Impfung einer Frau
APA/dpa/Roberto Pfeil
APA/dpa/Roberto Pfeil
Coronavirus

Für wen sich derzeit die vierte Impfung lohnt

In Niederösterreich haben sich mehr als 60.000 Menschen die Auffrischungsimpfung geholt, die meisten älter als 65. Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, rät, sich mehr zu schützen, da mit dem Quarantäne-Aus eine Infektion sehr wahrscheinlich werde.

In Niederösterreich zeigt sich ein Ost-West-Gefälle. Spitzenreiter bei den Auffrischungsimpfungen ist der Bezirk Mödling. Viele helle Flecken zeigen sich noch im Waldviertel und im Mostviertel. Empfohlen wird die vierte Impfung derzeit allen über 65 und Personen mit Risikofaktoren, etwa bei Übergewicht oder Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD.

„Deswegen, weil mit zunehmendem Alter das Immunsystem auch nicht mehr so leistungsfähig, so fit ist. Diese Gruppen haben ein besonders hohes Krankheitsrisiko“, erklärt der Arzt Karl Zwiauer, Mitglied im Nationalen Impfgremium, die Empfehlung. Die vierte Impfung sollte frühestens vier Monate nach der dritten erfolgen. Hat man in diesem Jahr bereits eine Coronavirus-Infektion überstanden und ist zwei- oder dreimal geimpft, so empfiehlt das Nationale Impfgremium, sich vier bis sechs Monate nach der Genesung impfen zu lassen.

Den vierten Stich kann sich grundsätzlich jeder holen, der angesichts der Sommerwelle wieder besser vor einer Erkrankung geschützt sein will. „Bei gesunden Personen, unter 65, geht man aber davon aus, dass sie wirklich einen guten Schutz haben vor schweren Erkrankungen. Der Schutz vor schweren Erkrankungen ist bei dreifach geimpften, jüngeren, immunkompetenten Personen wirklich so gut, dass wir da wahrscheinlich sinnvollerweise auf die Impfung im Herbst warten können“, rät Zwiauer.

Impfstoffe im Herbst an Omikron angepasst

Zwiauer geht davon aus, dass die Herbstwelle ihren Höhepunkt im Oktober oder November haben wird. „Wir werden sehen, ob die Sommerwelle gleich in die Herbstwelle übergeht“, sagte Zwiauer im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Thomas Birgfellner. Die Auffrischungsimpfung für unter 65-Jährige ohne Risikofaktoren werde im September oder Oktober sinnvoll sein, so Zwiauer.

Karl Zwiauer im Interview

Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, spricht unter anderem über die vierte Impfung und einen neuen Impfstoff.

Im Herbst könnte es dann schon Impfstoffe geben, die an Varianten angepasst wurden. Das seien aber nicht die aktuellen Varianten, so Zwiauer. „Wohl aber an die Variante, die im Februar diese große Welle verursacht hat. Das heißt, wir haben eine bessere Immunität dieser neuen angepassten Impfstoffe an das vorherige Omikron. Wie dieser Impfstoff bei Omikron vier, fünf wirken wird, wird sich noch weisen. Wir gehen aber davon aus, dass er besser wirkt, einen noch besseren Schutz vor schweren Erkrankungen bietet, als der alte, ‚nicht angepasste‘ Impfstoff“, erklärt der Mediziner.

Individueller Schutz wegen Quarantäne-Aus wichtiger

Mit dem Ende der Quarantäne ab Montag werde der Impfschutz noch wichtiger, so Zwiauer. Die Bedeutung der Maske nehme zu, ebenso jene der Hygienemaßnahmen, da man sich individuell mehr schützen müsse. „Weil die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion durch den Wegfall der Quarantäne noch höher werden wird.“

Impfen lassen kann man sich derzeit in neun Impfzentren, immer mittwochs, freitags und seit Kurzem auch samstags. Geimpft wird auch in zwei Impfbussen und in Ordinationen. Verwendet werden derzeit ausschließlich die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Auf Wunsch erhalten über 18-Jährige auch den Proteinimpfstoff von Novavax.