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Vorsichtiges Aufatmen bei Blutspenden

Seit Wochen warnen Politik und Rotes Kreuz vor einem drohenden Notstand bei Blutreserven. Die Aufrufe zum Blutspenden scheinen jetzt Wirkung zu zeigen, wie ein Lokalaugenschein in St. Pölten zeigt.

Josef Petschko aus Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten) ist in der Blutbank praktisch schon Stammgast, er war schon mehr als 30 Mal Blut spenden: „Ich habe den Aufruf der Regierung im Radio gehört und weiß, dass die Krankenhäuser dringend Blut brauchen. Da ist es für mich selbstverständlich wieder Blut spenden zu gehen. Schließlich weiß man nie, ob man es nicht irgendwann selbst braucht“, so Petschko.

Für Wolfgang Lackenbauer aus Markersdorf (Bezirk St. Pölten) ist es sogar schon das 100. Mal: „Ich gehe aus reiner Überzeugung. Ich bin einfach froh die Sicherheit zu haben, dass auch für mich im Ernstfall Blut da ist.“ Ähnlich sieht das auch Alexandra Bracher aus St. Pölten. Für sie ist es der zweite Termin in der Blutbank: „Zuerst habe ich mich gefürchtet, aber nach dem ersten Mal war es dann kein Problem mehr. Es ist schnell, unkompliziert und tut auch nicht weh.“

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Josef Petschko geht seit Bundesheer-Zeiten regelmäßig zur Blutspende

Blutbank: „Im Herbst unbedingt Blut spenden gehen“

In der Blutbank ist man zunehmend erleichtert, denn seit kurzem kommen mehr Blutspender als gewöhnlich. Teilweise würden sogar mehr als 100 Spenderinnen und Spender pro Tag kommen, berichtet eine Mitarbeiterin. Und das sei auch wichtig, denn 75.000 Blutkonserven werden pro Jahr in Niederösterreich abgenommen, alleine für die Kliniken werden aber zwischen 32.000 und 35.000 Konserven gebraucht.

Im Schnitt gehen nur drei Prozent der Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen regelmäßig im Jahr Blut spenden. In der Blutbank äußert man die Vermutung, dass viele Menschen sich vor der Nadel fürchten oder es schlichtweg vergessen. Auch die Corona-Pandemie hätte die Bereitschaft der Menschen Blut zu spenden drastisch reduziert, heißt es.

Auch wenn die Bereitschaft zu spenden aktuell groß sei, ruft der medizinische Leiter der Blutbank, Gottfried Fischer, dazu auf, auch langfristig und regelmäßig Blutspenden zu gehen. Das helfe Operationen in den Krankenhäusern nicht verschieben zu müssen: „Zwar sind die Spenden im Sommer wichtig, da es durch die Urlaubszeit auch häufiger zu Unfällen kommt. Aber wir bitten die Leute auch im Herbst und Winter unbedingt zur Blutspende zu kommen.“

Blutspende-Rückstellung durch Risiko-Gebiete

Am besten sei es noch vor dem Sommerurlaub Blut zu spenden. Denn nach Reisen in exotische Länder – wie in manche afrikanische oder südostasiatische Gebiete – ist es wegen der Gefahr von Tropenerkrankungen, wie Malaria, für mehrere Wochen oder Monate verboten Blut zu spenden.

Eine Coronainfektion ist übrigens kein Ausschlussgrund Blut spenden zu gehen. Nach einer Infektion ist eine Blutspende vier Wochen nach der Genesung wieder möglich. Wer sich gegen Covid-19 impfen lässt, darf bereits 48 Stunden nach der Impfung wieder Blut spenden gehen.

Ein weiteres Kriterium, das entscheidet, ob man für die Blutspende zugelassen wird, ist zukünftig außerdem die Zahl der Sexualkontakte. Wer innerhalb der letzten drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Sex hatte, wird für drei Monate von der Blutspende ausgenommen. Diese Regel soll mit 31. August in Kraft treten und löst die bisherige Gesetzeslage ab, die Homo- und Bisexuelle von der Blutspende per se ausschließt – mehr dazu in Unabhängig vom Geschlecht: Blutspenden ab September (news.ORF.at; 10.06.2022).