Rettungsring vor See, Sujet Badeunfall, Wasserrettung
ORF/Claudia Schubert
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CHRONIK

Immer mehr Nichtschwimmer nach der Pandemie

Die Zahl der Nichtschwimmer steigt, weil während der Pandemie viele Schwimmkurse nicht stattfinden konnten. Besonders betroffen sind Schulkinder, aber auch in der Altersgruppe 50 plus trauen sich immer weniger Menschen ins Wasser.

600.000 bis 700.000 Personen in Österreich können laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit nicht schwimmen, rund 160.000 davon sind Kinder – Tendenz steigend. Landesgesundheitsrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zeigt sich angesichts dieser Zahlen alarmiert. „Ich bin der Meinung, dass man wieder Bewusstseinsbildung schaffen muss.Es ist wichtig, dass Kinder schwimmen lernen“, so Königsberger-Ludwig.

Grund für die hohe Zahl an Nichtschwimmern unter Kindern seien die entfallenen Schulschwimmkurse während der Pandemie, so der Präsident der Niederösterreichischen Wasserrettung, Markus Schimböck. Vor der Pandemie wären österreichweit 6,2 Millionen Schwimmunterrichtsstunden pro Halbjahr in den Schulen abgehalten worden, heuer waren es um ein Drittel weniger. Man versuche zwar den Rückstau aufzuholen, doch sei das Aufgrund mangelnder Infrastruktur nicht einfach, so Schimböck.

Markus Schimböck, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig
Anton Heinzl
Markus Schimböck, Präsident der Wasserrettung, mit Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig

Zahl der Hallenbäder nimmt ab

„Es wird immer schwieriger, Bäder zu finden, in denen wir Schwimmkurse durchführen können“, sagt Schimböck. Denn viele Gemeinden würden vermehrt auf Erlebnisbäder anstatt auf klassische Hallenbäder setzen. Letztere würden häufig aufgrund der hohen Kosten aufgelassen. „Mein Appell in diese Richtung ist: Wenn wir heute Freizeitbäder bauen, sollen wir den Aspekt des Schwimmenlernens nicht außer Acht lassen“, betont Schimböck.

Allerdings nimmt die Zahl der Nichtschwimmerinnen und -schwimmer auch in der Altersgruppe über 50 Jahren zu. Laut aktuellen Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit ist die Zahl der Menschen, die nicht regelmäßig schwimmen geht, in dieser Altersgruppe von 23 Prozent im Jahr 2019 auf 44 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. „Die Regelmäßigkeit ist wichtig, um in Übung zu bleiben“, sagt Schimböck. Wer sich im offenen Wasser unsicher fühlt, dem empfiehlt die Wasserrettung Schwimmhilfen zum Nachziehen, zum Beispiel Bojen, die man im Bedarfsfall zum Ausrasten nutzen kann.

Im Jahr 2021/22 führte die Wasserrettung Niederösterreich insgesamt 444 Einsätze mit 26.000 geleisteten Einsatzstunden durch. 317 Wasserretter- und -retterinnen stehen landesweit im Notfall zur Verfügung – allesamt ehrenamtlich. Die Gesundheitslandesrätin sprach allen aktiven Retterinnen und Rettern ihren „großen Dank“ für den Einsatz aus.