Energiesicherheit Brauerei
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Wirtschaft

Land fordert schnelle Entlastung für KMU

Die hohen Energiepreise stellen kleine und mittelständische Unternehmen mit hohem Energieverbrauch vor große Herausforderungen. Wirtschaftsminister Kocher (ÖVP) kündigt Entlastungsmaßnahmen für den Herbst an, das Land kritisiert diese als zu spät.

Um 1,20 Euro sind die Produktionskosten für eine Kiste Bier in der Privatbrauerei Zwettl bereits gestiegen – in nur drei Monaten. „Wo das in den nächsten Monaten hinführt, können wir nicht abschätzen. Aber die Richtung ist jetzt schon besorgniserregend“, sagt Geschäftsführer Karl Schwarz.

So wie viele energieintensive mittelständische Unternehmen macht sich Schwarz Sorgen um die Zukunft. Die Brauerei Zwettl produziert mit 133 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pro Jahr 210.000 Hektoliter Bier und alkoholfreie Getränke. „Energieintensiv ist bei uns die Erzeugung von Dampf. Wir benötigen Dampf im Sudhaus, um die Würze zum Kochen zu bringen, und wir benötigen Dampf in der Abfüllanlage für Fässer und für Flaschen“, erklärt Schwarz.

Kocher: „Eine Milliarde Euro für Unternehmen“

Die Energiekrise sowie die Teuerung bei der Produktion in heimischen Betrieben war auch Thema bei einem Betriebsbesuch von Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstagnachmittag in der Brauerei. Letzterer versprach, dass auch Unternehmen von dem 21 Mrd. Euro schweren Entlastungspaket der Bundesregierung profitieren würden.

„Die heimischen Unternehmen profitieren von den Maßnahmen im Ausmaß von rund einer Milliarde Euro. Darin enthalten sind die Strompreiskompensation, die Teuerungsprämie für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Höhe von bis zu 3.000 Euro und der Direktzuschuss für energieintensive Unternehmen“, erklärte Kocher. Die Maßnahmen sollen im Herbst greifen.

Danninger Kocher
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Der Nationalratsabgeordnete Lukas Brandweiner (ÖVP), Minister Kocher, Landesrat Danninger und Geschäftsführer Schwarz (v.l.) in der Brauerei Zwettl

Danninger: Tempo für Hilfen muss erhöht werden

Danninger kritisierte, dass die Unternehmer noch bis zum Herbst auf die Entlastungsmaßnahmen warten müssen: „Der Bund hat zwar Hilfsmaßnahmen angekündigt, bei den Betrieben sind die Hilfen aber noch nicht spürbar angekommen. Hier muss das Tempo eindeutig erhöht werden. Ich glaube, man muss sich jetzt auch darauf vorbereiten, neue Hilfsmaßnahmen einzusetzen, sollten diese notwendig werden“, so Danninger. Zur Debatte stünden etwa Werkzeuge, die sich im Zuge der Coronavirus-Krise bewährt hätten, zum Beispiel die Kurzarbeit.

Für den Brauereibetreiber Schwarz sind die finanziellen Hilfen allerdings zunächst zweitrangig, solange die Frage der Versorgungssicherheit nicht geklärt sei. Noch wüsste niemand, welche Unternehmen im Fall eines Engpasses wie viel Gas erhalten. „Ich würde mir von der Bundesregierung wünschen, dass klar ausgesprochen wird, was der Plan ist. Ich glaube, es ist der Bevölkerung und auch den Industrieunternehmen viel zuzumuten. Was wir aber alle brauchen, ist eine transparente, offene Kommunikation. Wir müssen wissen, wie wir uns für die Zukunft wappnen können,“ so Schwarz.