Universelle menschliche Haltungen, die quer durch alle Epochen mitreißen und bewegen."

Warum gerade 2022 „Der Unbestechliche“ auf dem Spielplan steht? „Das liegt zum einen daran, dass Hugo von Hofmannsthal im Sommer vor genau 100 Jahren gerade dabei war, sein Lustspiel zu verfassen. Zum anderen daran, dass Bestechlichkeit doch insbesondere in letzter Zeit leider ein allgegenwärtiges und im Übrigen parteiübergreifendes Thema geworden ist“, so Gesslbauer.

Der Unbestechliche
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Anna (Barbara Braun, M.) mit Melanie und Maria, den beiden Geliebten ihres Ehemanns (Viktoria Weiner und Lara Neversal, v.l.)

Ein paar Stunden Auszeit für Besucher

Nachdem die Sommerspiele Schloss Sitzenberg 2020 aufgrund der Pandemie abgesagt werden mussten und 2021 nur unter aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen möglich waren, ist die Vorfreude auf die Sommersaison 2022 im Team um Martin Gesslbauer groß.

„Mit Blick auf den schrecklichen Krieg in der Ukraine und das große Leid der Menschen, kann man natürlich auch hierzulande unmöglich von Normalität oder einem unbeschwerten Sommer sprechen. Wir versuchen uns mit unserem Ensemble aber ganz auf die künstlerische Arbeit zu konzentrieren, um dem Publikum zumindest für einige Stunden eine anregende Auszeit von den weltpolitischen Sorgen zu ermöglichen.“