Englisch-Lehrer schreibt an die Tafel
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

Ferienstart beendet schwieriges Schuljahr

In Ostösterreich endet am Freitag das Schuljahr. Alleine in Niederösterreich beginnen damit für 190.000 Schülerinnen und Schüler die Sommerferien. Es war ein durchwachsenes Schuljahr – geprägt von Lehrermangel, CoV-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine schlug sich nicht nur als Thema im Unterricht nieder, in den vergangenen Monaten wurden auch insgesamt 2.570 ukrainische Flüchtlingskinder in den niederösterreichischen Schulen unterrichtet. Mit knapp 1.100 Kindern waren es die meisten in den Volksschulen.

„Sie sind überwiegend – und das war unser Weg und unser Zugang – in normalen Klassen integriert worden. Also in keinen extra Räumen und in keinen Sonderklassen, sondern die Kinder sind in der Klassengemeinschaft empfangen und aufgenommen worden“, so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) im Rahmen einer Bilanz anlässlich des Schulschlusses.

Zunehmender Lehrermangel als Problem

Eine Herausforderung war heuer der zunehmende Mangel an Lehrerinnen und Lehrern, das betrifft etwa auch die Mittelschule in Pottenbrunn in St. Pölten. „Ich bin glücklich, dass ich jetzt weiß, dass wir im nächsten Jahr normal starten können und dass wir kein Problem haben werden. Ich muss aber dazu sagen, dass uns die Bildungsdirektion seit Februar unterstützt hat, Lehrer zu finden“, so der Direktor der Mittelschule Pottenbrunn, Michael Lahnsteiner.

Bildungsdirektor Johann Heuras sieht beim Problem des Lehrermangels auch den Bund in der Pflicht. Er schlägt vor, „dass man über die Länge der Lehrerausbildung diskutiert, ohne großartig bei der Qualität Abstriche zu machen. Ich denke, dass eine fünfjährige Ausbildung reichen müsste.“

Laut Heuras soll das sechste Ausbildungsjahr allerdings nicht gestrichen werden. Stattdessen sollen die Lehrerinnen und Lehrer – aufgeteilt auf das Berufsleben – pro Jahr eine Woche als verpflichtende Fortbildung absolvieren. Im Gespräch mit noe.ORF.at erklärte Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister, wie aus ihrer Sicht das kommende Schuljahr wird und was man gegen den Lehrermangel unternimmt.

Werner Fetz Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister
ORF
Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister im Gespräch mit Werner Fetz

noe.ORF.at: Der Direktor in Pottenbrunn ist glücklich, wie er sagt, dass er im Herbst normal starten wird können. Wird das überall so sein? Wird es oft Studierende brauchen, die statt der Lehrkräfte aushelfen?

Christiane Teschl-Hofmeister: Beides, ja. Es wird überall so sein. Wir werden überall Lehrkräfte in den Klassen stehen haben. Und ja, es werden auch Studierende im Einsatz sein. Waren sie auch in der Vergangenheit schon. Und es wird nächstes Jahr nicht anders sein.

noe.ORF.at: Warum kommt es dazu, dass es in manchen Fächern seit Jahren einen derartigen Mangel gibt?

Teschl-Hofmeister: Dafür gibt es vielfältige Gründe. Einerseits gehen – und das wissen wir natürlich schon länger – gerade jetzt sehr viele Menschen in Pension. Das sind die berühmten geburtenschwachen Jahrgänge, die jetzt kommen, und die geburtenstarken Jahrgänge, die Pension gehen. Darauf sind wir grundsätzlich vorbereitet.

Es gibt natürlich viele, die jetzt durch die Corona-Pandemie und durch die Begleitumstände teilweise Überlastungserscheinungen gezeigt haben und sich jetzt im Moment für einen anderen Job entschieden haben. Es ist aber auch so, dass das Studium an sich dazu beiträgt, dass ganz viele der Lehrpersonen einfach nur halbtags oder nicht voll verpflichtet in den Schulen stehen. Und das erzeugt einen Mangel, obwohl an sich genug Köpfe da sind, die aber nicht genug Stunden in den Schulen sein können.

