Waren es im ersten Halbjahr 2019 45.395 Kontrollen, die der Zoll am Flughafen durchführte, so fanden heuer lediglich die etwa Hälfte, nämlich 20.065 Überprüfungen statt. Doch obwohl sich die Zahl der Kontrollen in der Pandemie halbierte, waren die Zöllnerinnen und Zöllner sogar erfolgreicher: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 wurde der Zoll heuer 132 mal häufiger fündig, wie Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und Flughafen-Vorstand Günther Ofner bei einer Pressekonferenz mitteilten.
Für Überraschung sorgt dabei auch die Schmuggelware. Vermehrt würden Schmuggler illegal Gold und Schmuck aus- sowie einführen, was übrigens nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun habe, wird betont. Vielmehr ging es um Händler, die ihre Ware unter der Hand loswerden wollten. In mehr als 200 erfolgreichen Kontrollen konnten die Zöllnerinnen und Zöllner Schmuck im Gesamtwert von rund 1,2 Mio. Euro entdecken, im Vergleichszeitraum 2019 waren es nur 583.449 Euro.
In einem Fall beispielsweise konnten 18 Kilogramm Goldschmuck, der im Koffer von Istanbul nach Wien gebracht werden sollte, sichergestellt werden. Bei einem anderen Aufgriff waren es 1,5 Kilogramm Goldschmuck aus Istanbul, immerhin aber subtiler versteckt, in einer Unterhose des Reisenden.
Ukrainekrieg: Neue Schmuggelrouten für Zigaretten
Zahlenmäßig am häufigsten geschmuggelt werden nach wie vor klassische Rauchwaren: Etwa 201.010 Stück Zigaretten und Zigarren wurden bei 570 Aufgriffen gefunden. Dabei spielen Zigarren laut Zoll-Teamleiter Roland Karner aber kaum eine Rolle, nicht zuletzt wegen der relativ hohen erlaubten Menge (50 Stück pro erwachsenem Passagier). Im Vergleich zu 2019 ist der Zigarettenschmuggel allerdings stark zurück gegangen, damals verzeichnete man noch mehr als doppelt so viele geschmuggelte Zigaretten. Karner weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass durch den Krieg in der Ukraine einige für Zigarettenschmuggel relevante Routen ausgefallen seien. „Wir sind dabei herauszufinden, welche neuen Routen verwendet werden“, so Karner.
Zigaretten werden allerdings nicht nur über den Luft-, sondern auch über den Landweg gerne geschmuggelt. Die Dienststelle Ost des Zolls kontrollierte im ersten Halbjahr 2022 2.356 Fahrzeuge, in 16 Aufgriffen zogen die Zöllner dabei 15.000 Stück Zigaretten aus dem Verkehr, ganze 6.400 Stück davon waren in der Seitenverkleidung eines PKW aus Nordmazedonien versteckt. Die Mehrheit der Aufgriffe betrafen allerdings Verstöße gegen das Tierseuchenrecht – mehr als fünf Tonnen tierische Produkte wurden in 125 Aufgriffen sichergestellt.
Finanzminister Brunner betonte, dass Schmuggel kein Kavaliersdelikt sei: „Diese Aufgriffe sind deshalb wichtig, weil sie für einen fairen Wettbewerb in Österreich sorgen. Einzelne sollen sich nicht auf Kosten der redlichen Unternehmerinnen und Unternehmer sowie der ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler einen Vorteil verschaffen, der unser Land, seine Wirtschaft und unsere Gesellschaft schädigt.“