Bis heute ist der Charme der am 9. Juni 1927 in Wien als Tochter einer Hoteliersfamilie geborenen Schauspielerin legendär. Dabei war der Weg zum Beruf kein leichter. Auf Wunsch ihrer Mutter besuchte Haas zunächst eine Haushaltsschule, bevor sie das Konservatorium für darstellende Kunst in Wien absolvierte und zusätzlich bei der Burgschauspielerin Julia Janssen privaten Schauspielunterricht nahm.
1947 wurde sie mit der Rolle ihres Lebens bekannt
Der Beginn der Karriere führte dann über die Theaterbühnen, wobei auf das Landestheater Linz in Wien das Bürgertheater, das Stadttheater und Raimundtheater sowie in Deutschland der Titania-Palast Berlin oder das Deutsche Theater München folgten. Dann sollte die Entdeckung durch Willi Forst den Wendepunkt markieren: Er besetzte sie 1947 als Mariandl für seinen „Hofrat Geiger“, was Haas in der Folge etliche Rollen als süßes Wiener Mädl eintrug.
Als Mentoren und Wegbegleiter sollten Größen wie Paul Hörbiger, Curd Jürgens, Johannes Heesters, Franz Antel, Heinz Rühmann und allen voran Hans Moser der Mimin zur Seite stehen. Neben ihren Rollen in „Mariandl“, „Mariandls Heimkehr“, „Hallo Dienstmann“, „Kleiner Schwindel am Wolfgangsee“, „Gruß und Kuß aus der Wachau“ oder „Keine Angst Liebling, ich paß schon auf“ in der Regie ihres Ehemannes Erwin Strahl nahm Haas auch Schallplatten auf, darunter etwa „Im Weißen Rössl“ und „Wiener Lieder“.
„Jetzt sag ich’s“ über die Höhen und Tiefen
Dieses bewegte Leben schildert Waltraut Haas in ihren 2018 erschienenen und von Marina Watteck aufgezeichneten Erinnerungen „Jetzt sag ich’s“, in denen sie nicht nur von Erfahrungen mit Hollywoodstars wie Errol Flynn erzählt und vor allem auch ihrem Ehegatten Erwin Strahl ein literarisches Denkmal errichtet, sondern bei allem Grundoptimismus auch von Enttäuschungen und Niederlagen berichtet.
Als das Genre des liebenswerten Heimatfilms und damit auch ihre Rollen in Werken wie „00Sex am Wolfgangsee“ zusehends in seichte Sexschnulzen mündeten, führte Haas’ Weg wieder auf die Theaterbühnen, wo sie meist unter der Regie ihres 2011 verstorbenen Ehemanns im Scheinwerferlicht stand. Sie war auch oft bei den Wachaufestspielen Weißenkirchen (Bezirk Krems) zu sehen, deren Intendant Haas’ Sohn Marcus Strahl ist.
Außerdem entdeckte die Schauspielerin, die etwa 2001 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, 2003 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst oder 2010 mit dem Goldenen Wiener Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde, das deutschsprachige Fernsehen für sich. So war sie zuletzt 2020 in Catalina Molinas „Das Glück ist ein Vogerl“ als Wachkomapatientin zu erleben.
Zum 95er: Waltraut Haas im ORF
Entsprechend groß feiert nun der ORF die Jubilarin. ORF III zeigt etwa am 15. Juni „Außer Rand und Band am Wolfgangsee“ (22.30 Uhr) und tags darauf das im Vorjahr entstandene Porträt „ORF-Legenden – Waltraut Haas“ (0.05 Uhr). Im Laufe des Vormittags stehen dann die Klassiker „Im singenden Rössl am Königssee“ (13.30 Uhr), „Im Weißen Rössl“ (15 Uhr), „Hochzeitsnacht im Paradies“ (16.45 Uhr) und „Saison in Salzburg“ (18.30 Uhr) an.
Und auch Waltraut Haas wäre nicht Waltraut Haas, wenn sie selbst ihren halbrunden Geburtstag nicht entsprechend beginge – mit einem „Flotten Dreier“ – mit oder ohne Hot Dog, wie es heißt. Konkret sind die beiden Künstlerwirtsleute Tamara Trojani und Konstantin Schenk im Dinner Theater Schönbrunn die Dreier-Gespiele an Haas’ Geburtstagsabend. Versprochen wird eine „lustige Tritsch Tratsch Dinnershow“ – inklusive des Lieblingsmenüs der Jubilarin.