All das zusammen ergibt einen Mangel, den wir aber im kommenden Schuljahr gut im Griff haben. Wir müssen nur, wie der Bildungssektor es auch sagt, für die Zukunft vielleicht auch beim Studium ansetzen. Wir wollen, dass die Lehrer Vollzeit in den Schulen arbeiten und nicht so sehr daneben auch noch durch Studien belastet sind.

noe.ORF.at: Ist der Mangel, vielleicht auch die Aufgabenverteilung zurückzuführen? Muss man die neu denken, was man dem Bildungssystem alles überantwortet?

Teschl-Hofmeister: Das tun wir ständig. Dem Bildungssystem wird grundsätzlich viel zugemutet, auch teilweise im positiven Sinn. Es scheint manchmal so, als würde man gerne ein Kind in der Schule abgeben und hätte es dann fertig, wohlerzogen und mit guten Berufsaussichten am Ende der Schullaufbahn wieder heraus und glaubt, es würde allein nur in der Schule passieren.

Die Pädagoginnen und Pädagogen leisten in allen Schulrichtungen wirklich Großartiges. Aber es gibt nicht umsonst einen alten Spruch, der da lautet: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“. Das heißt, alle Kräfte müssen da zusammenhelfen, damit wir unserer Jugend unter die Arme greifen. Ich denke, dass wir das in den Schulen jetzt mit mehr Unterstützungskräften auch im administrativen Bereich tun. Wir haben Stützkräfte im Einsatz. Wir haben auch für die Kinder aus der Ukraine jetzt 30 Menschen aus der Ukraine angestellt, die helfen. Also wir tun, was wir können. Dass es immer mehr sein kann, ist keine Frage und darum bemühen wir uns auch.

noe.ORF.at: Die Pandemie hat das Schuljahr länger geprägt, als man angenommen hat. Heute haben wir mehr als 17.000 aktive Fälle, vor einem Jahr waren es 680. Was heißt das für den Herbst im Schulwesen, wenn sich diese große Welle jetzt aufbaut? Womit rechnen Sie?

Teschl-Hofmeister: Das heißt dasselbe wie immer, dass wir keine Gesundheitsexperten sind, sondern die Bildungsexpertise haben und einfach auf das hören, was uns die Gesundheitsexpertise sagt. Wenn es im Herbst Maßnahmen braucht, die uns vorgeschrieben werden, werden wir sie einhalten. Und wir können jetzt natürlich nicht genau sagen, wie es im Herbst aussieht. Aber Sie haben gehört, was auch der Bildungsminister gesagt hat, eine Woche vor Schulbeginn wird es die konkreten Startregeln für die Schulen geben. Und wir werden sie natürlich nach Punkt und Beistrich einhalten.

noe.ORF.at: Angesichts dessen, wie belastet die Psyche bei Kindern und Jugendlichen war, ist Distance-Learning noch einmal vorstellbar?

Teschl-Hofmeister: Distance-Learning ist sozusagen systemisch nicht vorgesehen. Wir wollen das nicht, wollten wir nie. Wir wollten immer und wollen das auch weiterhin, dass die Kinder und Jugendlichen möglichst in der Schule sind, weil sie einander auch gute Unterstützung bieten. Aber wenn es einzelne Klassen gibt, wo es sein muss, kann man das auch für das kommende Jahr nicht ausschließen. Aber im System wollen wir es nicht. Wir wollen offene Schulen und wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen in diesen Schulen sind.

noe.ORF.at: Als Mitglied der Landesregierung noch eine generelle Frage zu den steigenden Corona-Zahlen: Wird es und wenn ja, wann wird es neue Maßnahmen in Niederösterreich brauchen?

Teschl-Hofmeister: Das ist eine Aussage, die ich nicht treffen kann und auch gar nicht treffen will. Ich habe die Expertise auf dem Gebiet nicht. Es gibt Expertinnen und Experten, die das haben und auf die wir hören. Und wenn sie uns neue Regeln empfehlen, dann werden wir diesen Empfehlungen folgen.