Füße von Kindern auf einer Schaukel auf dem Kinderspielplatz Eichgraben
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Kinderarmut steigt: Grundsicherung gefordert

Kinderarmut nimmt zu – davor warnt die Volkshilfe und war zwei Wochen lang auf Tour durch die Bundesländer. Dabei wurden 20.000 Unterschriften für die Einführung einer Kindergrundsicherung gesammelt.

Jedes fünfte Kind ist von Armut betroffen, das sind österreichweit knapp 370.000 Mädchen und Buben. Tendenz steigend. Besonders die aktuelle Teuerung verschärft die Situation für Kinder, erklärt Erich Fenninger, der Direktor der Volkshilfe Österreich. „Sie haben in den kleinen Wohnungen nicht ausreichend Platz. Sie dürfen keine Freunde und Freundinnen einladen. Es wird kein Geburtstag gefeiert. Sie winken dem Schulbus nach, wenn die anderen Kinder auf Skikurs oder Sportwoche fahren. Und sie schämen sich, wenn zu Schulbeginn Erlagscheine eintrudeln, die die Eltern nicht zahlen können und sie gefragt werden, warum das noch nicht bezahlt wurde“, so Fenninger.

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Die Volkshilfe hat bereits 20.000 Unterschriften für die Einführung einer Kindergrundsicherung gesammelt

Er plädiert daher für eine Kindergrundsicherung, die zwei Milliarden Euro kosten würde. Das sei auch ohne Gegenfinanzierung zu stemmen. Durch eine Kindergrundsicherung hätten Kinder bessere Bildungs- und Jobchancen. Das sei sowohl volks- als auch betriebswirtschaftlich sinnvoll.

Denn einerseits seien Kinder aus einkommensschwachen Familien als Erwachsene oft selbst von Arbeitslosigkeit betroffen und würden häufig Sozialhilfe beziehen. „Zweitens haben wir einen riesigen Personalmangel, der sich nicht so schnell auflösen wird. Wenn die Gesellschaft die Kinder, deren Eltern sich das nicht leisten können, einen längeren Bildungsweg ermöglichen, dann werden wir gute Mitarbeiterinnen bekommen und das wäre auch eine Lösung für den Personalmangel“, argumentiert Fenninger.

Volkshilfe warnt vor Kinderarmut

Vor zunehmender Kinderarmut warnt die Volkshilfe bei einer Tour durch die Bundesländer. Die Bilanz von Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger: 20.000 Unterschriften für die Einführung einer Kindergrundsicherung.

Studie zeigt Erfolg der Maßnahmen

Dass das Konzept wirkt, habe ein Projekt gezeigt, bei dem armutsgefährdete Familien für zwei Jahre probeweise Kindergrundsicherung erhalten haben. Das Ergebnis: „Die Kinder sind sorgenfrei, können Ausflüge mitmachen, Nachhilfe ist finanzierbar und ihr Gesundheitszustand verbessert sich. Sie haben auch weniger Fehlzeiten in der Schule“, so Fenninger. Bei der Bundesländertour wurden insgesamt 20.000 Unterschriften für eine Kindergrundsicherung gesammelt. Fenninger hofft, dass sich bald eine Mehrheit findet, sie auch umzusetzen.