Kadaver eines Schafes
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Chronik

Wolf hinter gerissenen Schafen vermutet

In Langschlag (Bezirk Zwettl) sind Samstagfrüh zwei tote sowie zwei schwer verletzte Schafe gefunden worden. Der Besitzer vermutet dahinter einen Wolf. Der Wolfbeauftragte des Landes will für hundertprozentige Sicherheit auf das Ergebnis der DNA-Probe warten.

Als er seine Tiere in der Früh füttern wollte, bemerkte Gerhard Kernstock ein Schaf mit blutrotem Hals. Das zweite verletzte, aber noch lebende Tier fand er in der Hütte. „Dann hab ich alles abgesucht und die anderen zwei gefunden. Eines halb zusammengefressen, eines noch komplett, aber totgebissen“, schildert der Landwirt.

Die Amtstierärztin untersuchte die Tiere und nahm DNA-Proben. So wird bei vermeintlichen Wolfsrissen überprüft, ob es sich um einen Wolf handelt und ob seine DNA in Österreich schon bekannt ist. „Solche Kadaver können täuschend echt nach Wolfsbiss aussehen, aber es könnte ein anderes Tier gewesen sein“, sagt dazu der Wolfsbeauftragte Aldin Selimovic gegenüber noe.ORF.at. Selimovic arbeitet u.a. am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie und ist auch am Forschungsprojekt rund um das Wolfsrudel am Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl) beteiligt.

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Triggerwarnung
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Kadaver eines Schafes
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Dass große Mengen des Fleischs fehlen, weist für Aldin Selimovic auf einen Wolf hin
Kadaver eines Schafes, Magen im Vordergrund des Bildes
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U.a. der Magen wurde nicht gefressen, Wölfe hätten in der Vergangenheit schon öfters dieses Organ übrig gelassen, so Selimovic
Kadaver eines Schafes
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Kehlbisse, wie hier zu sehen, findet man auch bei Attacken von anderen Beutegreifern
mit Blut verschmiertes Schaf
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Zwei Tiere waren so schwer verletzt, dass sie notgeschlachtet werden mussten

Hinweise in beide Richtungen

„Auch Goldschakale oder Hunde hinterlassen solche Bisse. Kehlbisse machen alle Beutegreifer“, so Selimovic, „aber die Menge an Fleisch, die fehlt, würde auf den Wolf deuten. Der Magen wurde nicht gefressen, auch das wäre typisch Wolf“. Aber auch Nachnutzer, wie Füchse, Vögel oder Krähen, könnten viel vom Kadaver gefressen haben. Festlegen könne man sich also erst, wenn die DNA-Ergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse erwartet der Wolfsbeauftragte Ende nächster Woche.

Die Schafe der Familie Kernstock wurden im Juli 2018 bereits Opfer eines Wolfs, und zwar genau an derselben Stelle. Damals stammte das Tier aus einem Rudel bei Karlstift (Bezirk Gmünd). „Wenn es ein Wolf war, dann war es höchstwahrscheinlich ein anderer als 2018, weil sich das Rudel aufgelöst hat. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das Tier so lange in einer Region aufgehalten hat“, so Selimovic.

In Niederösterreich sind derzeit zwei Rudel heimisch. Österreich liege geographisch aber in einer Region, in der viele Wolfsrudeln leben, so Selimovic. Deswegen gebe es sehr viele „Einwanderer“ bei Wölfen, die lange Strecken zurücklegen. Wenn es sich um einen Wolf handelt, könnte er auch auf dem Durchmarsch durch Österreich sein, so der Experte.